Der introvertierte Streber mit Pickeln und Nickelbrille, „der daheim alle zehn Minuten ein Vaterunser betet“. Den Oberministranten („Omis“) Sophie Nerb, Magdalena Hofer, Florian Schmid und Max Knopp sind die Vorstellungen kirchenferner Kreise gut bekannt. Das Einzige, was ihrer Meinung nach dagegen hilft, sind Offenheit und Gesprächsbereitschaft.
Zu den wöchentlichen Gruppenstunden sind auch mal Gäste zugelassen. Denn die jugendlichen Leiter verbringen die Zeit mit ihren Schützlingen keineswegs mit Bibelstudium. Gemeinsames Kochen, Spiele wie „Tabu“ oder „Activity“ stehen bei den Mädchen hoch im Kurs, ab einem gewissen Alter auch mal nur „Ratschen“. Die Buben karteln eher oder spielen Fußball. Und die Termine am Freitag erledigen sich mit der Zeit, „weil alle am Abend lieber weggehen wollen.“ Ganz normale Jugendliche eben.
Hightech aus der Kirche
Sicherlich wird auch der Altardienst geübt. „Wer es kann, bekommt Ausweis und Stempel“. Dann kann man sich offiziell in den Gottesdienstplan eintragen, online natürlich. Das „Mini-Tool“ ist „voll Hightech“, wie es heißt. Es wurde von einem ehemaligen Holzkirchner OMi programmiert. Eigenes Logo, Website und Facebook-Auftritt sind selbstverständlich.
Natürlich kommen die meisten Ministranten aus Familien, die etwas mit der katholischen Gemeinde zu tun haben, sich im Pfarrgemeinderat engagieren, im Kirchenchor singen oder Gottesdienste vorbereiten. Sophie Nerb gesteht, dass sie als Kind die Messe eher langweilig fand. Aber das Getriebe rund um den Altar faszinierte sie: „Andere Kinder, die zusammen etwas machen und dann zur Wandlung auch noch klingeln dürfen.“ Als sich die Leiter der Erstkommunionsrunden vorgestellt hatten, war klar: „Das will ich machen!“
Vertrauenssache
Ebenso wie Magdalena ist sie in ihre Rolle als Gruppenleiterin hineingewachsen. Alle haben eine Ausbildung bei Kolping oder dem BDKJ absolviert. Sie kennen sich mit Aufsichtspflicht, Erster Hilfe und Versicherungsschutz aus. Überdies gehen sie offensiv mit dem Thema des sexuellen Missbrauchs um. In den Leiterrunden werden Verhaltensregeln diskutiert. Die Pflicht zu einem Führungszeugnis wird ausdrücklich begrüßt.
Fragen können in den zweimal jährlich stattfindenden Elternabenden geklärt werden. Wie Pfarrer Gottfried Doll geht es den jungen Leuten um Transparenz. „Der Umgang mit Kindern ist immer Vertrauenenssache“, sagt Doll.
Insgesamt gibt es in Holzkirchen 13 Ministrantengruppen, betreut jeweils von zwei Leitern, oft Schüler, Studenten oder Jugendliche in der Ausbildung. Die OMis kümmern sich um die Rahmenbedingungen, organisieren Sternsinger, „Oarscheim“, Kirchenrallyes und als Highlight die alljährliche Ministrantenfreizeit in Arta Terme bei Udine.
Für die Ministranten ist ihre komplett ehrenamtliche Tätigkeit gelebte Gemeinschaft. Über zehn Jahre Zugehörigkeit sind nicht ungewöhnlich. Da zeigt sich auch, dass die Holzkirchner Katholiken traditionell eine lebendige Gemeinde bilden. Und schließlich sind dann doch christliche Werte im Spiel wie Nächstenliebe, Solidarität, Verantwortung und Achtsamkeit. „Genau das wollen wir weitergeben“, sagen die Minis.
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