Insgesamt zeichne sich innerhalb der vergangenen zehn Jahre durchaus eine positive Entwicklung des Tourismus im Tegernseer Tal ab, so TTT-Chef Christian Kausch in seinem Vortrag vor den Gmunder Gemeinderatsmitgliedern am Dienstagabend. Sieht man sich jedoch das vergangene Jahr an, so steht Gmund nicht so gut da.
53.807 Übernachtungen von Gästen in Gmund. So viele ergeben sich unterm Strich aus der Präsentation von Kausch. Das entspricht einem Minus von 7,75 im Vergleich zum Vorjahr. Bereinigt man die Zahl um die beiden Häuser Tegernseer Hof und Kistlerwirt, die das ganze Jahr wegen Umbau nicht zur Verfügung standen, so bleibt noch ein Minus von 2,38 Prozent, stellte Kausch dar. Etwa 1.000 Übernachtungszahlen büßt man mit den beiden Häusern ein. Mit dieser Übernachtungszahl ist Gmund die kleinste der fünf Tal-Gemeinden. Die Übernachtungszahl talweit liegt bei 1,5 Millionen.
Weniger Übernachtungen – viele Geschäftsreisende
Mehr als die Hälfte der Gäste sind aus geschäftlichen Gründen in Gmund, berichtete der TTT-Chef. Seminare in verschiedenen Häusern, in Gmund vor allem in der Büttenpapierfabrik würden hochkarätige Leute anziehen. Aber auch Aussteller und Handwerker, die hier nächtigen, seien mit eingerechnet. Nicht nur die Übernachtungszahlen sanken übrigens, auch die ankommenden Personen waren mit 20.147 Personen weniger (-9,5 Prozent, bereinigte Zahl +2,11 Prozent).
Dass Gmund bei Kurzübernachtern schwächelt (1-2 Nächte) liege vor allem daran, dass die Gastgeber viele Ferienwohnungen anbieten, die naturgemäß für länger vermietet werden. Gewerbliche Häuser (Gasthöfe, Hotels) suchen Radler und Wanderer die von den Langstreckenwegen wie Königssee-Bodensee-Weg oder den Alpenüberquerungen herrühren, fast vergeblich. Daher übernachten die 1-2-Nächter dann entweder außerhalb des Tegernseer Tals oder in anderen Tal-Gemeinden, weiß Kausch. Insgesamt werde die Aufenthaltsdauer immer kürzer, dafür kommen die Gäste öfter. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer gibt der TTT-Chef in Gmund mit 2,7 Tagen an (talweit 4,21).
Besseres Erscheinungsbild angestrebt
Insgesamt soll der Tal-Tourismus noch besser in Erscheinung treten, so Kausch in seinem Vortrag. Daran arbeitete man auch im vergangenen Jahr. Mehr Emotionen und eine bessere Technik verpasste man der Website www.tegernsee.com. Für neue Mitarbeiter sei der Auftritt www.dahom-am-tegernsee.de entstanden, der den Neuen einen guten Start ermöglichen soll.
Die TTT präsentierte das Tal wie üblich auch auf der Grünen Woche sowie auf der ITB. Künftig besser in Erscheinung treten wollen die Touristiker am Pavillon an der Kreuzstraße mit einem „Info-Screen“ für die anstehenden Veranstaltungen, um den „Bannerwildwuchs“ einzudämmen. Aufgepeppt werden sollen auch die TI-Mitarbeiter, mit neuen Dirndln und Gilets. Die letzte Anschaffung liege schon einige Jahre zurück.
Erfolgsmodelle sollen es richten
Kausch zählt im Tal auf Erfolgsmodelle. Allen voran lobte er das Prädikat „Bergsteigerdorf“, zu dem die Gemeinde Kreuth erhoben wurde. Genau richtig sei die Entwicklung hin zum sanften Tourismus und Naturschutz mit regionaler Wertschöpfung und gelebten Brauchtum. Kausch dazu:
Super wenn sich ein Ort einem einzigen Thema verschreibt und das von innen heraus gelebt wird.
Der TTT-Chef zählt weiterhin auf die Wiesseer Jod-und-Schwefelquelle. In der „Jungbrunnen-BERG-Studie“ sei die Wirkung Deutschlands stärkster Jod-Schwefelquellen in Kombination mit gezielter Bewegung in der Natur untersucht worden. Das Ergebnis habe bestätigt, was Einheimische schon lange wussten: Das Wasser hat eine verjüngende Wirkung. Damit erreiche man ein Alleinstellungsmerkmal über die Region hinaus.
Die Tegernsee-Card kommt bei Gästen und Gastgebern im Tal ebenso gut an. Dabei bezieht sich das kostenlose Fahren nicht nur auf öffentliche Busse, sondern auch auf die Schiffahrt. Gerade seien die Verhandlungen geglückt und ein Folgevertrag für die kommenden zwei Jahre gelungen, berichtete Kausch. Rund 80.000 Fahrten fanden 2018 statt. Hinter dem Konzept stehen 220 Gastgeber-Betriebe.
Was den Gmundern bleibt
Um Aufgaben besser stemmen zu können, nimmt die TTT auch Kooperationen ins Visier, beziehungsweise hat sich schon mit Experten zusammengetan. Ob das Marketing der TTT richtig ausgerichtet ist, soll etwa eine Studie mit der Hochschule München erbringen. Auch soll dem eine Fachkräfte-Strategie entspringen. Ebenso verknüpfte die TTT mit den Münchner Touristikern ihre Leistungsangebote. Gegenseitige Besuche der Touristinfos fanden statt, mit der Intention, voneinander zu lernen. Auch eine Kooperation mit den Touristikern der Nordseeinsel hat die TTT initiiert.
Die Gastgeber-Schulungen haben sich laut Kausch ebenso gut entwickelt. Im Jahr 2018 traf man sich in der Gemeinde Gmund im „Fabrikrestaurant Gmund Papier“ zum Austausch. Man könne froh sein, dass Kaltenbrunn und Gmund Papier so gut funktionieren und Veranstaltungen generieren, erklärte Bürgermeister Alfons Besel während der Sitzung. „Man sieht aber an den Zahlen, dass wir Juniorpartner sind im Tal.“ Denn der Fluch der kleinen Zahlen schlage sich gleich ganz anders nieder. Gmund müsse sich als „Tor zum Tal“ dennoch nicht verstecken, so Besel abschließend. Denn hier komme der Gast zuerst an und orientiere sich.
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