Flüchtlinge durch Bildung integrieren

Rund 1.300 Flüchtlinge muss der Landkreis Miesbach bis Ende 2015 in den Gemeinden unterbringen. Darunter auch zahlreiche schulpflichtige Kinder und Jugendliche. Pünktlich zum Start des neuen Schuljahres stellt das alle vor große Herausforderungen. Erstmals werden Übergangsklassen für schulpflichtige Asylbewerber eingerichtet.

Einige derAsylbewerber im Tegernseer Tal sind schulpflichtig, Nun wurden Übergangsklassen eingerichtet. Archivbid
Einige der Asylbewerber im Tegernseer Tal sind schulpflichtig, Nun wurden Übergangsklassen eingerichtet / Archivbild

Rund 10.000 zusätzliche Schüler werden die Schulen im Freistaat Bayern bis zum Jahresende durch den wachsenden Zustrom an Asylbewerbern aufnehmen. Auch die Einrichtungen im Landkreis Miesbach müssen hierfür ihren Beitrag leisten. Dazu der Sprecher des Landratsamtes, Birger Nemitz:

Auch auf steigende Flüchtlingszahlen sind wir aus heutiger Sicht vorbereitet. Notfalls können wir auch noch weitere Maßnahmen zur Sprachförderung einrichten.

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Doch wo genau werden die schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen aus den Asylbewerberfamilien unterrichtet? “Wir haben derzeit keine Anmeldungen von Flüchtlingen für das neue Schuljahr“, betonen der Rektor der Realschule Tegernseer Tal, Stefan Ambrosi und Werner Oberholzner, Schulleiter des Tegernseer Gymnasiums.

Das sei der Tatsache geschuldet, dass die Übergangsklassen für Asylbewerber an den Mittelschulen angegliedert seien, heißt es weiter.

Landkreisweites Modellprojekt in Hausham

So wurde für dieses Schuljahr an der Mittelschule in Hausham erstmals eine solche landkreisweite Übergangsklasse eingerichtet. Durch die Vergangenheit als Bergarbeiterdorf hat Hausham traditionell viele Familien mit Migrationshintergrund. Zudem ist die Anbindung durch die BOB aus allen Teilen des Landkreises gegeben.

„Nach derzeitigem Stand haben wir 17 Anmeldungen von Schülern für die neu geschaffene Übergangsklasse. Darunter sind neben Kindern von Familien aus Osteuropa, die schon länger hier leben, auch Flüchtlinge aus Eritrea, Syrien und Nigeria“, erklärt der Rektor der Haushamer Mittelschule, Markus Rewitzer.

An der Mittelschue in Hausham wurde die erste Übergnagsklasse im Landkreis eingerichtet. Quelle: Grund-und Mittelschule Hausham
An der Mittelschule in Hausham wurde die erste Übergangsklasse im Landkreis eingerichtet / Quelle: Grund -und Mittelschule Hausham

Die Jugendlichen sind zwischen 11 und 14 Jahre alt und sollen an der Schule zunächst Deutsch lernen. Das ist die Grundvoraussetzung um die Kinder später auf weiterführende Einrichtungen schicken zu können. Zum Lehrplan zählen Mathematik und Geographie. „Wir haben das Ganze nicht kurzfristig geplant, sondern uns gewissenhaft darauf vorbereitet”, so Rewitzer.

Eine Lehrkraft wird sich ganz den Flüchtlingen widmen. Sie habe dafür Fortbildungen besucht und sich ein Bild von bereits bestehenden Klassen in München gemacht. “Hausham hat sich gezielt als Standort beworben“, so der Rektor. Mit den ersten Schultagen ist er zufrieden und lobt vor allem die große Motivation der Kinder.

Die normale Schullaufbahn als Ziel

Langfristiges Ziel sei es, die Schüler in das reguläre deutsche Schulsystem zu integrieren. „Wir würden die Schüler am Gymnasium auch im laufenden Schuljahr aufnehmen. Voraussetzung sind aber ausreichende Deutschkenntnisse“, versichert Tegernsees Rektor Werner Oberholzner. Die Schüler erhalten dann den Status eines Gastschülers.

Auch eine Berufsintegrationsklasse für Flüchtlinge und junge Asylbewerber hat der Landkreis Miesbach mittlerweile eingerichtet. An der Berufschule in Miesbach werden mit dem neuen Schuljahr in zwei Klassen insgesamt 44 junge Asylsuchende aus zehn verschiedenen Ländern unterrichtet.

Im ersten Schuljahr geht es auch dort zunächst um das Erlernen der deutschen Sprache. Danach kommt im wöchentlichen Wechsel die Berufsintegration bei Unternehmen dazu. Ziel ist die Vorbereitung auf eine Lehre. Außerdem erhalten die jungen Männer Integrationsunterricht.

Eine private Initiative macht es vor

Wie eine solche Integration gelingen kann, zeigt das Beispiel am Gymnasium in Holzkirchen. Zwar nehmen auch dort streng genommen keine Schüler aus Asylbewerberfamilien am Gymnasialunterricht teil, es werden jedoch seit Februar Räume für den Deutschunterricht von 23 jungen Flüchtlingen zur Verfügung gestellt.

In Holzkirchen werden Quelle: Verein Hilfe von Mensch zu Mensch e.V.
Der Verein Hilfe von Mensch zu Mensch unterrichtet in Holzkirchen Asylbewerber / Quelle: Verein Hilfe von Mensch zu Mensch e.V.

Der Verein „Hilfe von Mensch zu Mensch e.V“ gibt dort Deutschunterricht und hat es geschafft, einem Teil der Jugendlichen einen Schulabschluss in Aussicht zu stellen. „Elf Schüler aus Somalia und Erithrea haben den Deutschtest bestanden und können hier nun in den kommenden beiden Jahren einen einfachen Hauptschulabschluss machen“, erklärt Petra Winklmair vom Verein.

Die private Initiative wird durch Spenden finanziert. Drei vollwertige Lehrkräfte unterrichten die Schüler in den Fächern Deutsch, Mathematik, Erdkunde und Sozialkunde. Ein Modell, das im Landkreis Miesbach im buchstäblichen Sinne „Schule machen“ könnte.

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