Fuchs mitten im Tegernseer Kurpark erschossen

Am hellichten Tag mitten in Kurpark Tegernsee wird ein Fuchs abgeschossen. Mit dabei Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn höchstpersönlich. Ging hier alles rechtens zu? Nach Angaben des Landratsamts wohl eher nicht.

Dieser kleine Fuchs wurde im Kurpark in Tegernsee abgeschossen.

Uns erreichte heute morgen die Nachricht über einen kleinen Fuchs, der am Wochenende im Kurpark in Tegernsee umherlief und sogar das Fitnessstudio Medius besuchte. Ein Passant, selbst Tierliebhaber und Fotograf, machte Bilder des kleinen Fuchses, weil er ihn so schön fand. Dann verständnigte er nach eigenen Angaben die Polizei, die aber bereits durch Mitarbeiter des Medius und des Rehabilitationszentrums Bescheid wusste.

Während der Mann das Tier beobachtete, verhielt es sich wohl sehr ruhig und zeigte wenig Scheu vor den anwesenden Menschen. Der Fuchs, wohl recht jung, war jedoch schon dünn und hatte struppiges Fell. Bald darauf kamen der Bürgermeister Johannes Hagn und ein ihm bekannter Jäger hinzu.

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Ohne Beschluss abgeschossen

Dieser soll mit dem Tier kurzen Prozess gemacht und den Fuchs kurzerhand abgeschossen haben – mitten im Kurpark mit zahlreichen Zuschauern. “Ich war ehrlich gesagt etwas geschockt über das Vorgehen,” so der Passant. “Ich hätte erwartet, dass das Tier zumindest erst einmal betäubt wird”.

Laut Passant habe der Jäger noch dazu seinen Job nicht allzu gut gemacht. Nach dem ersten Schuss soll der Fuchs sich noch am Boden gewälzt und gezuckt haben. “Dann hat es wohl noch einen zweiten Schuss gegeben, aber ich glaube, irgendetwas hat am Gewehr nicht funktioniert.” Dann sei der Fuchs allerdings doch relativ schnell tot gewesen. Für den Augenzeugen ein Unding:

Ich fand dieses Vorgehen brutal und nicht in Ordnung.

Bürgermeister Hagn, der ebenfalls vor Ort war, könne selbst nicht viel zum Sachverhalt sagen. “Ich war nur Zuschauer und kann die Lage des Tiers nicht einschätzen, ich bin schließlich kein Jäger.” Allerdings habe der Fuchs nicht gut oder gesund ausgesehen.

Fuchs hatte wohl Räude

Nach ersten Einschätzungen der Tierschutzvorsitzenden Johanna Ecker-Schotte hatte der Fuchs wohl tatsächlich die Räude. Eine Krankheit, die die Füchse orientierungslos und im späteren Verlauf blind macht. Sie verlieren schnell die Scheu vor dem Menschen. Sie macht deutlich:

Im Fall von Räude bleibt leider oft keine andere Alternative, als den Fuchs zu schießen,

Diese Krankheit sei nicht schnell mal mit einer Tablette geheilt. Das Tier müsste dauerhaft in einer Station behandelt werden.

Am Montag wurde im Beisein von Bürgermeister Johannes Hagn (li.) ein Fuchs im Kurpark von einem Jäger (re.) erschossen. / Quelle: Privat

Bis dahin lässt sich der Abschuss also weitestgehend nachvollziehen. Was allerdings klar gegen die Richtlinien verstößt, ist die Tötung des Fuchses mitten im Kurpark ohne Ausnahmegenehmigung. Das bestätigt Sophie Stadler, Pressesprecherin des Landratsamtes Miesbach:

Der Fuchs hatte offenbar Räude, jedoch ist auch zur Entnahme eines kranken Tieres in befriedetem Gebiet (!) zwingend eine Ausnahmegenehmigung der Jagdbehörde erforderlich. Die Jagdbehörde hat eine solche Ausnahmegenehmigung nicht erteilt, wir hatten bis zur Übersendung der Informationen durch den Tierschutzverein keinerlei Kenntnis von einem kranken Fuchs in Tegernsee oder dessen geplanter Entnahme.

Ein Kurpark gilt zweifellos als befriedetes Gebiet. Auch die zahlreichen Zuschauer des Vorfalls, die die Geschehnisse wohl teils mit ihrer Handykamera aufnahmen, sprechen für sich. Nach Angaben des Landratsamt werde die Jagdbehörde dem Vorfall nun sofort nachgehen.

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