Gefährliche „Seniorenunfälle“ häufen sich

Vergangenen Samstag kam es zu einem tödlichen Verkehrsunfall in Kreuth, verursacht durch einen 88-Jährigen. Die Polizei Bad Wiessee geht als Ursache von Altersschwäche beim Verursacher aus – und weist auf eine steigende Zahl von „Seniorenunfällen“ hin.

An dieser Kreuzung ist am Wochenende ein Motorradfahrer gestorben. Ein 88-Jähriger Autofahrer hatte ihn übersehen.
An dieser Kreuzung ist am Wochenende ein Motorradfahrer gestorben. Ein 88-jähriger Autofahrer hatte ihn übersehen.

Nachlassende Sehkraft, schlechter werdendes Gehör und abnehmende Reaktionsfähigkeit – vor allem Rentner haben oft Schwierigkeiten, im Straßenverkehr mitzuhalten. Gerade erst am Samstag Nachmittag ereignete sich ein folgenschwerer Unfall auf Höhe der Naturkäserei in Kreuth. Ein 88-jähriger PKW-Fahrer wollte gerade in Richtung Wallberg abbiegen, als er den 60-jährigen Münchner, der ihm auf seinem Motorrad entgegenkam, übersah.

Das Motorrad mitsamt Fahrer wurde unter ein anderes Auto geschleudert. Schwerverletzt wurde der 60-Jährige in ein Krankenhaus gebracht, in dem er wenig später seinen Verletzungen erlag. Solche tragischen Unfälle mit Todesfolge geschehen im Tal nur selten. Dennoch verrät die Statistik, dass Verkehrsunfälle, verursacht durch Rentner, alles andere als Einzelfälle sind.

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„Allein im letzten Jahr kam es zu über 140 Verkehrsunfällen, verursacht nur durch über Siebzigjährige“, erklärt der Verkehrsexperte der Wiesseer Polizei, Wolfgang Strobl. „Seniorenunfälle“ nennt er sie.

Regelmäßiger Rentner-TÜV

Vor allem im Tegernseer Tal sind viele ältere Menschen wohnhaft, die nur schwer oder gar nicht auf ihr Auto verzichten können. Diese Problematik wird durch die schlechten Verbindungen der öffentlichen Verkehrsmittel verursacht. Busfahren ist häufig mit viel Umstand verbunden, Taxifahren hingegen zu teuer. De facto bleibt oft nur das Auto.

Viele Experten raten daher seit Jahren zu einer Art Fitnesstest im Alter, um die Verkehrstauglichkeit fest- beziehungsweise sicherzustellen. Auch laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des Deutschen Verkehrssicherheitsrats im vergangenen Jahr hält jeder zweite Autofahrer solch einen Test für sinnvoll.

Doch die Zustimmung für regelmäßige Tests sinkt genau bei der Gruppe, die davon „betroffen“ wäre: Nur 36 Prozent der über Sechzigjährigen sind bereit, sich testen zu lassen. Deutschland ist eines der wenigen Länder in Westeuropa, die bisher diesen sogenannten „Rentner-TÜV“ nicht eingeführt haben. Bei vielen Menschen stößt das auf Unverständnis.

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Denn auch die Polizeiinspektion Bad Wiessee geht davon aus, dass der Unfall am Wochenende durch die „Altersschwäche des Autofahrers“ verursacht wurde. Die neu strukturierte Kreuzung in Höhe der Naturkäserei und Wallbergeinfahrt in Kreuth sei nach dem Umbau kein Unfallschwerpunkt mehr gewesen, glaubt Strobl. Er ist daher überzeugt, dass das neue System aufgeht.

Einzig zwei Aspekte könne man zur Sicherheit noch beitragen. Durch die Verkürzung einer Buschhecke könne man die Sichtweite Richtung Kreuth auf 200 Meter erweitern sowie die Geschwindigkeitsbegrenzung von 70 auf 60 km/h reduzieren. „Doch letztendlich ist festzustellen, dass der Motorradfahrer eindeutig zu sehen war und der Autofahrer eigentlich keine hohe Geschwindigkeit hatte“, betont Strobl.

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