Westumfahrung: Gmund bleibt hart

Am Dienstag Abend beschäftigte sich der Gmunder Gemeinderat damit, wie die Kommune im Jahr 2030 einmal aussehen könnte. Die Weichen dafür will man schon jetzt mit einem neuen Flächennutzungsplan stellen.

Einmal mehr war dabei auch die Umgehungsstraße über Moosrain nach Kaltenbrunn ein Thema. Diese ist ein großer Streitpunkt zischen Bad Wiessee und Gmund. Und auch den Anwohnern ist sie ein Dorn im Auge.

Der Gmunder Stachus ist ein Verkehrsknotenpunkt / Archivbild
Der Gmunder Stachus ist ein Verkehrsknotenpunkt / Archivbild

Der Gmunder Stachus ist derzeit kein Ort zum Vorzeigen. Das liegt auch an den vielen Autos, die dort täglich den Weg über den Gmunder Berg nehmen, um ins Tal rein oder wieder heraus zu gelangen. Die Pläne zum Bau einer Umgehungsstraße in Gmund existierten daher bereits seit Jahrzehnten und wurden im Jahr 2004 konkretisiert. Ziel der Gemeinde war damals die Aufnahme der „Ortsumfahrung Gmund am Tegernsee“ in den Verkehrswegeplan des Deutschen Bundestages zum Ende des Jahres 2004.

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Zur Ermittlung der möglichen Trassenführung wurde hierfür eine Raumempfindlichkeitsanalyse bei der Planungsgruppe Strasser und Partner in Auftrag gegeben. Sollte die Umgehung eines Tages kommen, dann könnte man vom sogenannten „Salzstadel“ in Moosrain – entlang der Bahn Richtung Finsterwald – nach einem Tunnel beim „Feichtner Hof“ in Richtung Kaltenbrunn fahren.

Wiessee strikt dagegen

Vor allem den Wiesseern ist dieses Projekt allerdings ein Dorn im Auge. „Kommt diese Umgehungsstraße, fahren alle Autos künftig über Bad Wiessee. Das kann es nicht sein“, echauffierte sich Fritz Niedermeier im März im Wiesseer Gemeinderat. Auch Bürgermeister Peter Höß und der Rest der Wiesseer Verantwortlichen sehen das ähnlich und wollen einer Gmunder Umgehungsstraße entschieden entgegentreten. Diese Auffassung machte Wiessee gestern Abend dem Gmunder Gemeinderat in einer schriftlichen Stellungnahme nochmals klar: „Der Flächennutzungsplan Entwurf der Gemeinde Gmund wird abgelehnt, insoweit er die Planung einer Umgehungsstraße von Moosrain nach Kaltenbrunn zum Inhalt halt.“

Zwar äußerte Bad Wiessee durchaus Verständnis dafür, dass man in Gmund versucht, den Ortskern von unerwünschtem Verkehr zu entlasten. In den Augen der Wiesseer würde man das Problem damit aber voll auf die Nachbargemeinde abwälzen. Dazu Bürgermeister Peter Höß Mitte März:

Meiner Meinung nach wird das talweite Verkehrsproblem durch eine solche Umgehungsstraße sogar noch verschärft.

Höß geht es hier vor allem um den Durchgangsverkehr über Kreuth in Richtung Achensee. Momentan verteile sich dieser Verkehr am Gmunder Stachus zumindest einigermaßen gleich auf Tegernsee/Rottach einerseits und Bad Wiessee andererseits. Mit einer Umgehung über Kaltenbrunn werde der Verkehr ausschließlich über Bad Wiessee fließen, heißt es in der Stellungnahme der Gemeinde weiter.

Wiessee plädierte stattdessen einmal mehr dafür, das Problem gemeinsam über ein talweites Verkehrskonzept zu lösen. Ein runder Tisch mit Vertretern aller Talgemeinden soll hier Abhilfe schaffen. Eine Idee, die auch in Gmund durchaus Anklang findet. Auch hier begrüßt man eine gemeinsame Lösung. Da ein übergreifendes Verkehrskonzept allerdings nach wie vor nicht in Sicht ist, will Gmund mittelfristig aber auch nicht als Verlierer dastehen. „Es kann nicht sein, dass Kreuth, Rottach und Wiessee ein Hotelprojekt nach dem anderen planen, der Verkehr weiter steigt und man uns verbieten will, Möglichkeiten zu suchen, den Verkehr in Gmund anders zu leiten“, machte Bürgermeister Georg von Preysing deutlich.

Auch von Anwohnern kommt Kritik

Neben der Nachbargemeinde sind auch einige Anrainer der geplanten Trasse über Finsterwald nach Kaltenbrunn nicht begeistert von der Idee einer Umgehungsstraße. So beschwerte sich eine Bürgerin, dass die Straße nach derzeitiger Planung mitten durch ihr Grundstück führen würde. „Auch wenn die genaue Trassenführung erst durch ein Planfeststellungsverfahren festgelegt wird, bringt das schon jetzt einen erheblichen Wertverlust für unser Grundstück. Der damit einhergehende Verlust an Wert und Wohnqualität ist nicht akzeptabel“, so die Anwohnerin.

Der Umfahrung könnte, so die Befürchtung, der Schutzwald in Moosrain zum Opfer fallen.
Der Umfahrung könnte, so die Befürchtung, unter anderem der Schutzwald in Moosrain zum Opfer fallen.

Und auch ein weiterer Betroffener beklagte sich schriftlich über den damit einhergehenden Verlust an Wohnqualität im Ortsteil Moosrain. „Bei einer realistischen Straßenbreite und einer Rodung links und rechts der Trasse würde der ‘Straßenschutzwald’ so gut wie verschwinden. Moosrain läge dann nicht nur östlich, sondern auch südlich direkt an der stark befahrenen Bundesstraße“, betonte der Moosrainer. Anregungen, die man in der Gemeinde zwar ernst nehmen, trotzdem aber die Chance auf eine Umgehungsstraße nicht aufgeben will.

Derzeit liegen deutschlandweit rund 1.000 Anträge für solche Vorhaben auf dem Tisch des Bundesverkehrsministeriums. Laut Aussagen des Ministeriums können aber nur zehn Prozent davon umgesetzt werden. Nimmt Gmund nun die Idee einer Umgehung aus dem Flächennutzungsplan heraus, könnte das gleichzeitig auch das Aus für das Projekt für die nächsten Jahrzehnte bedeuten. Aus diesem Grund entschied sich der Gemeinderat am Dienstag Abend mit 17:4 Stimmen dafür, an der Idee einer Umfahrung weiter festzuhalten. Wann und ob die Trasse überhaupt kommt, ist allerdings vollkommen offen.

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