Am 15. Juni war es endlich soweit und das neue Badehaus in Bad Wiessee wurde eröffnet. Zwar musste eine große Feier coronabedingt ausfallen, dennoch zeigte sich Jodbad-Chefin Renate Zinser zufrieden über die ersten Wochen. So berichtet sie in der vergangenen Sitzung des Gemeinderats:
Durch die vielen Medienberichte haben uns die Anrufe am nächsten Tag überrollt. Das Interesse ist groß und genau deshalb haben wir das ganze Gebäude ja auch gebaut.
In den kommenden drei Monaten gehe es darum, die Prozesse innerhalb des Teams abzustimmen. „Es hat jeder viel zu lernen. Es folgen Schulungen, Besprechungen und Tagungen.“ Sie rechne damit, dass das Team in rund vier Wochen gut eingespielt und perfekt aufeinander abgestimmt sei. Zinsers Devise: Die Mitarbeiter, die gerade da sind, müssen zu 100 Prozent ausgelastet sein.
Was Werbung und Marketing angeht, will Zinser das Budget effizienter steuern. Bisher haben sich zwei Agenturen darum gekümmert. Mittlerweile habe es neue Vertragsverhandlungen gegeben. „Ich werde beide Agenturen behalten, aber wir reduzieren den Aufwand, sodass wir auf rund ein Drittel der bisherigen Ausgaben kommen. Es geht darum, Kosten zu sparen, aber trotzdem effizient Werbung zu machen, um bekannter zu werden.“ Den Social Media Bereich werde die Tegernseer Tal Tourismus GmbH übernehmen.
Grundsätzlich zeigt sich Zinser allerdings zufrieden. „Wir haben seit der Eröffnung immer einen vollen Tagesplan. Die Bäder sind voll ausgelastet, wir haben jetzt schon Tendenzen, dass eine Abteilung bei den Wannen nicht reicht.“ Einzig mit den Sprühbädern gebe es noch technische Probleme. „Da sind wir dran.“ Auch am Badehaus selbst werden noch letzte Arbeiten durchgeführt.
Am Anfang lieber tiefstapeln
Corona habe allerdings Spuren bei der Ausgabenpolitik des neuen Badehauses hinterlassen. „Wir hatten drei Monate lang keine Einnahmen, wir müssen deshalb alles auf den Prüfstand stellen.“ Zinser rechne damit, dass sich die Ausgaben für dieses Jahr auf rund 800.000 bis 900.000 Euro belaufen. Um dem Gemeinderat zu veranschaulichen, wie sich die Einnahmen zusammensetzen, legte sie zwei Tabellen vor.
Dabei führte sie alle verfügbaren Anwendungen, deren Preise und die Anzahl der Anwendungen pro Tag auf. So kostet beispielsweise ein 50-minütiges Wannenbad 40 Euro. Insgesamt können pro Tag zehn Anwendungen angeboten werden. In der ersten Tabelle ging Zinser von 100 Prozent Selbstzahlern und dem vollem Preis aus. Damit liege der Umsatz pro Jahr bei 50 Prozent Auslastung bei rund 2,3 Millionen Euro.
In einer zweiten Tabelle stellte sie eine „realistischere“ Prognose dar, die Gutscheine, Rabatte und Kunden mit ärztlichem Rezept miteinberechnet und damit auch geringere Preise für die Anwendungen. Zinser nahm gleich vorweg, dass sie vom Worst-Case, sprich nur 20 Prozentiger Auslastung ausgehe. „Ich plane gerne defensiv, weil es mir lieber ist, es hinterher zu überbieten, als nicht zu erreichen.“
Wiessees Gemeinderäte zeigten sich da etwas optimistischer. 20 Prozent Auslastung halten sie für unwahrscheinlich, vor allem da der Andrang bereits jetzt so hoch ist. Auch der Preis von 40 Euro pro Anwendung schien für viele zu gering. Birgit Trinkl (Wiesseer Block) konnte nicht verstehen, warum man nicht beispielsweise 60 Euro verlangt. „Die vergangenen Jahrzehnte wurden die Preise nur minimal erhöht“, erklärte Zinser. „Wir konnten deshalb nicht einfach plötzlich von vorher 28 Euro pro Wannenbad auf jetzt 60 Euro gehen.“ Grundsätzlich halte sie persönlich aber 40 Euro für das, was man den Kunden mittlerweile biete, ebenfalls zu wenig.
Trotzdem wurden wir von einigen Stammkunden wegen der Preiserhöhung beschimpft. Die meisten Gäste verstehen es aber.
Die zusätzlichen Kosten durch die Vermietung des unteren Kubus hat Zinser bisher nicht eingerechnet. Einige Räumlichkeiten stehen im neuen Badehaus nämlich weiterhin leer. Ursprünglich sollten diese an Ärzte vermietet werden, doch das Interesse war gering. „Wir überlegen jetzt, ob wir Richtung Physiotherapie oder Wellness gehen. Das wird sich noch zeigen“, so Zinser.
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