Der heilige Rasen von Rottach-Egern, ein Tegernseer Acker und die stolzen Kreuther

Wie viel investieren die Gemeinden in die Sportstätten und was lässt sich die Kommune die Instandhaltung kosten? Muss hier auf Grund von Budgetknappheit vielleicht sogar gespart werden?

Eingestiegen sind wir mit der Serie in Gmund, wo Gemeinde in punkto Instandhaltung und Pflege insgesamt sehr gut wegkommt. Teils eklatant ist das Urteil für Wiessees öffentliche Sportanlage an der Hagngasse. Dort gibt es in vielerlei Hinsicht noch Klärungs- und in Sachen Vereinsheimreinigung Nachholbedarf.

Und nun schauen wir uns die zwei verbliebenen Gemeinden Rottach-Egern und Kreuth sowie die Stadt Tegernsee an. Dabei ist vor allem die Situation in Tegernsee alles andere als optimal.

Seit Anfang Juni ist das Spielfeld in Tegernsee gesperrt. Drei Wochen wird es noch so sein.
Seit Anfang Juni ist das Spielfeld in Tegernsee gesperrt. Drei Wochen wird es noch so sein.
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„Gruben und Grasdickicht“ in Tegernsee

Nicht minder große Probleme wie in Bad Wiessee finden die Fußballer des TV Tegernsee an der Sportanlage „Point“ vor. Dort gibt es nur einen Naturrasenplatz für alle Fußballmannschaften.

Da wundert es kaum, dass der Platz, aufgrund von tiefen Löchern im Boden und seinen Unebenheiten, zum Teil als „Acker“ bezeichnet wird. Kommentar von Veritas:

Am Tegernseer Platz muss man aufpassen, dass man nicht in eine der vielen Gruben fällt oder dass man im Grasdickicht den Ball noch sieht.

Tegernseer Fußballer träumen von Kunstrasenplatz

Keine Ideal Bedingungen an der "Point" - trotz der wochenlangen Platzsperrung.
Keine Idealbedingungen an der "Point" - trotz der wochenlangen Platzsperrung.

Für die Fußballer steht fest, das „Grasdickicht“ hat die Stadt Tegernsee zu verantworten, die es teilweise – „trotz Nachhakens mehrfach versäumte, den Platz zu mähen“, so ein Tegernseer Spieler im Gespräch mit uns.

„Zum Teil übernehmen wir selbst diese Aufgabe, leihen uns die Gerätschaften von der Stadt aus, um einigermaßen ordentliche Spielbedingungen zu schaffen.“

Die Stadt Tegernsee, der der Platz gehört, sieht die derzeitige Sperrung dagegen als nötiges Übel an.

Nur somit lasse sich die Dauerbelastung durch Trainings- und Spielbetrieb der vergangenen Saison wieder einigermaßen ausbügeln, wie Hans Staudacher, Geschäftsleiter im Tegernseer Rathaus erklärt:

Unterjährig ist es unmöglich den Platz wieder in Schuß zu bekommen. Damit sind wir auf den Sommer angewiesen, wenn es keine Spiele gibt. Derzeit verlegen wir, wie jedes Jahr, einen neuen Rollrasen. Und somit bleibt der Platz auch noch bis Anfang September gesperrt.

Der Rasenplatz leidet aber nicht nur unter den Trainingseinheiten und Spielen des TV Tegernsee. Die Tegernseer Bundesliga Cricket Mannschaft hat bis vor kurzem noch ihre Punktspiele auf der „Point“ ausgetragen.

Die Furchen auf dem Platz waren danach so groß, dass der Platz eigentlich unbespielbar wurde. Unter anderem ein Grund, dass der Platz so früh gesperrt werden musste. Und seither die Fußballer des TV auf andere Plätze im Tegernseer Tal ausweichen.

Der Tegernseer Cricket Club (TCC) sucht noch nach einer neuen und eigenen Heimspielstätte. In Thann bei Holzkirchen schien der TCC fündig geworden zu sein. Die Verhandlungen mit dem Landwirt scheiterten jedoch.

Viele Fußballer des TVT finden, dass ein Kunstrasenplatz, wie in Bad Wiessee, die Ideallösung für die „Point“ wäre. Sehr genau wird daher die Entwicklung des Bauvorhabens der Orthopädischen Klinik Tegernsee beobachtet. Denn: sollte die geplante Tiefgarage bis unter das Fußballfeld vergrößert werden, muss womöglich ein neuer Platz in Tegernsee angelegt werden…

FC Rottach-Egern: infrastrukturelles Aushängeschild des Tals

Der FC Rottach-Egern ist als Kreisligist nicht nur das sportliche Aushängeschild des Tegernseer Tals. Auch infrastrukturell sind die Sportstätten am Birkenmoos das „Non-Plus-Ultra“. Haupt-, Neben-, Trainings- und Hartplatz sowie ein Vereinsheim, das 1997 nochmals erweitert und modernisiert wurde. Die Rahmenbedingungen sind auch über die Grenzen des Tegernseer Tals hinaus bekannt.

