Ein Kommentar von Nina Häußinger
Eine führende Immobilienfirma postet ein Video – bestehend aus Männern in Führungspositionen – die sich über die tollen Leistungen von Frauen unterhalten. Was fehlt? Eine Frau. Der Shitstorm kam postwendend, der Tweet verschwand. Was bleibt ist ein komischer Nachgeschmack. Besonders erschütternd an der Sache: Die gesamte Presseabteilung der Firma besteht aus Frauen. Niemandem scheint die Ironie des Videos aufgefallen zu sein.
Das gleiche könnte einem aber bei der nächsten Veranstaltung im Tegernseer Tal passieren. Schauen wir uns mal bei den Großen im Tal um. Die fünf Bürgermeister – Männer. Der TTT-Chef – ein Mann. Der Landrat – ein Mann. Der Chef der Tegernseer Brauerei – ein Mann. Der Chef des E-Werks – ein Mann. Diese Liste ließe sich beliebig fortführen. Fakt ist: Bei Veranstaltungen im Tegernseer Tal trifft man auf 90 Prozent Männer. Barbara von Miller von der SPD in Gmund erklärte letztes Jahr, Gmund sei noch nicht bereit für eine Frau ganz oben und trat nicht zu Wahl an. Was für eine Schande.
Wann ist denn Gmund und das Tegernseer Tal bereit? Wann ist denn die Welt bereit? Glaubt ihr, die Frauen in den 68er Jahren, in der die Proteste und Bewegungen einen Meilenstein für die Gleichberechtigung besiegelten – glaubt ihr, diese Frauen haben gefragt, ob die Welt bereit ist?
Veränderung spürbar – auch im Tal?
Die Gesellschaft wäre nie bereit, eine Veränderung bewusst anzunehmen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Nicht umsonst kämpfen Frauen schon seit Jahrzehnten, ja bald Jahrhunderten für Emanzipation und Gleichstellung.
Von Frauenquoten ist die Rede, von gleicher Bezahlung für die gleiche Arbeit, von Elternzeit, nicht mehr nur von Mutterschaftsurlaub. Ja, eine Veränderung ist spürbar – aber auch auf dem Land? Auch im Tegernseer Tal?
Mehr Mut, Engagement und den Willen, die eigene Heimat mitzugestalten
Frauen wie Kathrin Hösl, die sich als Automechanikerin in Rottach in einer Männerdomäne beweist, Angelika Brogsitter Fink, die sich als Naturschützerin einen Namen gemacht hat oder Gabriele Schultes-Jaskolla, die als dritte Bürgermeisterin von Rottach Einfluss auf den Ort hat, geben Hoffnung. Trotzdem bilden sie die Ausnahme. Man muss lange nachdenken, um Frauen zu finden, die das Tal bewegen, die das Tal beeinflussen, mitgestalten, verändern. In den Führungsbereichen sieht es schwarz aus für das weibliche Geschlecht.
Mehr Mut ist gefragt, mehr Engagement. Mehr Willen, die Gestaltung der eigenen Heimat nicht alleine in die Hände der Männer zu legen. Und weniger Zweifel, wie die von Barbara von Miller „es sei noch nicht die Zeit gekommen“. Also liebe Tal-Frauen – die Kommunalwahlen 2020 stehen vor der Tür – traut euch. In diesem Sinne: Einen revolutionären Weltfrauentag! Lasst es krachen!
SOCIAL MEDIA SEITEN