Guggemos: Hotellösung führt zu Flut an Stellungnahmen

Ergänzung vom 8. November / 10:25 Uhr Das Thema “Guggemos” beschäftigt die Stadt Tegernsee schon eine ganze Weile. Seit das Hotel 2008 seine Pforten schließen musste, herrschte lange Zeit Stille um das Areal an der Hauptstraße.

Doch nach der Entscheidung des Stadtrates im Mai diesen Jahres, bei dem das Gremium einen Bebauungsplan für ein Hotel mit 120 Betten absegnete, hat sich im Hintergrund viel getan. Mittlerweile sind insgesamt 26 Seiten an Stellungnahmen zu dem Vorhaben in der Tegernseer Verwaltung eingegangen.

Zuviel für eine einzige Sitzung, wie Tegernsees Bürgermeister Peter Janssen am Dienstag Abend bekanntgab. Auf einer eigens einberufenen Sondersitzung will sich das Gremium mit der Fülle an Stellungnahmen beschäftigen. Der Termin steht noch nicht fest.

Ursprünglicher Artikel vom 15. Mai
Bereits im Mai diesen Jahres hatte sich der Stadtrat in Tegernsee einstimmig für eine touristische Nutzung des Guggemos Areals ausgesprochen.

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Nun machte das Gremium mit der Änderung des Flächennutzungspans den Weg frei für den möglichen Bau eines Hotels. Fraglich ist jedoch weiterhin ob dies auch je umgesetzt wird.

Das Guggemos an der Tegernseer Hauptstraße steht breits seit 4 Jahren leer

Das ehemalige Hotel Guggemos war bereits im Jahr 2008 geschlossen worden und stand seitdem leer. Sowohl die Stadt Tegernsee, als auch das Herzogliche Brauhaus als Eigentümer des Gebäudes betonten jedoch stets die Absicht das Gelände auch weiterhin touristisch nutzen zu wollen.

Hotel mit 60 Zimmern geplant

Im Detail stellen sich beide Seiten eine Hotellösung mit 60 Zimmer vor, die Mindestgröße um ein solches auch wirtschaftlich betreiben zu können, wie Bürgermeister Janssen stets klar machte.

Deshalb hat die Stadt Tegernsee das Ziel den bestehenden Bestand teilweise abzureißen und in Richtung See ein weiteres Gebäude errichten zu lassen. Dies war aber bisher nicht möglich, da der noch unbebaute Bereich des 3.170 Quadratmeter großen Areals im Flächennutzungsplan der Stadt Tegernsee seit 2005 als “Landschaftsschutzgebiet” ausgewiesen war.

Umweltgutachten lässt Bau zu

Um eine Hotellösung letztlich realisieren zu können, musste der Flächennutzungsplan deshalb geändert und das Gebiet als “Sondergebiet Fremdenverkehr” ausgewiesen werden. Ein ganz normaler Schritt, wie der Geschäftsleiter der Stadt Tegernsee Hans Staudacher weiß: “Alle Flächen, die im Flächennutzungsplan als “nicht bebaubare Bereiche” ausgewiesen sind, haben gleichzeitig auch das Prädikat Landschaftsschutzgebiet,” so Staudacher, der gleichzeitig klargestellt, dass “eine Änderung der Flächennutzung grundsätzlich möglich ist, im Einzelfall jedoch abgewogen und begründet werden muss.”

Eine Entscheidung, die sich die Stadt Tegernsee auch im Fall Guggemos nicht leicht gemacht hat.

Überflutungsgefahr

Mittels eines Gutachten wurden nun die Auswirkungen durch den möglichen Bau eines Hotels auf die Umwelt genauer überprüft. Im Detail seien die Indikatoren Boden, Wasser, Klima/Luft und Tiere, sowie Ortsbild, Denkmalschutz und Mensch in dem aktuellen Befund berücksichtigt worden.

Die Bilanz dieser Untersuchungen fällt dabei zwar gemischt aus, beeinträchtigt jedoch nicht die Pläne der Stadt. Während sich für die Bereiche Klima/Luft, Ortsbild und Mensch keine gravierenden Veränderungen ergeben, enthält das Gutachten aber vor allem Hinweise zum Thema Pflanzen und Tiere sowie Boden und Wasser.

Das bisher unbebaute Gebiet liegt demnach im Überschwemmungsbereich und ist bereits bei einem Anstieg des Wasserspiegels um nur einen Meter akut gefährdet. Im Rahmen des Jahrhunderthochwassers vor über 50 Jahren waren bei einem Wasserpegel von 727 Meter über Null sogar 67 Prozent des gesamten Guggemos-Areals überschwemmt.

Bodenversiegelung

Darüber hinaus sei auch die Bodenversiegelung kritisch angemerkt worden. Durch die bereits vorhandene Bebauung und Asphaltierung ist demnach bereits zwei Dritte der vorhandenen Fläche versiegelt. Durch weitere Baumaßnahmen wird dieser Anteil weiter erhöht.

In der markierten Fläche wurde der Flächennutzungsplan angepasst

Desweiteren wird in dem Gutachten angeregt, die Belastung für Tiere und Pflanzen so gering wie möglich zu halten und so den Artenschutz zu wahren. Dem können durch eine zeitliche Anpassung der Baumaßnahmen und der Baumrodung zumindest ansatzweise Rechnung getragen werden.

Ausgleichsflächen schaffen

Eben jenen Punkt betonte auch Thomas Mandl (SPD) im Rahmen der Sitzung des Stadtrates: “Wir müssen aufpassen, dass nicht noch mehr Bäume gefällt werden und dem Schutz von Flora und Fauna stärker Rechnung tragen.” Daher votierte Mandl dann auch als einziger gegen die Änderung des Flächennutzungsplans.

Für den wegfallenden Baumbestand und das Landschaftsschutzgebiet im Allgemeinen müssen wie schon beim Hotel “Das Tegernsee” zudem Ausgleichsflächen ausgewiesen werden. Der konkrete Bedarf wird dann im Zuge der Erstellung eines Bauplans nochmals definiert.

Um mögliche alternative Standorte für eine Hotellösung bemühte sich die Stadt Tegernsee unterdessen nicht. Der derzeitige Standort mit “bester Verkehrsanbindung” und Zugang zum See wird als besonders geeignet angesehen.

An Hotelbetrieb festhalten

Da dort auch früher ein Hotel in Betrieb war, wolle man auch in Zukunft an einer Hotelnutzung festhalten. Zumal bei einer Nichtberücksichtigung der derzeitigen Planungen auch weiterhin ein Leerstand des Gebäudes und eine Nichtnutzung des gesamten Areals zu befürchten sei, so die Position der Verantwortlichen der Stadt Tegernsee.

Der Weg für den Bau eines Hotels ist damit frei. Nun muss “nur” noch ein Investor gefunden werden, der das Vorhaben finanziert. Ein solcher sei jedoch, wie von Seiten der Stadt Tegernsee zu erfahren war, auch weiterhin nicht in Sicht.

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