Zahlen und Fakten - statt Gefühl und Stimmung
Flüchtlinge – sind wir am Anschlag?

Der Landkreis ächzt unter den Belastungen der Fluchtbewegungen. Ein Dauerthema. Es bringt alle Beteiligten an den Rand der Erschöpfung, ist Nährboden für Misstrauen. Schauen wir uns die Fakten an.

Geflüchtete – wie sieht die Faktenlage im Landkreis aus? / Quelle: foto-webcam.org

“Wir sind am Limit”, so wird CSU-Landrat Olaf von Löwis zitiert. Die “Situation sei eine Katastrophe”, Familien mit kleinen Kindern seien eingepfercht.” Genehmigungsverfahren für den Bau von Unterkünften zuletzt ein halbes Jahr. Statt in Containern oder Häusern leben bei uns Flüchtlinge in Turnhallen. Ob in Tegernsee oder Miesbach. Wo einst Sport gemacht wurde, warten Menschen auf ihre Verfahren, zum Nichtstun verpflichtet, weil Asylbewerber keinerlei Arbeit nachgehen dürfen.

Zu den Fakten*:

1.172 Flüchtlinge aus der Ukraine, sowie 769 Flüchtlinge aus dem Bereich Asyl sind derzeit in unserem Landkreis registriert. Es leben also 1.941 Personen im Zuständigkeitsbereich der Ausländerbehörde Miesbach. Das sind laut Landratsamt viermal so viele wie vor einem Jahr.

Wie teilen sich die Gruppen nach ihrem Geschlecht derzeit auf? Aus der Ukraine sind 213 Männer und 498 Frauen gekommen. Hinzu kommen 461 Personen, die unter 18 Jahre alt sind.

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Bei den Asylbewerbern sind 461 männlichen Geschlechts. 126 sind Frauen. 182 sind unter 18 Jahre alt. Die meisten Menschen stammten aus Afghanistan, Syrien, der Türkei und Nigeria.

In der Herbst- und Winterzeit kamen etwa 50 Personen jede Woche. Seit Januar 2023 werden dem Landkreis alle zwei Wochen Menschen aus der Ukraine und aus dem “normalen” Asylbewerber-Bereich zugewiesen.

Die Unterbringung

Die Unterbringung erfolgt in Turnhallen. Wohnraum ist im Oberland so gut wie kaum zu bekommen. Auch ein Grund, warum der Landkreis noch im unteren Bereich der Zuweisungen liegt. Zugespitzt gesagt: Die extrem hohen Grundstücks- und Wohnungspreise “schützen” vor höheren Flüchtlingszahlen. Derweil werden also Sportstätten gefüllt. Die Hallen des Gymnasiums Miesbach und die der dortigen Berufsschule sind bereits am Kapazitätslimit. Nur noch die Halle in Tegernsee könnte weitere Personen aufnehmen. Laut Landratsamt werden wieder Container für Holzkirchen und Hausham angemietet. Das Verfahren läuft.

Wer arbeitet?

Ukrainer dürfen wegen ihres anderen Rechtstands sofort Arbeit aufnehmen. Wird ihnen der Aufenthaltstitel erteilt, was theoretisch sehr schnell angesichts der aktuellen Arbeitsmarktsituation hier im Oberland passieren könnte. Allerdings scheitert das auch an fehlender Kinderbetreuung und Sprachkenntnissen. Dann sind die Beschäftigungen auch oft nicht von langer Dauer.

Fazit:

Sieht man die Zahlen, hört von den unmöglichen Belastungen aller Personen, die mit diesem Thema beschäftigt sind, vom Landratsamt bis hin zu Helferkreisen, macht sich Resignation breit. Es ist bestenfalls ein improvisatorisches Verwahren. Von Integration kann nur in Einzelfällen zu sprechen sein. Immer dann, wenn sich Privatpersonen, Familien entschließen, Flüchtlinge aufzunehmen, sie auszubilden, ihnen bei den alltäglichen Dingen helfen. Aber von einer Massen-Integration in unsere Gesellschaft sind wir weit entfernt. Viele Verantwortliche, ob in Privatinitiativen oder in der Verwaltung, zeichnet sich ein unschönes Bild. Jene, die am Ende mit den Flüchtlingen arbeiten und leben, leben müssen, werden von München und Berlin im Stich gelassen. Ob man mehr in die Integrationsaufgaben investiert, mehr Liegenschaften des Bundes umwandelt oder das Undenkbare einer Obergrenze für Flüchtlinge diskutiert – wegschauen kann die Politik nicht mehr lange. Der Kessel auf Kommunalebene steht unter Dampf – und in Bayern wird im Oktober gewählt.

*alle Zahlen Landratsamt Miesbach

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