Große Meister an der Westbank

Der Parteibus der CSU (Diesel, ohne Tempolimit!) biegt mit quietschenden Reifen in die Kurve der heißen Wahlkampfphase. Da greift man in die PR-Trickkiste. Virtuos, mit einem grandiosen Verweis auf einen Alten Meister (Malerei, nicht Bundesliga), hat dies nun die CSU in Bad Wiessee getan. Eine Bild-Interpretation unseres Kunstpädagogen und Meister des öligen Bildes, Martin Calsow.

Wem gehören eigentlich die Beine?

Ein Kommentar von Martin Calsow:

Zwanzig. So viele stolze Bürger posieren auf dem Foto der CSU in Bad Wiessee. Das grüßt auf der Vorderseite einer Broschüre, die derzeit tausendfach in Wiesseer Briefkästen steckt. 20 – Schon in dieser Zahl wird die Bescheidenheit der Wirkenden ausgedrückt. Denn die Bildkomposition erinnert den Kenner natürlich sofort an Rembrandts „Nachtwache“, jenem Werk, welches stolze Amsterdamer Bürger bei dem aus Kreuth-Glashütte stammenden Künstler Rembrandt 1642 in Auftrag gegeben hatten. Damals waren es 31 Personen. Aber diese 20 CSU-Kandidaten sind zu Recht genauso stolz und zufrieden, wie diese Käseroller vor über 400 Jahren.

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Schauen wir genauer hin: Fast mittig, die rechte Hand in der Hose, den Körper leicht eingedreht, dem Betrachter oder Wähler zugewandt, der Sparkassenangestellte und Menschenfänger Florian „Flori“ Sareiter, der mit einem blauen Anzug einen deutlichen Kontrapunkt zu den traditionellen Trachten seiner Mitstreiter setzt.

Er baut damit auf charmante Weise eine Brücke zwischen der glorreichen Vergangenheit und der vielversprechenden Moderne des Ortes an der Westbank: Laptop und Lederhose, Dispo-Kredit und Rentenbescheid, Mautgebühr und 5G. Ein Sparkassenprofi eben. Und nur böse Zungen würden sagen: Bromme-Schule eben.

Die Nachtwache
Rembrandt van Rijn, 1642 – Öl auf Leinwand / Quelle: Wikipedia

Zu seiner rechten lächelt die Heilpraktikerin für Psychotherapie, Manuela Sacher, die eine Hälfte des CSU-Frauenanteils. Zu seiner linken steht, nein, posiert, nein: manifestiert sich ein Mannsbild, ein Sinnbild bayerischer Lebensfreude, tausendjähriger Adelsblutlinie und, man darf das schon sagen, der Fischer vom Tegernsee: Christoph von Preysing.

Das Kinn nach oben gereckt, die vom Heraufziehen der Netze am frühen Morgen kräftigen Arme verschränkt, einer der auf Instagram auch schillernde Kleiderfarben und Kombinationen nicht scheut. Ein echter Paradiesvogel, der das C in CSU mit Chic übersetzen könnte. Auch deswegen bekam er Listenplatz 15 von 20.

Wem gehören die Beine?

Ganz außen, der Grandsigneur der Orts-CSU, König Kurt. Der Onkel des Menschenfischers mag es gediegen, steht für Kontinuität (gefühlt ein halbes Jahrhundert im Rat) und kennt alle Kniffe der Kommunalpolitik, ein echtes Pfund für die Partei. Fun Fact: Im Flyer der CSU verrät er neben Elfie von Khreninger-Guggenberger auch nicht sein Alter. Dieser kokette Kurt…

Noch vieles ließe sich sagen. Aber der (Bild)Rahmen ist begrenzt. Zum Schluss: Die Racker von der CSU haben ein putziges Rätsel im Foto versteckt. Schauen Sie nach links: Da steht der Erlacher Schorsch, neben ihm der Höß Vinzenz. Dazwischen: Beine. Einfach so. Hinter den beiden posiert der Fichtner Alois. Aber wem gehören die Beine?

 


 

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