Der Gmunder Bauausschuss hatte auf seiner Sitzung am Dienstag die Chance, ein Zeichen für die Energiewende im Oberland zu setzen. Für den Neubau der Krippe, in der bis zu 30 Kinder betreut werden können, war ein nahezu autarkes Energiekonzept möglich. Am Ende entschieden sich die Gemeinderäte gegen eine einmalige Zusatzinvestition von 51.000 Euro und für eine „Basisvariante“ zur Wärmeversorgung.
Weil es um Vergleichsangebote und das dazugehörige Zahlenmaterial ging, wie Bürgermeister Georg von Preysing erklärte, war die Entscheidung eigentlich für die nicht öffentliche Sitzung vorgesehen. Auf einstimmig beschlossenen Antrag ist aber in aller Öffentlichkeit debattiert worden.
Mitte April hatten die Gemeinderäte in Gmund bereits über die baulichen Ausmaße der bis 2013 zu errichtenden Kindergrippe entschieden. Der Neubau wird eine Grundfläche von 14 mal 30 Meter haben, ein Stockwerk hoch soll das Gebäude werden und auf einem 2.000 Quadratmeter großen und neu erschlossenen Grundstück an der Bichlmairstraße Platz finden.
Gmund verzichtet auf Vorreiterrolle
Zu klären galt noch, wie das Energiekonzept für die Kinderkrippe aussehen soll. Dabei wird die Krippe laut den Berechnungen des Ingenieurbüros Geratsdorfer aus Schliersee im Jahresdurchschnitt einen Gesamtenergiebedarf für Raumheizung und Warmwasser von etwa 35.000 Kilowattstunden haben. „Das sind sehr gute Wert“, betonte Wolfgang Geratsdorfer.
In diesem Zusammenhang lagen den Gemeinderäten nun verschiedene Varianten zur Wärmeversorgung, die über eine Fußbodenheizung erfolgen soll, vor. „Wir können hier und heute ein Zeichen setzen und eine Vorreiterrolle übernehmen“, meinte Babara von Miller (SPD) und ergänzte: „Wir sind ja parteiübergreifend alle für die Energiewende.“
Auf Vorschlag von Geratsdorfer hätte es eine monovalente Wärmepumpe in Verbindung mit einer Fotovoltaik (PV) werden sollen. Dadurch hätte man laut dem Ingenieur zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können: Die Wärmepumpe beheizt das Gebäude, und die PV-Anlage hätte die kompletten dafür anfallenden Stromkosten abgedeckt.
„Gas ist die sicherste Variante“
Die Gemeinde hätte für diese „zukunftsweisende“ Variante etwa 51.000 Euro investieren müssen. Dieses Invest hätte sich nach Gersdorfers Berechnungen innerhalb von 12,2 Jahren amortisiert. Drei Gemeinderäte hätten dies mitgetragen.
Die Empfehlung stieß aber nicht auf sehr großen Zuspruch. Denn dem Bauausschuss waren die einmaligen zusätzlichen Kosten dann mehrheitlich doch zu hoch. „Gas ist die sicherste Variante“, so Georg Rabl (FWG). Auch schreite die Entwicklung bei erneuerbaren Energiequellen weiter voran. „Da müssen wir nicht heute schon unbedingt mitmachen“, so eine weitere Meinung.
Auch sei im Winter, bei dem es hier am Tegernsee teilweise bis zu Minus 20 Grad Celsius und mehr habe, nicht sichergestellt, ob die Wärmepumpe eine angemesse Raumtemperatur für die Kinder der Krippe garantieren kann. Zu dieser Jahreszeit würde die PV-Anlage auf dem Dach auch relativ wenig Strom für den Betrieb der Wärmepumpe erzeugen. Mit der Folge, dass die Wärmeversorgung laut Rabl umso teurer werde.
Mit neun zu zwei Stimmen entschieden sich die Gemeinderäte am Ende dann lieber für die Basisvariante – einen Gasbrennwertkessel mit thermischer Solaranlage zur Heizunterstützung und Warmwasserbereitung.
Diese Variante kostet die Gemeinde einmalig 28.000 Euro und jährlich in etwa 2.000 Euro. Darin enthalten sind bereits die abgezogenen Kosten durch die Solaranlage, die auf etwa 400 Euro geschätzt werden.
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