Unsicherheit birgt aber noch immer das Thema Versicherung. Hier wünscht sich Bürgermeister Olaf von Löwis den Rückhalt der Staatsregierung – und will sich nun an Horst Seehofer persönlich wenden.
Bereits vor Jahren entschied sich Holzkirchen dazu ein Erdwärmeprojekt zu forcieren. Damit möchte man langfristig unabhängig von den Energiemärkten werden und den Bürgern im Optimalfall auch in Zukunft umweltfreundlichen und günstigen Strom liefern können. In der Zwischenzeit war das Projekt ins Stocken geraten.
Mittlerweile tut sich jedoch wieder etwas in Sachen Geothermie. Die Finanzierung für die geschätzten Kosten von 70 bis 80 Millionen Euro steht nach wie vor, zwei Firmen zeigen Interesse, die Bohrplätze sind gefunden. Am Freitag und im Januar besichtigen Bürger und Gemeinderäte funktionierende Anlagen im Umland von München.
Und am 18. Dezember soll es eine Sondersitzung des Gemeinderats dazu geben. Im Exklusiv-Interview mit der Holzkirchner Stimme bestätigt nun Bürgermeister Olaf von Löwis die neuen Planungen und erklärt, wie er die Probleme bei der Versicherung angehen will.
Keine Entscheidung in diesem Jahr
Holzkirchner Stimme: Herr von Löwis, wie steht es um das Geothermie-Projekt?
Olaf von Löwis: Wir wollen am Freitag eine öffentliche Besichtigungsfahrt machen. Wir fahren zu zwei Geothermie-Anlagen in Grünwald und Unterföhring. Dort wollen wir bei den Betreibern Informationen einholen. Zwei weitere Anlagen sollen dann im Umkreis von 50 Kilometern im Januar in Augenschein genommen werden.
Holzkirchner Stimme: Wieso gibt es jetzt diese Besichtigungsfahrt?
Olaf von Löwis: Die Idee kam mir vor ein paar Monaten, weil ich bemerkt habe, dass die neuen Gemeinderäte noch nicht so in dem Thema drin waren und die älteren sich ein bisschen von der Idee des Geothermie-Projektes entfernt haben. Deshalb wollen wir die Idee zu dieser Art von Energiegewinnung wieder auffrischen.
Holzkirchner Stimme: Wann steht eine Entscheidung zur Geothermie an?
Olaf von Löwis: In diesem Jahr wird es im Gemeinderat dazu keine Entscheidung geben, da sich vielleicht etliche Gemeinderäte über den Tisch gezogen fühlen, wenn sie sich kaum eingelesen haben und schon die Hand heben sollen. Dies soll ohne Zeitdruck geschehen. Dennoch findet zur Geothermie am 18. Dezember eine Sondersitzung statt, die wir ursprünglich öffentlich machen wollten. Da aber an diesem Tag sensible Finanz- und Planungsdaten der Anbieterfirmen Daldrup aus Grünwald und Erdwerk aus München auf den Tisch kommen, wird es womöglich einen öffentlichen und einen nichtöffentlichen Teil geben.
Holzkirchner Stimme: Was ist das Thema der Sitzung?
Olaf von Löwis: Ich will unbedingt die Bevölkerung über den Sachstand informieren. Da beide geologischen Firmen die seismischen Untersuchungen gemacht haben, haben diese die Daten, wie groß für uns das Risiko ist. Dies halte ich jetzt nicht so für geheim, aber sicher deren Kalkulationen. Wenngleich mir Firmenchef Daldrup bis zuletzt signalisiert hat, die Preise zu halten. Im ersten Quartal 2015 soll aber dann eine Entscheidung getroffen werden, die dann eilig wäre, weil wir nach dem Erneuerbaren-Energie-Gesetz bis 2018 am Netz sein und Strom liefern müssten.
Noch keine Möglichkeit zur Versicherung gefunden
Holzkirchner Stimme: Die Münchner Rück ist als Versicherer abgesprungen, welche andere stünde bereit?
