Die Gemeinde Gmund hat sich das Ziel gesetzt, bis 2035 klimaneutral zu werden. Zehn Jahre bevor man bundesweit dieses Klimaziel realisieren will. Ein ambitioniertes Vorhaben, besonders wenn man bedenkt, dass 2022 gerade einmal acht Prozent des Energieverbrauchs der Gemeinde aus regenerativen Energien erzeugt wurden.
In Gmund sind bisher drei Wasserkraftanlagen, knapp 200 Photovoltaikanlage (PV-Anlage) sowie eine kleine Biogasanlage an der nachhaltigen Energieproduktion beteiligt. Zudem betreibt die Gemeinde in der Hirschbergstraße eine Hackschnitzelheizung.
Größtes Einsparpotential beim Strom
Laut des Energienutzungsplans (ENP), dessen Ergebnisse das beauftragte Unternehmen Energiewende Oberland (EWO) im April 2021 der Gemeinde präsentierte, besteht besonders im Bereich der Photovoltaikanlagen das vielversprechendste Einsparungspotenzial.
Da laut ENP, nach dem Bauhof und der Feuerwehr Dürnbach, im Rathaus der Gemeinde der meiste Strom im öffentlichen Bereich verbraucht wird, lag es nahe, als erstes Projekt das Rathaus mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Auch um ein motivierendes Signal an die Bürger zu senden, wie es damals Alfons Besel (FWG) formulierte.
PV-Anlage auf Rathaus nicht umsetzbar
Das Dach des Rathauses in Gmund kam aus Gründen des Denkmalschutzes nicht für eine PV-Anlage infrage. Doch der Neubau an der benachbarten Grundschule bot sich für die Installation einer PV-Anlage an. Von der Schule aus soll das Rathaus nun mit einer Leitung mit grünem Strom versorgt werden. In der Gemeinderatssitzung am 29. September 2021 wurde das Projekt auf den Weg gebracht (wir berichteten).
Pünktlich zur aktuellen Gemeinderatssitzung in der letzten Woche gab die Denkmalschutzbehörde des Landratsamtes grünes Licht für die neue PV-Anlage auf dem Dach der Schule.
Zur Hybridsitzung war Andreas Scharli von der EWO geladen. Der Experte erläuterte die Rahmenbedingungen für das Solarstromprojekt. Seiner Einschätzung nach eignet sich das Schulgebäude sehr gut für die Installation der PV-Anlage. Wobei er deutlich machte, dass das bestehende Blockheizkraftwerk (BHKW) der Schule und die Solaranlage nicht in Konkurrenz zueinander stehen:
Im Winter hat man das BHKW mehr laufen, da es wärmegeführt ist und im Sommer ist die PV das ergänzende Gegenstück. Daher kann man beide Anlagen sehr gut miteinander verbinden und zu jeder Jahreszeit ausreichend Strom erzeugen.
Das Zählerkonzept, um beide Systeme für die Einspeisung des überschüssig produzierten Stroms zu verbinden, sei zwar noch eine Aufgabe, schränkte Scharli ein, doch eine Lösung sei möglich.
Mehr Dachmodule als ursprünglich geplant
Hingegen der ursprünglichen Planung mit einer Leistung von 25 kWp (Kilowatt peak), schlägt der Fachmann der EWO nun ein maximales Volumen der Solaranlage von 36 kWp vor. Dafür sollen 124 Solarmodule auf dem Dach der Schule installiert werden. Die Kosten der Anlage erhöhen sich mit der Erweiterung auf rund 52.000 Euro. Das entspräche einer Amortisationszeit von 12 Jahren. Wobei Scharli deutlich macht:
Eine Kommune ist kein gewinnorientiertes Unternehmen. Bei einer Gemeinde müssen in erster Linie die Unterhaltskosten niedrig sein, damit die Kasse geschont wird.
Das sei bei einem Betrieb der Anlage über 20 Jahre durch die niedrigen Strom-Entstehungskosten von 10,3 Cent pro Kilowattstunde (kWh) gewährleistet. Im Vergleich dazu koste der fremd-gelieferte Strom bereits mehr als 25 Cent kWh.
Speicher sollen Rathaus auch in der Nacht mit Strom versorgen
Die Lieferung des Stroms über eine Leitung in das benachbarte Rathaus lobte Scharli als „elegante Lösung“. Als Termin für die Auftragsvergabe benennt er den Monat Mai oder Juni. So bestehe die Hoffnung, von den für April angekündigten Klimaschutz-Sofortmaßnahmen des Bundesumweltministers Robert Habeck (Grüne) zu profitieren.
Georg Rabl (FWG) weist in der sich anschließenden Ratsdiskussion darauf hin, dass man unbedingt den Eigenstromanteil der PV-Anlage erhöhen sollte:
Warum machen wir das Ganze? Nur wenn wir den Strom, den wir selbst produzieren, auch selbst verbrauchen, werden wir den Einspar-Effekt erzielen, den wir ursprünglich mit dem Projekt eingeplant haben.
Daher hält es Rabl für unerlässlich, einerseits das Rathaus mit in das Gesamtkonzept zu integrieren und darüber hinaus aber auch zu prüfen, inwieweit Stromspeicher eingesetzt werden können. Diese Speicher sollen den tagsüber ungenutzt produzierten Strom für den nächtlichen Verbrauch von Servern und weiterem Bedarf des Rathauses abdecken.
Der Vertreter der EWO weist auf die immer noch bestehende Speicherproblematik hin. So sei bei den herkömmlichen Lithiumbatterien die Brandlast zu bedenken. Zwar seien die Speicher nicht selbstentzündlich, aber bei einem Brand eine große Gefahrenquelle. Zudem müsse man bei einem Einsatz von Batterien mit Mehrkosten von rund 1.000 Euro pro Kilowatt Speichereinheit rechnen.
Die Ratsmitglieder befürworteten einstimmig die von Besel vorgetragene Beschlussvorlage zur Planung und Umsetzung der Photovoltaikanlage inklusive möglicher Speichertechnologie zur Abdeckung des nächtlichen Strombedarfes im Rathaus.
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