Gipfelkreuz und Heidenkult am Tegernsee

Seit vielen, vielen Jahren steht sie hier und trotzt Regen, Wind und Sturm, die Eiche auf der Hainzenhöhe. Die letzten vertrockneten Blätter rascheln im Wind und erinnern an Zeiten, in denen man im alten Griechenland darin das göttliche Orakel zu deuten versuchte.

Das aktuelle TS-Kalenderblatt von Ursula Weber.

Eichen haben eine sehr lange und bedeutsame Kultur und es ist nicht selbstverständlich, dass die Holzbank samt Gipfelkreuz, die Firmlinge hier vor ein paar Jahren aufgestellt haben, nun von den mächtigen Zweigen überdacht und beschützt werden.

Der mächtige Baum hat eine außergewöhnliche Tradition und seinen Platz bereits in zahlreichen Bibelstellen gefunden. Er kennzeichnet dort besondere Orte und Begegnungen. Bei den Germanen galt der “Fürst der Wälder” gar als heilig. Wegen seines kraftvollen Wuchses, seiner erhabenen Schönheit und seines Alters von bis zu 1.000 Jahren kam ihm besondere Wertschätzung zu. Auch Römer, Gallier und Kelten widmeten die Eiche ihren höchsten Göttern und verehrten sie dort in rituellen Handlungen.

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Kein Wunder also, dass die ersten christlichen Missionare fleißig mit dem Fällen dieser Bäume begannen. Meist gegen großen Protest, manchmal mit dem Erfolg der Heidenbekehrung. Manchmal aber auch mit dem Ergebnis, fortan lieber die christliche Symbolik mit den heidnischen Kultplätzen zu verbinden, wie man an verschiedenen Maria-Eich-Wallfahrtsorten ablesen kann. Und so thronen das christliche Gipfelkreuz und die majestätische Eiche gemeinsam an diesem aussichtsreichen Platz über dem Tegernsee und predigen still auf ihre Weise die Verbundenheit der Welt.

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