„Trainingslager und Testspiele von Profiteams tolle Werbung“

Diesen Sommer bereitete sich zum wiederholten Male der FC Basel in Rottach-Egern vor. 2006, bei der WM, war die Nationalmannschaft Russlands mit Trainer Guus Hiddink am Birkenmoos.

Das Sportgelände am Birkenmoos in Rottach-Egern.
Das Sportgelände am Birkenmoos in Rottach-Egern.

Mehrere Male ließ der FC Bayern München seine Profis in Rottach-Egern schwitzen und bestritt insgesamt neun Freundschaftsspiele gegen den FC Rottach-Egern. Alle schätzen die erstklassigen Trainings- und Rahmenbedingungen – tolle Werbung für den Ort und das ganze Tegernseer Tal.

„Ohne die Gemeinde Rottach-Egern wäre das alles nicht möglich“

Fußballabteilungsleiter Anton Erlacher lobt die „seit Jahren hervorragende Zusammenarbeit mit der Gemeinde“, die dem Verein viel Arbeit abnimmt. Gemeinde-Kämmerer Gerhard Hofmann geht ins Detail:

Es gibt einen Platzwart, der beim Bauhof angestellt ist und sich um die komplette Pflege der Sportanlage kümmert. Dessen Frau wiederrum ist für die Reinigung der Kabinen zuständig.

Eineinhalb Mitarbeiter stellt die Gemeinde in der Hochsaison den Rottacher Fußballern zu Verfügung, was laut Hofmann der Gemeinde Rottach-Egern „schon ein paar Mark kostet“, und fügt an: „Der Aufwand ist sehr groß. Natürlich. Aber nur so ist die 1a Qualität der Sportanlage zu halten.

Nicht zuletzt die regelmäßige Anwesenheit von nationalen wie internationalen Topclubs in Rottach-Egern rechtfertigen das.

FC Real Kreuths Eigenregie: „Ja. Wir machen alles und darauf sind wir stolz!“

Das Grundstück des Vereingeländes am Enterbach gehört der Gemeinde Kreuth. Sonst überlässt der Ort alles dem Fußballverein. Die komplette Rasenpflege und die dazugehörigen Gerätschaften wie z.B. einen Rasenmäher – alles erbringt der Verein in Eigenleistung und hat auch die notwendigen Geräte bereits aus der Vereinskasse finanziert.

Es gibt keinen Platzwart oder Hausmeister, der von der Kreuther Gemeinde abgestellt wird. Für den FC Real Kreuth sei das kein Problem, weiß Fußballabteilungsleiter Franz Breunig zu berichten: „Wir sind sogar stolz darauf, dass wie alles in Eigenregie stemmen.“ Selbst den Bau des Vereinsheims vor 20 Jahren haben die Kreuther Fußballer getragen.

Das Vereinsheim des FC Real Kreuth am Enterbach: Vor 20 Jahren komplett von Vereinsmitgliedern errichtet und finanziert.
Das Vereinsheim des FC Real Kreuth am Enterbach: Vor 20 Jahren komplett von Vereinsmitgliedern errichtet und finanziert.

“Die Kosten für die Instandhaltung pro Jahr belaufen sich auf etwa 12.000 Euro“, verrät Breunig. Darin enthalten sind u.a. Strom für die Flutlichtanlage und das Vereinsheim, Benzin für den Rasenmäher, Rasendünger und -samen uvm.

Zusätzlich fallen noch Anschaffungskosten für diverse Anlagen und Gerätschaften an. Sponsoren, das Waldfest und Mäzene, wie die Familie Hafner, stemmen diesen Aufwand. Ebenfalls nicht mit eingerechnet in den Betrag ist die Arbeitszeit, die die vielen Helfer ehrenamtlich leisten.

„Der Zusammenhalt im Verein ist riesig groß“

Die Arbeit lohnt sich jedoch. Und das sieht man nicht nur an den Gegebenheiten vor Ort sondern auch am Zusammenhalt, wie Breunig verrät:

Zwei bis drei Mal im Jahr packen rund 20 Mitglieder gemeinsam an und bringen die Sportanlage wieder auf Vordermann. Anschließend gibt es ein Fest für alle Helfer. Das schweißt so richtig zusammen.

Zweimal in der Woche mähen fleißige und junge Fußballer den Platz. Woche für Woche werden Personen fürs Aufstreuen der Linien, die Kabinenpflege, Trikotwäsche und „was eben alles so rund um den Spielbetrieb anfällt“ eingeteilt. Das Vereinsstüberl leiten Spielerfrauen in einer Wirtegemeinschaft.

Das Gefühl einer großen Familie

In allen Bereichen ist dies über Jahre gewachsen. Wie groß der Zusammenhalt im Verein ist, sieht man wohl am besten auch an den Zuschauerzahlen bei den Heimspielen der Kreuther Herrenmannschaft.

Immer sonntags trifft sich eine „große Familie“ um das Team, das aktuell in der Kreisklasse spielt, anzufeuern.

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