Der Einladung zum 10-jährigen Bestehen der SMG waren nahezu alle gefolgt, die im Landkreis als Politiker und Unternehmer Rang und Namen haben. Zumal auch der Festsaal auf Gut Kaltenbrunn für den nötigen Rahmen als Wirtschaftsempfang sorgte. Klaus-Dieter Graf von Moltke, Aufsichtsratsvorsitzender der Standortmarketing Gesellschaft (SMG), begrüßte in einer launigen Rede beispielsweise den CSU-Bundestagsabgeordneten Alexander Radwan, den er nicht gleich in den ersten Reihen ausmachte, damit, dass er ihn statt in der Mitte mehr rechtsaussen erwartet hätte. (Großes Gelächter)
Bürgermeister Georg von Preysing nannte er den „Platzhirschen“. Dass dieser sich „verschämt“ in die dritte Reihe gesetzt habe, würde gar nicht zu ihm passen, frozzelte Moltke. Doch dann warb er für die SMG als wesentlichen Impuls der Wirtschaft hier im Landkreis. Was mit der Gründung der Gesellschaft zur Standortentwicklung von Unternehmen begonnen habe, sei damals eher eine Randerscheinung gewesen. Heute verstehe sich die SMG als beratende und dienstleistende Gesellschaft für den Landkreis Miesbach.
SMG will über den Tellerrand schauen
Sein Credo sei, die Ansiedlung von Wirtschaftsunternehmen leichter zu ermöglichen und bestimmte Strukturen zu beschleunigen. Im Vordergrund stünden dabei Genehmigungen zu erleichtern und „Machbarkeiten“ zu schaffen. Dies sei es, was die Unternehmer „im Sinne der Wertschöpfung“ im Landkreis bräuchten.
„Dankbar müssen wir sein, dass wir die Steigbügel politisch gehalten bekommen haben“. Deshalb sieht er die SMG inzwischen als eine Entwicklungsgesellschaft. Doch entscheidend sei, wie man den Landkreis in der Metropol-Region München „am Strom halten“ könne. Sein Ziel sei es, mit dem Landkreis eine starke Marke zu entwickeln, die global aufgestellt sei und mit der man bestehen könne.
Punkten könne man in Hamburg zwar mit Holzkirchen, dem Tegernsee und dem Schliersee punkten, nicht aber mit Fischbachau (Gelächter). Die SMG müsse sich „breiter und dominanter“ aufstellen, dies stehe ganz oben auf der „Agenda“. Wenn man sein mittelständisches Unternehmen in einer Öko-Modellregion habe, sei dies kein Schielen nach Fördergeldern, sondern es sei der „richtige Nährboden“, um Arbeitsplätze zu entwickeln und zu sichern.
„Servus Zukunft“
„Dies ist ein wichtige sozialpolitische Aufgabe“, so von Moltke. Derzeit habe der Unternehmerverband 179 Mitglieder, „aber bei uns gibt es keine Obergrenze“, meinte der SMG-Chef augenzwinkernd. Der Moderator des Abends, BR-Journalist Stefan Scheider, stellte Landrat Wolfgang Rzehak (Grüne) als den Winfried Kretschmann (Grüner Ministerpräsident von Baden-Württemberg) des Landkreises vor.
Rzehak selbst sieht sich derzeit qua Funktion im Aufsichtsrat als „Lebensabschnittspartner“ der SMG. Es sei wichtig, dass dort die Politik „etwas zu sagen“ hat, aber man habe der Wirtschaft nichts vorzuschreiben. Doch es nütze nichts, „wenn die SMG irgendeine Spedition auftreibt, das schafft man in Hof auch billiger. Wir wollen Hightech, Innovation und nachhaltige Firmen haben, die auch mit der Umwelt gut umgehen“, damit sie auch noch für die Enkelkinder gesichert sei.
Mit einem neuen Motto „Servus Zukunft“ will SMG-Geschäftsführer Alexander Schmid den Landkreis „anpassungsfähiger machen“ und mit klugen Köpfen nach vorne bringen. Auch „Quergedachtes“ wolle man sichtbar machen. „Wir wollen gute Ideen mit dem dafür notwendigen Kapital zusammenbringen“. Hauptredner Friedich Merz hatte es an diesem Abend nicht weit nach Kaltenbrunn. Er habe seine Zweitwohnung in Gmund.
„Trump stellte das politische System auf den Kopf“
Irgendwann wolle er einmal ganz an den Tegernsee ziehen. Noch aber ist für den 61-Jährigen die große Weltpolitik die Bühne. Als Vorsitzender der überparteilichen Atlantik-Brücke spann der ehemalige CDU-Finanzexperte und Aufsichtsratschef beim weltweit größten Vermögensverwalter Blackrock den großen Bogen von Trump bis zum Brexit der Briten. Er warnte vor den Folgen dieser „präzedenzlosen“ Wahlentscheidungen.
Mit ihnen habe man sich noch „Jahrzehnte“ auseinanderzusetzen. Für den bislang einmaligen Austritt aus der EU habe die Regierung von Theresa May weder einen Plan B, „geschweige denn einen Plan A“. Aber die „Züge verlassen jetzt schon den Bahnhof“, Banken und Unternehmen. Damit würden aber nicht nur die Briten verlieren, auch Deutschland werde die Folgen wirtschaftlich wie politisch spüren.
Über den Atlantik blickend sagte Merz, dass mit der Wahl Trumps zum US-Präsidenten alle Regeln „in Frage gestellt werden, da Trump das gesamte politische System in den USA auf den Kopf stellt“. Mit Blick auf Trumps Amerika und den Entwicklungen in Asien appellierte Merz für mehr europäisches Selbstbewusstsein: „wir leben in einem offenen, freiheitlichen, liberalen System. Dafür müssen wir in Europa zusammenstehen“.
Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) strich die Produkte „made in Bavaria“ heraus. Hier habe man erstklassige Produkte. Gerade in einer vernetzten Gesellschaft sehe sie hierfür gute Chancen. Träger des Wirtschaftspreises 2017 für nachhaltiges Handeln wurde die mehrfach biozertifizierte Firma Herbaria Kräuterparadies aus Fischbachau. Für seine Leistungen im Bereich Innovation wurde der Tegernseer Zahnarzt Dr. Siegfried Marquardt prämiert.
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