Olaf von Löwis: Bei der Versicherung sind wir hin und her geworfen. Schon vor Monaten machte mir Herr Daldrup Hoffnung, dass er ein Konsortium an der Hand hätte, mit dem er uns heuer noch zusammenbringen will. Doch bislang haben wir weder eine Terminzusage noch eine hundertprozentige Aussage, dass das Konsortium bereit wäre, uns zu versichern. Sie haben aber auch nicht gesagt: nein. Auch das Bayerische Wirtschaftsministerium bestätigt mir, dass es im Versicherungsbereich Bewegung gäbe. Momentan aber hängen wir da ein bisschen durch. Eine Idee ist nun, was wäre, wenn wir keine Versicherung bekämen. Dies müssen nun Techniker wie Geologen für uns aufbereiten.
Holzkirchner Stimme: Wann besteht Hoffnung, bohren zu können?
Olaf von Löwis: Sollten wir im Gemeinderat bis spätestens Mitte nächsten Jahres uns einig werden, so könnte im Winter 2015/2016 mit Bohrungen begonnen werden.
Holzkirchner Stimme: Bleibt es bei den Gesamtkosten von 70 bis 80 Millionen Euro?
Olaf von Löwis: Auch ich habe immer von Gesamtkosten in dieser Höhe gehört. Die Gemeinde muss hier aber nur zu einem Teil direkt finanzieren. Vorsorglich haben wir im Haushalt schon jedes Jahr fünf Millionen Euro eingestellt. Rund 20 Millionen würden bei der Geothermie unmittelbar auf die Gemeinde zukommen. Der Rest würde über unser Tochterunternehmen, die Gemeindewerke, finanziert werden. Doch dafür müsste die Gemeinde Holzkirchen letztlich als Bürge für den Gesamtbetrag geradestehen. Tatsächlich aber muss unser Haushalt nicht mit den Gesamtkosten belastet werden, sondern nur mit einem Teil davon.
Holzkirchner Stimme: Wie sieht es mit der Wirtschaftlichkeit des Projektes aus?
Olaf von Löwis: Der finanzielle Stresstest sagt nach wie vor, dass die Wirtschaftlichkeit gegeben sei. Da aber dies im Gemeinderat von einigen Räten inzwischen angezweifelt wird, müssen wir das nochmals aufrollen. Jeder soll dies genau prüfen können, denn wir wollen kein Hasardeur-Stück planen. Mich jedenfalls würde die Geothermie reizen.
Holzkirchner Stimme: Wie steht die Staatsregierung zu Ihrem Projekt?
Olaf von Löwis: Von der Staatsregierung gibt es noch keine konkreten Aussagen. Es gibt für eine Kommune zinsverbilligte Darlehen. Förderprogramme der Staatsregierung gibt es nicht wirklich. Offenbar ist die Geothermie bei der Energiewende ein zu unbedeutender Faktor. Was nicht unbedingt ein Nachteil sein muss. Denn bei dem Erneuerbaren-Energie-Gesetz wurde für die Geothermie die Einspeisevergütung nicht gekürzt. Dennoch ist es schade, dass uns Bayern für so ein Energiekonzept keine Staatsbürgschaft gibt, als Alternative zur Versicherung. Denn damit würde der Staat mit einer Bürgschaft das Risiko abdecken.
Holzkirchner Stimme: Was sagt das zuständige Ministerium dazu?
Olaf von Löwis: Die Bürgschaft ist klipp und klar von Markus Söders Finanzministerium abgelehnt worden. Was ich sehr bedauere, denn ich sehe darin eine gesamtpolitische Aufgabe, wenn wir eine solche grundlastfähiges Energiekonzept wie die Geothermie haben. Diese ist für mich sehr ökologisch. Da wäre es eigentlich schon angebracht, wenn der Staat eine rasche Energiewende will, dass es sich dort, wo Geothermie möglich ist, mehr engagiert. Wirtschaftsministerin Ilse Aigner ist sehr für unser Projekt. Sie würde es sehr bedauern, wenn sich der Gemeinderat da nicht durchringen könnte. Mit Aigner haben wir eine Unterstützerin, doch auf dem Geld sitzt Söder. Vielleicht müsste man in dieser Sache bis zum Ministerpräsidenten gehen.
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