“Gewitter ist ein unterschätztes Risiko”

Erst vor wenigen Tagen kam es auf dem Brecherspitz zu einem tragischen Unfall, als ein Student durch einen Blitzschlag starb. Doch wie reagiert man bei einem Gewitter, wenn man mitten auf einem Berg steht oder sich in Seenähe befindet? Wie schützt man sich selbst und andere?

Die Gefahr bei Gewittern wird häufig unterschätzt. / Bild: Felix Wolf

Zwei junge Studenten aus dem Landkreis Starnberg wollten den Pfingstmontag nutzen und im Mangfallgebirge wandern gehen. Am frühen Nachmittag befanden sich die Beiden gerade im Bereich zwischen dem Westgipfel der Brecherspitz und der Freudenreichkapelle. Wenige Meter vor der Kapelle wurden die Studenten von einem Gewitter überrascht. Dennoch setzten sie ihren Weg fort.

Als die jungen Männer gegen 14:45 Uhr an einer kleinen Baumgruppe vorbeigingen, schlug plötzlich der Blitz in eine der Fichten ein. Der 22-jährige Student, der unmittelbar daneben stand, wurde durch die Überspannung so schwer getroffen, dass ihn auch spätere Reanimationsversuche nicht mehr retten konnten. 

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Eine Gruppe von Wanderern, die sich in der Kapelle vor dem Hagel schützte, kam zur Hilfe – doch es war bereits zu spät für den 22-Jährigen. Sein 23-jähriger Kumpel wurde in eine Klinik gebracht. Während seine körperlichen Wunden mittlerweile verheilen, hat er jedoch seinen Freund für immer verloren. Aber was kann man tun, um so ein Unglück zu vermeiden? Wie kann man sich selbst und andere in solch einer Situation schützen?

Hohes Gewitterrisiko im Tal

„Für Bergtouren ist grundsätzlich ein früher Aufbruch und eine Rückkehr schon am frühen Nachmittag zu empfehlen. Wie aktuelle Ereignisse zeigen, ist die Blitzschlaggefahr absolut nicht zu unterschätzen“, erklärt der Schaftlacher Wetterexperte Hans Wildermuth. Auch Simon Horst vom Roten Kreuz appelliert an Wanderer und Schwimmer:

Beobachten Sie grundsätzlich die Wetterentwicklung und reagieren Sie frühzeitig auf aufziehende Unwetter, um genügend Zeit für das Aufsuchen von sicheren Orten zu haben. Nehmen Sie Wetterwarnungen ernst – auch dann, wenn die aktuelle Situation kein Schlecht- oder Unwetter vermuten lässt.

Grundsätzlich bestehe immer dann ein Risiko, wenn der Donner eines Gewitters wahrnehmbar ist oder wenn zwischen Blitz und Donner weniger als zehn Sekunden liegen. „Am sichersten ist der Aufenthalt in geschlossenen Gebäuden mit Blitzschutzsystemen oder in geschlossenen Fahrzeugen“, so Horst weiter. Zwar sei der Aufenthalt in den Bergen aufgrund der der vielen exponierten Lagen während einem Gewitter besonders gefährlich, dennoch gibt es auch hier gewisse Schutzorte.

Sichere Orte aufsuchen

Hierzu gehören Höhlen, Felsvorsprünge, Bodenmulden oder der Fuß von Felswänden. „Zu den Wänden sollte man allerdings einen Abstand von einem Meter, besser noch von drei Metern, einhalten. Halten Sie sich in diesen Schutzbereichen nicht als Personengruppen auf, sondern einzeln.“ Zudem gibt es bestimmte einschlaggefährdete Objekte, die laut Horst grundsätzlich vermieden werden können. Von einzeln stehenden Bäume, Baumgruppen, Waldrändern, Bergspitzen und Deiche bis hin zu Holzmasten von Freileitungen. „Wenn Sie einen möglichst sicheren Ort gefunden haben gehen Sie am besten mit geschlossenen Füßen in die Hocke und schützen mit den Händen ihren Kopf.”

Horst will in diesem Zusammenhang auch auf die Gefahren am Wasser aufmerksam machen. „Der Aufenthalt im oder auf dem Wasser ist bei einem Gewitter lebensgefährlich! Neben der Wetterbeobachtung weisen die an unseren Seen installierten Sturmwarneinrichtungen auf bevorstehende Starkwinde hin, welche oft auch mit Gewittern einhergehen.“ Grundsätzlich sei wichtig, rechtzeitig zu reagieren – egal ob auf dem Berg oder am See. „Ein Risiko besteht immer. Daher sollte man sich vor allem im Sommer rechtzeitig über die Wetterlage informieren“, so Horst abschließend.

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