Die Schlierseer Gemeinderäte haben die touristische Gefolgschaft verwehrt. Die neue Alpenregion Tegernsee Schliersee (ATS) ist damit vorerst gescheitert, noch bevor es mit der großen Fusion überhaupt losgeht.
Schwer getan haben sich auch andere Gemeinden mit der Zustimmung zum größeren, schöneren Tourismusverband, der sich an politischen statt logischen Grenzen orientiert. Der Fusion fehlt die Vision.
Wenn zwei Menschen heiraten, sind sie ineinander verliebt. Sie haben eine Vision von einem gemeinsamen Leben. Kinder, das eigene Häuschen, einen verlässlichen Partner im Alter, wenn man Hilfe braucht. Beim Ja-Wort glauben beide daran, dass ihr Leben glücklicher, einfacher und sicherer wird.
Die Vision einer glücklichen Ehe unter dem Dach der ATS konnte den Schlierseern nicht vermittelt werden. Denn der gesamte Verbund ist emotional nur schwer vermittelbar. Was nicht zuletzt daran liegt, dass die ATS keine nachvollziehbare Vision hat. Zumindest keine emotional aufgeladene.
Propagiert wurde eine “Vision Alpenregion”, in der Holzkirchen ein “guter Partner” sein soll, wo doch das touristisch entwickelte Bad Tölz mit Blick auf die Alpen touristisch viel näher liegt. Fraglich ist da auch der Sinn von Otterfing als Teil der Alpenregion, wo sich die Gemeinde selbst eher über die Nähe zu München definiert.
Gescheitert an politischen Grenzen
Eine visionäre Alpenregion ginge über Landkreisgrenzen hinweg. Eine touristische Achse Schliersee, Tegernsee, Walchensee – vielleicht sogar weiter bis Garmisch. Die “Alpenregion Oberbayern” als touristische Einheit. Eine Vision, die auch viele Touristiker teilen, die aber an politischen Grenzen der Landkreise scheitert.
Die neue ATS dagegen ist lediglich der kleinstmögliche Nenner, politisch realisierbar und eine pragmatische Lösung. Den Sinn einer Alpenregion, in der viele der Partnergemeinden die Berge, wenn überhaupt, nur von sehr Weitem sehen können, darf dabei aber durchaus hinterfragt werden. Das haben die Schlierseer wieder und wieder getan. Erklären konnte es anscheinend niemand.
Das fehlende Vertrauen und damit auch das erstmal definitive Nein vor dem Altar der Tourismusfusion ist den Schlierseern nicht zu verübeln. Auch andere Gemeinderäte haben sich schwer getan mit der Zustimmung zu einem Projekt, das nicht mit Schmetterlingen, sondern mit Grummeln im Bauch und unter größtem politischen Druck vorangetrieben wurde. Die neue ATS war nie die visionäre Liebesheirat, sondern höchstens eine vernünftige Zweckehe. Das ist nicht jedermanns Sache.
SOCIAL MEDIA SEITEN
