Flüchtlinge als Praktikanten

Die Hürden sind hoch, doch immer mehr Asylbewerber finden am Tegernsee eine Beschäftigung. Nach den Gmunder Asylbewerbern, von denen einige im vergangenen Sommer auf Gut Kaltenbrunn begonnen haben zu arbeiten, sind es nun fünf Rottacher Flüchtlinge, deren Praktika starten können.

Die fünf Asylbewerber aus Rottach-Egern freuen sich über die Arbeitserlaubnis / Bild: Marja Schwartz
Die fünf Asylbewerber aus Rottach-Egern freuen sich über die Arbeitserlaubnis / Bild: Marja Schwartz

Freude bei fünf Asylbewerbern aus der Rottacher Traglufthalle. Sie haben jüngst die Genehmigungen der Ausländerbehörde erhalten. Damit ist es den fünf jungen Männern möglich, ab sofort ihre Praktika in diversen Betrieben in Rottach-Egern und Tegernsee zu beginnen.

Die Einsätze von einer Dauer von bis zu drei Monaten dienen dabei zur Berufsorientierung und zur Integration in den Arbeitsalltag. In den Bereichen Handwerk, Gastronomie und Handel werden allerdings dringend weitere Praktikantenplätze gesucht, wissen die Verantwortlichen von “Rottach-Egern Hilft!”.

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Deutsche und EU-Ausländer haben Vorrang

In der Regel dauert es etwa sechs Wochen, bis die Behörde über die Verträge entscheidet, erklärt Mürvet Kasap, Pressesprecherin der Arbeitsagentur München. Arbeiten dürfen Asylbewerber erst ab dem vierten Monat ihres Aufenthalts. Wenn es sich – wie beispielsweise im Fall von Gut Kaltenbrunn aus dem vergangenen Jahr – nicht um einen spezialisierten Beruf handelt, für den eine Fachkraft nötig ist, führt die Arbeitsagentur zudem eine sogenannte Vorrangprüfung durch.

„Die Stelle wird öffentlich ausgeschrieben und dem Arbeitgeber werden weitere geeignete Bewerber vorgeschlagen, die Vorrang haben, weil sie Deutsche oder EU-Bürger sind“, erklärt Kasap. Vier Wochen dauert diese Phase. Findet sich in dieser Zeit kein geeigneter vorrangiger Bewerber, kann die Arbeitsagentur der Beschäftigung der Asylbewerber zustimmen. Die Bearbeitungszeit dafür dauert in der Regel weitere zwei Wochen: „Meistens schaffen wir das aber schneller“.

Keine einfache Entscheidung für Arbeitgeber

In Gmund hat man bereits Erfahrungen mit dem Einsatz von Asylbewerbern gemacht. So wurden im Frühjahr vergangenen Jahres insgesamt sechs Asylbewerber zur Beseitigung der Sturmschäden angestellt. „Im September 2015 wurde ein Eritreer auf 450-Basis im Bauhof zur Pflege der Grünanlagen beschäftigt.“, so Florian Ruml, Geschäftsleiter der Gmunder Verwaltung vor wenigen Wochen auf Nachfrage.

Neben Gmund und jetzt auch in Tegernsee und Rottach-Egern arbeiten auch in den anderen Tal-Gemeinden Asylbewerber. In Bad Wiessee sitzt beispielsweise eine Frau aus Afghanistan beim Badepark an der Kasse. In Kreuth hilft seit einiger Zeit ein Mann aus dem Iran im Bauhof.

Allerdings ist es für Arbeitgeber nicht immer eine einfache Entscheidung, Asylbewerber dauerhaft einzustellen, so Johannes Hagn, Bürgermeister in Tegernsee im vergangenen Jahr. Denn man wisse nicht, wie lange die Verfahren dauerten und ob die Menschen am Ort blieben:

Wenn sie anerkannt werden, kann es sein, dass sie woanders hinziehen.

Manche suchen sich einen Ort mit einer Gemeinschaft der eigenen Nationalität, oder sie ziehen zu Familienmitgliedern, die woanders in Deutschland untergebracht sind. Da müssten die Arbeitgeber je nach Einzelfall entscheiden. So oder so können sich interessierte Rottacher Betriebe per Email an praktikum@rottach-egern-hilft.de wenden. Der Verein, der die ehrenamtliche Arbeit rund um die Traglufthalle organisiert, kümmert sich dann um die Anfragen.

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