In rund einem halben Jahr beginnt für die fünf- oder sechsjährigen Jungen und Mädchen der sogenannte Ernst des Lebens: Sie kommen in die Schule. Zur Zeit laufen die Einschreibungen in den Grundschulen der fünf Talgemeinden. Und für manche Eltern steht von vornherein fest, dass ihr Kind in die „ganz normale örtliche Grundschule“ gehen soll.
Schulsprengel legen eigentlich fest, welches Kind in welche Schule gehen wird. Darüber hinaus gibt es aber auch noch andere Schulformen, die für manche Eltern beziehungsweise deren Sprösslinge in Frage kommen.
Die Redaktion hat sich mit dem Thema Schulanfang befasst. Hier sind alle Möglichkeiten für Eltern aus dem Tegernseer Tal, die sich gerade jetzt darüber Gedanken machen, wo ihr Kind den “Ernst des Lebens” antreten soll:
Gemischte Gefühle
Mit viel Vorfreude und Spannung erwarten die meisten Vorschüler ihren ersten Schultag. Schließlich bewegt man sich damit noch ein kleines Stückchen weiter weg von Mama und Papa.
Was kommt auf die Kinder zu?
Lesen, Schreiben und Rechnen sollen sie lernen. Gesamtunterricht nennt man das. Darin enthalten ist auch Musik und Kunst. Außerdem im Lehrplan: HSU (Heimat- und Sach-Unterricht), Sport und Religion. Die Fächer sind anfangs noch überschaubar. Auch Noten gibt es bis zum Halbjahreszeugnis der zweiten Klasse noch keine. Gelernt wird aber schon jede Menge. Im Jahr 2000 wurde der Lehrplan angepasst – und seitdem ist auch die Grundschule offenbar anspruchsvoller geworden. Aber was heißt das genau?
Wie lernt man Lesen?
Für manche erscheint der neue Lebensabschnitt noch ein wenig wie eine Wundertüte. Was da drin ist? Das kommt darauf an, wo man wohnt, denn in jeder Grundschule wird Lesen, Schreiben und Rechnen anders vermittelt. Vorgehensweise und Arbeitsmittel können sich unterscheiden. In Rottach-Egern beispielsweise hilft „Mimi, die Lesemaus“, beim Lesen lernen. Ulrike Hilger und Elisabeth Porsche, die derzeit die insgesamt rund 50 Mädchen und Buben in der 1A und 1B unterrichten, erzählen von ihrer Arbeit.
„Zuerst lernen die Kinder einzelne Buchstaben kennen“, sagt Porsche. Mit allen Sinnen wird erforscht, wie sich M, A, U, I, O, L anfühlen, beispielsweise werden diese mit Knete nachgeformt. Die Anlauttabelle ist eine wichtige Hilfe für die ABC-Schützen. Dort sind Symbole aufgemalt. Die Sonne ist abgebildet, dazu gestellt das „S“. Eine Banane, dazugestellt das „B“. So kann ganz schnell ein Zusammenhang hergestellt werden zwischen Optik und Objekt.
Und Schreiben?
Den Buchstaben anschließend selbst aufs Papier zu bringen, ist vielleicht noch ein wenig ungewohnt, aber auch sehr spannend. Anfangs werden Druckbuchstaben geschrieben, in Groß und Klein, immer mit Bleistift.
„Anfangs fällt das Lernen allen leicht“, weiß Lehrerin Hilger. Erst ein paar Monate später, wenn es anspruchsvoller wird, hingen manche dann mehr oder weniger zurück. Für Kinder, die sich nicht ganz so leicht lernen, gäbe es auf Wunsch Zusatzstunden, die ihnen helfen, durch mehr Übung einiges aufzuholen. So können die meisten Kinder Ende Oktober bereits kleine Texte – in großen Lettern geschrieben – selbst lesen.
Übung macht den Meister
„Eine riesige Leistung vollbringen die Kinder im ersten Vierteljahr“, sagen die Lehrerinnen. Beide bemühen sich nach Kräften, den Kindern, den Übergang vom Kindergarten so leicht wie möglich zu machen. Bewegungsübungen – Strecken, hüpfen, bücken – sowie Singlieder hätten sich bewährt, die Vormittage für die Mädchen und Jungen kurzweilig zu machen. Bis 11.30 Uhr beziehungsweise manchmal 12.10 Uhr zu sitzen und zu lernen, das sei anfangs schon recht ungewohnt für manche.
