Grünes Wasserl schlägt weiter hohe Wellen

Am Ringsee, auf Kreuther Gemeindegebiet, soll eine Lagerhalle für Splitt entstehen, so der Wunsch der Tal-Bürgermeister. Doch die Nähe zum Biotop “Grünes Wasserl” treibt Nachbarn wie Naturschützer auf die Palme. Nun fordert das Landratsamt den „Status Quo“.

Das “Grüne Wasserl” neben dem aufgeschütteten Damm der erweiterten Lagerfläche

Schon die gewaltige Abholzaktion im April neben der B318 sorgte für Aufregung. Die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) sah das Biotop am Ringsee gefährdet, zumal doch die Regel gelte, „dass zum Schutz brütender Vögel zwischen 1. März und 30. September Bäume nicht gefällt werden dürfen“, kritisierte SGT-Vorsitzende Angela Brogsitter-Finck. Sie zeigte sich enttäuscht über die Untätigkeit des Grünen Landrats Wolfgang Rzehak.

Der hat nun ein „umfassendes Sanierungskonzept“ in einer aktuellen Pressemitteilung verkündet. „Dieses Konzept sieht die Renaturierung größerer Uferflächen vor“. Der westliche Lagerplatz „muss teilweise zurückgebaut werden“. Außerdem müsse der „Status Quo“ des östlichen Teils „verbindlich festgelegt“ werden, damit sich die planierte Fläche „nicht weiter in das Biotop ausbreiten kann“. Etwas weiter heißt es dagegen, „die Splitthalle befindet sich nicht im Biotop“. Sie werde 23 Meter lang, 14 Meter breit und 6,80 Meter hoch.

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Schlagwort Renaturierung

Die Lagerfläche ist insgesamt 6.900 Quadratmeter groß. Dafür müsse eine Zufahrt verlegt und eine neue geschaffen werden, um zu den 150 Meter entfernten Kieswerk zu gelangen. Zum Nachbarn soll ein „eingegrünter Lärmschutzwall“ errichtet werden. Erst durch dieses Gesamtkonzept sei es möglich geworden, so Rzehaks Landratsamt, große Flächen am Uferbereich zu renaturieren, während nur „sehr kleine Flächen“ für die Zufahrt verwendet würden.

Hier soll die Splitthalle entstehen

Die renaturierte Fläche sei „fünfmal so groß“, wie die neu verbaute. Das Landratsamt ist sogar der Ansicht, dass „das Biotop Grünes Wasserl“ damit „ganz erheblich vergrößert“ werde. Anders wäre eine Renaturierung rechtlich kaum durchsetzbar gewesen, da das Gelände mehrfach den Eigentümer gewechselt habe.

Tal-Bürgermeister forderten Splitthalle

Die beschriebene Splitthalle hatten die Tal-Bürgermeister bereits am 30. Juli 2015 gefordert. In einem von allen fünf Rathauschefs persönlich unterzeichneten Schreiben an den Landrat wird auf das „gemeinsame und öffentliche Interesse zur Errichtung“ der Halle hingewiesen. Sowohl die Bauhöfe der Talgemeinden wie auch „talansässige Betriebe und Unternehmen“ sollten sich dort bedienen können. Damit ließen sich „weitere Fahrtstrecken und unnötige Verkehrsbelastungen“ verhindern.

Der Bau der Halle sei nach Meinung aller Tal-Bürgermeister ein „nachhaltiges und für das gesamte Tegernseer Tal äußerst nützliches Vorhaben“. Weiter sind die Bürgermeister der Meinung, dass die Firma Kandlinger mit der Kiesentnahme aus der Weißach eine eigentlich „öffentlich-rechtliche Verpflichtung“ erfülle. Nach umfangreichen Investitionen in diesen Betrieb, sollte der Unternehmer das „Ganze auch wirtschaftlich“ betreiben können. Somit hätten „auch in der Vergangenheit schon Verlade- und Transportvorgänge stattgefunden. Nach „eingehender Prüfung“ sei „kein geeignetes Alternativgrundstück gefunden“ worden.

Anders sehen dies die unmittelbaren Nachbarn. Birgit und Jochen Pagenberg hatten das Seegrundstück 2002 gekauft und sich damals mit dem nahen Kieswerk arrangiert. Doch nun sind sie fassungslos, dass ein solcher Eingriff in die Natur den behördlichen Segen bekommt. Über ihre Anwälte haben sie nun Klage gegen den Freistaat beim Verwaltungsgericht München eingereicht. Darin fordern sie eine Aufhebung des Genehmigungsbescheids sowie einen Ortstermin des Gerichts mit einem Schaugerüst.

Die SGT-Vorsitzende Brogsitter-Finck hat ihr Urteil schon gesprochen: “Und wieder verschwindet nach und nach ein kostbares Biotop, Lebensraum für Tiere und Pflanzen und wird, wie so oft im Tegernseer Tal, dem Profit geopfert. Die Natur hat keine Lobby, keine Stimme! Traurig!”

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