Glasl: Droht nun ein zweites Maximilian?

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Heute Mittag berichteten wir über die aktuelle Entwicklung rund um den Gasthof Glasl in Rottach-Egern. Wie das Landesamt für Denkmalpflege nach längerer Prüfung bekannt gab, fällt der Glasl unter Denkmalschutz. Damit ist ein Abriss der Traditionsgaststätte endgültig vom Tisch. Was das für das Anwesen bedeutet, ist aber weiter unklar. Im schlimmsten Fall droht nun ein zweites Maximilian.

Happyend für alle, die sich gegen einen Abriss des Gasthof Glasl gewehrt hatten. Nachdem das Landesamt für Denkmalpflege bereits heute Vormittag ankündigte, das Gebäude zeitnah auf die bayerische Denkmalliste setzen zu lassen, hat sich nun auch die Untere Denkmalschutzbehörde des Landkreises geäußert. „Es handelt sich hier nun ganz offiziell um ein Denkmal, das zu erhalten ist und nicht abgerissen werden darf“, so die Pressesprecherin des Landratsamtes Gabriele Dorby.

Investoren müssen neue Pläne einreichen

Weiterhin denkbar ist allerdings eine Umnutzung des Gebäudes im derzeitigen Bestand. Der Bauherr und der Architekt haben nun die Möglichkeit, mit neuen Plänen an die Denkmalschutzbehörde heranzutreten. Der langjährige Eigentümer Wolfgang Lentner hatte im vergangenen Jahr die Absicht bekundet, den Gasthof zu verkaufen. Interessierte Investoren hatten daraufhin geplant, auf dem Grundstück zwei Mehrfamilienhäuser zu errichten. In dieser Form wird daraus nun wohl nichts.

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„Wir werden prüfen, was diese Situation für uns bedeutet, und uns dann die weiteren Schritte überlegen“, erklärt Rainer Leidecker von der Tegernseer Grund Immobilien, einem der Glasl-Interessenten, heute gegenüber der Tegernseer Stimme. Der Eigentümer Lentner war bislang nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Was rund um das zu erhaltende Gasthofgebäude nun möglich ist und was nicht, wird ein Gremium aus Kreisbaumeister, Kreisheimatpfleger und einem Vertreter des Landesamtes für Denkmalpflege entscheiden.

„Ich freue mich sehr darüber, dass ein Abriss des Glasl verhindert werden konnte“, so der Rottacher Thomas Tomaschek. Mithilfe der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) hatte er kurz nach Bekanntwerden der Abrisspläne rund 800 Unterschriften für den Erhalt des Glasl gesammelt.

Der Rottacher Thomas Tomaschek hatte den Protest gegen den Abriss des Glasl organisiert.
Der Rottacher Thomas Tomaschek hatte den Protest gegen den Abriss des Glasl organisiert.

Im Anschluss an die Unterschriftenaktion nahm sich auch das Landesamt für Denkmalpflege der Thematik an und begann zu prüfen , ob das Gasthofgebäude erhaltenswert ist oder nicht. Vor allem Glasl-Eigentümer Wolfgang Lentner hatte damals sein Unverständnis über das Engagement der Abrissgegner geäußert. Tomaschek betont heute indes nochmals, dass es nie sein Ziel gewesen sei, etwas Neues zu verhindern, sondern lediglich das bestehende Gebäude zu erhalten. In Richtung der Gemeinde Rottach-Egern findet Tomaschek schließlich klare Worte:  

Die Gemeinde sollte sich schämen, dass diese Entwicklung erst durch eine private Initiative auf den Weg gebracht wurde.

In der Tat hatte der Rottacher Gemeinderat den Antrag der FWG-Gemeinderätin Gabriele Schultes-Jaskolla über den Erlass einer Veränderungssperre im vergangenen Jahr mit 5:12 Stimmen abgelehnt. Zu groß sah man die Gefahr, in einen Rechtsstreit zu geraten und im schlimmsten Fall regresspflichtig zu werden.

Doch auch die Verantwortlichen im Rathaus waren nicht glücklich über das drohende Verschwinden der Traditionsgaststätte, wie Bürgermeister Franz Hafner im Oktober 2013 deutlich machte. „Damit geht ein Stück Rottach-Egern verloren“, so Hafner damals.

Hafner weist Kritik zurück

Die Kritik an seiner Person und dem Gemeinderat als solches weist Hafner heute klar zurück. „Wir haben nach bestem Wissen und Gewissen und nach geltender Rechtslage entschieden. Die Beurteilung, ob der Gasthof Glasl unter Denkmalschutz zu stellen ist oder nicht, ist die Aufgabe des Landesamtes für Denkmalpflege“, so der Bürgermeister auf Nachfrage.

Vor rund 30 Jahren habe dieselbe Behörde noch entschieden, dass nicht das gesamte Gebäude, sondern eben nur die Eingangstür in die Denkmalliste aufzunehmen sei, betont Hafner weiter. Die heutige Nachricht der Prüfer hat der Rathaus-Chef mit gemischten Gefühlen aufgenommen, wie er verdeutlicht:

Das Schlimmste wäre, wenn dort nun ein zweiter Schandfleck wie das Gmunder Maximilian entsteht und das Gebäude dem Verfall preisgegeben wird.

Auch könne passieren, dass rund um das nun zu erhaltende Gebäude eine wesentlich massivere und engere Bebauung entstünde, als das nach einem Abriss jemals möglich gewesen wäre, betont Hafner. Ob sich diese Befürchtungen bewahrheiten oder nicht, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen. Eines ist klar: das letzte Wort werden ab jetzt die Experten der Denkmalschutzbehörde haben.

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