Neues aus dem Digitalbüro des Landrats:
“Geburten-WM” im Landkreis Miesbach? Social-Media-Bock dreht frei

Wieder haut der Landkreis Miesbach einen schrägen Social-Media-Post raus. Die Kommentarspalte kocht. Es geht um die Rennrodlerin, Natalie Geisenberger. Die hält sich erstmal bedeckt.

Vielleicht sind ja die anderen schuld? Der Landkreis tut sich schwer mit der digitalen Öffentlichkeitsarbeit. Symbolbild / Foto: Conor Samuel für Unsplash.

Vor drei Wochen postete der Landkreis Miesbach ein Jobangebot mit dem Titel “Chef-Sache”, der Post eskalierte innerhalb weniger Stunden. Jetzt also ein Post über die Rennrodlerin, Natalie Geisenberger:

“Wer kennt sie nicht, die Geburten-WM”, schreibt eine Leserin untern den Post. “Was haben ihre sportlichen Erfolge mit ihren Kindern zu tun?”, eine andere. “Dinge, die man bei einem Mann niemals schreiben würde”, und einmal das Argument umdrehen: “Ihr wichtigster Erfolg steht noch aus, denn bisher ist sie nicht Mama geworden.”

Dicht gefolgt von vielen Stimmen, die raten, dass es hier echt professionelle Leute für diesen Account brauche. Fazit: Ist kein Bewusstsein da, ist so ein Post schnell online.

Das Social am Media (der soziale Aspekt des Postens)

Sicher, für den einen oder die andere, sind Kinder wichtiger als Olympiagold. Und vielleicht hat da jemand etwas besonders gut meinen wollen. Dass es nicht viel Zeit und Ressourcen in unseren Ämtern gibt, auch das zeigt der Post, der vom Gesamtauftritt in Richtung “Instagram-Ingo” tendiert. Für ein echtes Foto fehlte die Zeit. Für die Auseinandersetzung mit Typografie (Schriftbild) die Expertise.

Jetzt kann es ja wurscht sein, was die Kommunikationsabteilung des Landkreises so im Netz anstellt. Verwundern darf es schon, weil bereits wenige Tage zuvor ein Bock vom Social-Media-Team des Landkreises durchs Internet gejagt wurde.  Da wurde eine Stellenanzeige für eine Assistenzstelle beim Landrat beworben. Sowohl sprachlich als auch bildlich letztes Jahrhundert. Bundesweit erlangte der Landkreis im Netz höchste Berühmtheit, allerdings für sein hinterwäldlerisches Image. Statt sich vor seine Mitarbeiterinnen zu stellen, das Ganze mit Humor und etwas Selbstironie einzuordnen, ließ Olaf von Löwis (69) seine Pressesprecherin im Kreistag antreten und das Ganze erklären. Er fühle sich als Opfer einer üblen Kampagne … so seine Haltung dazu. Kann man machen. Eher unglücklich.

Nun der nächste schräge Post. Die hilflose Amateurhaftigkeit sorgt schon für Mitleid. Oder ist es gar bewusste Sabotage? Das sollen Stimmen im politischen Landkreis flüstern. Ob nicht jemand dem Landrat bei seiner Außendarstellung helfen könne? Freiwillige?

Tipp: Das Internet ist etwas größer als der Landkreis Miesbach. Es ist global. Was da drin steht, kann jede und jeder lesen. Eine gute Idee ist es, sich Gedanken zu machen, ob die Rosenheimerinnen und die Münchnerinnen das auch so teilen würden. Wenn nein, kann es weg. So ein Vier-Augen-Prinzip kann sehr nützlich sein. Oder die Expertinnen im eigenen Haus mal draufschauen lassen? Das Social am Media ist der Austausch. Da fängt einfach jemand an. Spricht darüber, teilt und schimpft. Dann ist der Post schnell um die Welt. Aber keine Sorge, im Fernseh-Sprech gilt: “Das versendet sich!” Blöd nur, dass wir im Internet-Zeitalter leben. Das Internet vergisst bekanntlich nie …

Randnotiz: Ein guter erster Schritt wäre es, die entsprechende Person um ihr Einverständnis zu bitten oder sie zumindest darüber zu informieren. Natalie Geisenberger kommentierte unter dem Post, dass sie nicht eingebunden war. Der ist jetzt allerdings weg, wie einige andere Kommentare auch.

Natalie Geisenberger

 Die geborene Münchnerin ist eine ehemalige deutsche Rennrodlerin. Sie war Doppelolympiasiegerin bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi2018 in Pyeongchang und 2022 in Peking. In Peking 2022 gewann sie das dritte olympische Einzelgold. Auch in der Teamstaffel holte sie Gold. Damit zog sie an Claudia Pechstein vorbei. Bisher erfolgreichste deutsche Winterolympionikin der Geschichte. Zudem ist sie neunfache Weltmeisterin und siebenfache Europameisterin. Geisenberger gewann achtmal den Gesamtweltcup, davon sechs Jahre hintereinander, 2013 bis 2019.

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