Die Welt der Zahlen
Nicht nur Lesen und Schreiben sei das Hauptthema in der Ersten, sondern auch das Rechnen. „Die Welt der Zahlen“ heißt das Arbeitsheft, nach dem die Rottacher Kinder lernen. Die Zahlen von 1 bis 10 lernt man so eindringlich, dass man sie sozusagen im Schlaf kennt. Auch hier wird wieder mit allen Sinnen gearbeitet, die Zahlen befühlt, mit Augen und Ohren bestaunt. Die Größen sollten erfasst werden. Wie groß ist eine Fünf? Hört sich eine Acht lauter an als eine Eins?
Warum Hausaufgaben machen?
Im Fach HSU werden Regeln vermittelt, wie man sich in der Gemeinschaft – der Schulfamilie – verhält. Aber noch viel mehr wird gelehrt: Körperpflege, Uhrzeiten oder Jahreszeiten etwa. Oder warum es Hausaufgaben gibt. Ungefähr drei sind es täglich. Und rund eine Stunde ist man schon damit beschäftigt. „Das ist für viele Kinder ganz neu und der Sinn von Hausaufgaben ist manchen noch unklar“, sagt Ulrike Hilger.
Lernen ohne Druck an der Montessorischule
Gerade dieser nachmittägliche Stress mit Hausaufgaben und Lernen bewegt manche Eltern, ihre Kinder in die Montessorischule einzuschulen. Denn dort gibt es für Grundschüler keine Pflicht- Hausaufgaben. Zahlreiche Beweggründe sprechen für diese Schulform:
Die Mädchen und Jungen werden ausdrücklich als selbständig denkende und verantwortlich handelnde Persönlichkeiten gesehen. Das Lerntempo wird individuell angepasst. Spieltrieb und der Spaß an der Bewegung werden wie selbstverständlich beim Lernen integriert.
Die weiteren Beweggründe für diese Schulform: Die kleine Klassenstärke mit rund 20 Schülern pro Klasse, kein Frontalunterricht. Außerdem findet altersgemischter Unterricht statt, das heißt dass Kinder von der ersten bis zur vierten Jahrgangsstufe gemeinsam eine Klasse besuchen. Der Vorteil ist, dass sich die Großen um die Kleinen kümmern, ihnen beim Lernen helfen und somit das früher Gelernte immer wieder vertiefen. Die Großen entwickeln Verantwortungsgefühl, die Kleinen lernen, auch mit Großen zu arbeiten.
Doch die Wahl hat ihren Preis: In Bayern ist die Montessorischule eine kostenpflichtige Privatschule: Mit rund 160 Euro monatlich ist zu rechnen. Außerdem ist einige Zeit für die Elternarbeit einzuplanen.
Beide Montessorischulen (die in Hausham und in Bad Tölz) sind nicht ortsnah; die Kinder werden mit individuell gestalteten Schulbus-Strecken zur Schule und wieder nach Hause gefahren.
Weitere Informationen:
www.montessorischule-hausham.de und www.montessori-toelz
Gut betreut in der Ganztagsschule
Eine alternative Schulform bietet die Ganztagsschule in Holzkirchen – vor allem für berufstätige Eltern. Kinder können hier bis 17 Uhr betreut werden. Der Unterricht ist auf Vor- und Nachmittag aufgeteilt, der Leistungsdruck entzerrt sich also ein wenig und die Hausaufgaben sind gemacht, wenn die Mädchen und Jungen nach Hause kommen. Außerdem gibt es interessante Nachmittagsprojekte, wie etwa Musik, Basteln, Garteln, Chor und verschiedene Sportangebote. Schul-, Übungs-, Sport- und Spielstunden wechseln sich dabei zeitlich ab. Auch diese Schulform hat ihren Preis: Mit 250 Euro monatlich (zuzüglich Essensgeld) muss man rechnen.
Weitere Informationen:
www.ganztagsschule.de
Vorbereitung auf den ersten Schultag
Ein bisschen Zeit ist noch hin bis zum ersten Schultag. Die Wartezeit kann man den ABC-Schützen verkürzen, indem man immer mal wieder auf das Thema Schule zu sprechen kommt und mit dem Kind darüber redet. Das Ausfüllen von Vorschulheften ist ebenfalls sehr beliebt. Und das Wichtigste: Die meisten Schulkinder dürfen ihren Ranzen aussuchen und meist selbst mit zum Einkaufen gehen, damit der Ranzen auch zum Rücken passt. Neben den Schultüten, die es am ersten Schultag geben wird, freuen sich die Schulstarter dann auch auf die neuen Herausforderungen, die nach der Einschulung auf sie warten.
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