Grieblinger steht das Wasser bis zum Hals

Während der Parkscheinautomat davor der Gemeinde Geld in die klamme Kasse spült, bedroht er den Fortbestand eines Wiesseer Familienbetriebes: des Strandbades Grieblinger.

Seit 1933 sorgt es im Sommer mit Liegewiese und Steg für ein erfrischendes Bad im Tegernsee, doch nun könnte bald Schluss sein. Immer mehr Gäste lassen sich von den saftigen Parkgebühren abschrecken.

Ferdinand Grieblinger
Ferdinand Grieblinger macht sich Sorgen.

„Die Leute nehmen unser Strandbad nicht mehr so an“, beklagt Ferdinand Grieblinger, „weil sie neben dem Eintritt auch noch eine Parkplatzgebühr von bis zu fünf Euro zahlen müssen. An guten Tagen hatten wir im vergangenen Jahr etwa 300 Besucher. In diesem Jahr sind es etwa 30 Prozent weniger“.

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Da die Erholungssuchenden auch an der Uferpromende frei baden könnten, verlagere sich das Interesse. Dort hätten die Gäste nur eine Gebühr für ihr Auto zu bezahlen und könnten dann umsonst in den See. Grieblinger:

Es wird dadurch für uns mit dem Parkautomaten, der seit etwa drei Monaten vor der Tür aufgestellt wurde, nun immer schwieriger. Momentan ist der Rückgang natürlich auch wetterbedingt. Aber wenn das so weitergeht, dann geht es an die Existenz. Es kann durchaus passieren, dass wir in absehbarer Zeit zusperren, wenn sich nicht gravierend etwas ändert.

Nach gut 80 Jahren könnte das Strandbad Grieblinger dann Geschichte sein. „Irgendwann ist eben Schluss“, bedauert Grieblinger diese Entwicklung, „dann wird ein Verkauf wahrscheinlicher.“ Noch ist es nicht ganz soweit, vor allem nicht an sonnigen Wochenenden wie dem letzten. Mager sei die Besucherfrequenz dagegen unter der Woche, auch bei schönem Wetter. Da gebe es bei den Grieblingers dann Existenznöte.

Freundliche „Politesse“

Paradoxerweise warb der Kurort für sich kürzlich am Ortseingang noch mit einem idyllischen Bild des Strandbades. Doch bei der Unterstützung für die Betreiber mit ihren Nöten hapert es offenbar. Grieblinger wollte nach eigenen Angaben von Bürgermeister Peter Höß wissen, warum die Besucher des defizitären Badeparks keine Parkplatzgebühr zahlen müssen, seine Besucher des Strandbades hingegen schon. „Ich bekam keine Antwort darauf.“

Eine Wiesseer Ordnungshüterin hilft beim Kauf eines Parkplatztickets.
Eine Wiesseer Ordnungshüterin hilft beim Kauf eines Parkplatztickets.

Da hilft es auch wenig, dass die Mitarbeiterin des Ordnungsamtes, bevor sie Kamera und Gebührenblock zückt, noch eine Runde im Strandbad dreht und die Gäste netterweise auf den kostenpflichtigen Parkplatz draußen hinweist. Zwar entgehen so etliche säumige Parkplatzbenutzer einem teuren Strafzettel an der Windschutzscheibe, doch zahlen müssen auch sie doppelt: fürs Parken mehr als fürs Freibad mit Umkleidekabinen, Toiletten und Dusche.

„Alles zugeparkt“

Die Grieblingers lagen schon einmal im Clinch mit der Gemeinde, als es um die Stellplätze für Wohnmobile vor ihrem Strandbad ging. 300 Unterschriften sammelten Stefanie und Ferdinand Grieblinger vor fünf Jahren von Badegästen, die wieder mehr Parkplätze forderten. Damals hatte die Gemeinde vor dem Strandbad acht Stellplätze für Wohnmobile ausgewiesen.

Mindestens 30 Parkplätze seien dadurch weggefallen, hieß es einst. „Unsere Gäste mussten kilometerweit laufen“, erinnert sich Ferdinand Grieblinger. Die Stellplätze gibt es nun in diesem Jahr nicht mehr, doch die Badegäste müssen immer noch gut zu Fuß unterwegs sein, wenn sie der Parkgebühr entgehen wollen. Da bleibt nur der etwa 300 Meter entfernte Badepark oder sie parken einfach die Straße zwischen Strandbad und Yachtclub zu, so wie an diesem Wochenende. Doch damit ist schon der nächste Konflikt vorprogrammiert.

die Zufahrt zum Yachtclub: beidseitig zugeparkt.
Die Zufahrt zum Yachtclub: beidseitig zugeparkt.

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