Grubs ungeliebter Wecker – ein Fall für die Justiz

Aktualisierung vom 23. Oktober / 10:28 Uhr
Das Thema sorgt in Grub – einem Ortsteil von Valley – seit Anfang Juli für schlaflose Nächte. Bei den Gemeinderäten und den Bewohnern gleichermaßen. Der Meridian ist immer noch ein ungeliebter Wecker. Erst jüngst haben die Gruber eine Unterschriftenaktion gestartet. Jetzt kam heraus, dass Unbekannte die Pfeif-Tafeln an der Strecke demontiert haben.

Schön, wenn der Zug fährt. Nicht schön, wenn er einen aus dem Schlaf reißt. Bild: http://bahnland-bayern.de
Schön, wenn der Zug fährt. Nicht schön, wenn er einen aus dem Schlaf reißt. Bild: http://bahnland-bayern.de

Seit gut einem Monat macht in Grub eine Liste die Runde. Das Ziel: Unterschriften sammeln gegen die Lärmbelästigungen des Meridian auf dem Streckenabschnitt zwischen Kreuzstraße und Westerham. Ernst Fichtel, Initiator der Gruber Liste, steht im Kampf um die unzumutbare Lärmbelästigung an „vorderster Front“. „Schon immer war die Strecke stark befahren, auch von Güterzügen”, erklärte Fichtel gegenüber der Holzkirchner Stimme vor knapp drei Wochen. Aber nie zuvor fühlten sich die Anwohner so belästigt wie im letzten dreiviertel Jahr.

Grund für das Gruber Ärgernis Nummer Eins ist nicht der Zugverkehr, sondern die penetranten Hupsignale an den einzelnen Bahnübergängen. Bis zu 119 Dezibel laut darf die Fanfare sein, muss drei Sekunden lang ertönen und das bei jeder Durchfahrt aus beiden Richtungen – so zumindest die Vorschrift, auf die sich die Bayerische Oberlandbahn aus Sicherheitsgründen beruft.

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“Gefährlicher Eingriff in den Bahnverkehr”

Mehrere Gespräche hat es schon gegeben, bisher immer ohne Ergebnis. Nun soll eine Ortsbesichtigung mit Verantwortlichen der Bahn stattfinden. Doch viele Gruber haben den Eindruck, dass Bürgermeister, Gemeinderat, Bayerische Oberlandbahn und die Bahn “zu zögerlich an die Sache herangehen“. Unabhängig von der Unterschriftenaktion hatten einige Personen daher bereits Anfang September die Sache in Hand genommen.

So informierte die Bundespolizeidirektion München die Gemeinde Valley vor einer Woche, dass man Ermittlungen gegen Unbekannt aufgenommen hat. Der Vorwurf: gefährlicher Eingriff in den Bahnverkehr. So wurden scheinbar um den 4. September herum zwei Pfeif-Tafeln entfernt. Die Schilder sollen den Lokführer daran erinnern, dass der Warnton vor den Bahnübergängen ausgelöst werden muss. Die Bundespolizei geht aufgrund der Spurenlage von mehreren Tätern aus, die die Schilder demontiert haben. Der Zugverkehr war für einige Stunden beeinträchtigt. Die Bahn schätzt den Schaden auf rund 1.000 Euro.

Für Bürgermeister Andreas Hallmannsecker kein Kavaliersdelikt. Er verurteilte die Aktion auf der letzten Gemeinderatssitzung scharf. „Wir müssen froh sein, dass da nichts passiert ist.“ Das, so Hallmannsecker, sei “nicht der richtige Weg, um in der Sache weiterzukommen.” Einen Termin für die geplante Ortsbesichtigung ist weiterhin nicht in Sicht.

Ursprünglicher Artikel vom 18. August:
Bereits im Juli hatten sich die Bürger von Grub über morgendlichen Lärm durch den Meridian beschwert. Mittlerweile haben schon erste Gespräche stattgefunden. Doch eine Lösung scheint kompliziert: Die Bayerische Oberlandbahn beruft sich auf gesetzliche Vorgaben.

rubs fahrender Wecker: Regelmäßig weckt der Meridian die Bürger von Grub in der Früh.
Grubs fahrender Wecker: Regelmäßig weckt der Meridian die Bürger von Grub in der Früh.

Jeden Morgen um fünf Uhr werden die Bürger von Grub (Valley) aus dem Schlaf gerissen. Schuld ist das laute Hupen des Meridian auf seinem Weg in Richtung Rosenheim. Bereits im Juli hatten sich die Bürger über den massiven Lärm beschwert.

Verantwortlich für die frühmorgendliche Fanfare ist das Eisenbahnkreuzungsgesetz. Dieses regelt die Handhabung an Kreuzungen von Eisenbahnen, in diesem Fall von unbeschrankten Bahnübergängen. „Die BOB hält sich hier an die gesetzlichen Vorgaben. Der Warnton muss mindestens drei Sekunden lang sein und zwischen 118 und 129 Dezibel betragen“, erklärte der Valleyer Bürgermeister Andreas Hallmannsecker in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates.

Standortbestimmung

Bereits im Juli hatte Hallmannsecker versprochen sich um das Anliegen zu kümmern. Seitdem ist allerdings noch nicht allzu viel passiert. Es habe ein Gespräch mit einem BOB-Mitarbeiter gegeben, so der Rathaus-Chef. Doch die bürokratischen Mühlen mahlen langsam. „Zunächst müssen die Grundlagen an dem Standort festgestellt werden.“

Zu diesem Zweck wird demnächst eine Ortsbesichtigung stattfinden, bei der auch die DB-Netz zugegen sein wird. Dabei geht es unter anderem um die sogenannten Pfeiftafeln. Allerdings muss auch überprüft werden, wie schnell der Meridian an dieser Stelle fährt. „Erst dann kann man schauen, ob man etwas reduzieren kann“, betont Hallmannsecker.

Bahnübergänge im Visier

Außerdem wird überprüft wie die Bahnübergänge derzeit ausgestattet sind. Aktuell gebe es dort keine technischen Anlagen, außer den Überquerungshilfen, weiß der Bürgermeister. Wie Michael Stacheter (VL) erklärte, sei es unter den Grubern durchaus im Gespräch, dass man auch einen Bahnübergang ganz schließen lassen könnte.

Doch hier hielt sich der Rathauschef erst einmal bedeckt. Man wolle als nächstes zusammen mit der Deutschen Bahn herausfinden, ob sich durch schon durchgeführte Abholzungsarbeiten nicht die Sicht an den Übergängen verbessert habe. Dadurch könnte sich wieder eine andere Situation ergeben haben. „Hier wollen wir die BOB unterstützen“.

Die Gruber Bürger, so viel ist mittlerweile jedenfalls klar, wollen eine schnelle Lösung. Doch bis zu einer Verbesserung der Situation wird es wohl noch Zeit brauchen.

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