Die Schulden Wiessees sind spätestens nach dem Kauf des Jodschwefelbad-Areals so sehr gestiegen, dass der Gemeinde beinahe nichts anderes mehr übrig bleibt als die über Jahrzehnte angesparten Rücklagen aufzulösen.
Dazu gehören auch Gemeindewohnungen, Häuser und Grundstücke. Ein Grundstück hat vor kurzem den Besitzer gewechselt. Laut Angebot lag der Preis bei 325.000 Euro.
Das insgesamt 1.120 Quadratmeter große Grundstück am südlichen Ortseingang an der Sanktjohanserstraße 90 war von der Sparkasse für einen Betrag von 475.000 Euro ausgeschrieben. Doch das marode und mittlerweile abrissfertige Haus belastete den Kaufpreis. Durch die “Altlast” musste dieser um 150.000 Euro tiefer angesetzt werden.
Dafür sei es laut Auskunft aus der Sparkasse üblich, dass der Käufer auch die Kosten für den Abbruch übernimmt. Wie viel genau der private Käufer tatsächlich an die Gemeinde überwiesen hat, will Wiessees Bürgermeister Peter Höß nicht bekanntgeben. „Ich werde keine Zahlen nennen.“
„Keiner will eine solche Hausfassade anschauen“
Ungeachtet der Schulden und des Verkaufspreises ist einigen Gemeinderäten die geplante Fassadengestaltung des neuen Eigentümers ein Dorn im Auge. Zu sehr 0815. Keine Fensterläden. Quer anstatt hochkant verlaufende Balkonstreben. Die Südseite völlig ohne Balkone. Daher kam der Wiesseer Bauausschuss auf der gestrigen Sitzung zu dem einstimmigen Urteil:
Die Fassade ist nicht genehmigungsfähig und widerspricht in einigen Punkten der Ortsgestaltungssatzung. „Das Haus könnte überall stehen.“ „Ein Gebäude, das keiner anschauen will.“ „Unbefriedigend.“ Dies waren nur ein paar der Aussagen der Gemeinderatsmitglieder.
Folge: Die Gestaltung der Fassade muss überarbeitet werden und kommt zu einem späteren Zeitpunkt nochmals in den Bauausschuss.
Zugestanden hat die Gemeinde dem Bauherrn allerdings eine „maximal zulässige Nutzung“, wie es Klaudia Martini (SPD) formulierte. „Bisher beherbergte das Gebäude auf drei Stockwerken zehn Gemeindewohnungen“, sagt Bauamtsleiter Helmut Köckeis. In Zukunft sind dort dreizehn kleinere Wohnungen von bis zu 60 Quadratmetern und eine im Dachgeschoss befindliche 80 Quadratmeter Wohnung vorgesehen.
Unter dem Haus ist zusätzlich eine Tiefgarage geplant. Dazu kommen einige überirdische Parkplätze. Denn aufgrund der Stellplatzordnung sind 29 Stellplätze nachzuweisen. „Laut den Plänen fehlt ein Stellplatz“, stellt Köckeis klar. In diesem Punkt kann sich das Gremium allerdings vorstellen ein Auge zuzudrücken.
Bei der Fassadengestaltung war das nicht möglich. Mit ein Grund ist laut Bürgermeister Höß auch, dass es sich bei dem Gebäude um das erste Haus auf Wiesseer Gemeindegebiet handelt und dementsprechend schöner gestaltet sein sollte.
Weitere Verkäufe geplant
Auf die rund 38 Millionen Euro Verbindlichkeiten des Kurortes wirkt der mögliche Verkaufserlös allemal eher wie ein Tropfen auf den heißen Stein.
Doch das könnte sich im Laufe des Jahres ändern. So hat Thomas Strüngmann bis Mitte des Jahres immer noch die Option auf Teile des ehemaligen Spielbank-Grundstücks und das direkt angrenzende “Haus des Gastes” würde die Gemeinde, laut Kämmerer Franz Ströbel, bei entsprechendem Angebot ebenfalls gerne veräußern.
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