Zu viele Feuerwehren im Tal? Ein Einblick in Bedarfe und Ressourcen

Wie viel Feuerwehren brauchen wir im Tegernseer Tal? Eindeutig geregelt ist das derzeit noch nicht. Denn die Anzahl der Feuerwehrler, die notwendig sind, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten, basiert hauptsächlich auf Erfahrungswerten.

Die Kommunen, als Träger der Feuerwehren, ermitteln den Bedarf auf Basis von Erfahrungswerten nach der sogenannten Ausführungsverordnung des bayerischen Feuerwehrgesetzes. Soweit die Theorie.

In der Praxis ist die Frage nach dem Bedarf etwas komplexer. Die Aufgaben der Wehren sind umfangreich und individuell. Sie reichen von Brandeinsätzen an Haus, Hof und Wald bis zu Explosions- und Gasalarm, Rettungseinsätzen sowie Wasserrettungen oder der Verkehrssicherung bei Veranstaltungen wie dem Rosstag und dem MTB-Festival.

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Und so sind auch lokale Konstanten wichtig, um zu ermitteln, ob genügend Helfer vorhanden sind: Wie ist die Ausstattung mit Hydranten? Ist ein See vorhanden, aus dem man Löschwasser entnehmen kann? Wie viele Feuerwehrler kann man von der Nachbargemeinde im Ernstfall rekrutieren?

In Rottach-Egern ist das Personal noch ausreichend

Josef Stadler, 1. Kommandant der FFW Rottach-Egern

„Bei uns sind es die großen Hotels mit ihren Brandmeldeanlagen, die Arbeit verursachen,“ erzählt Josef Stadler, 1. Kommandant der FFW Rottach-Egern, von den Herausforderungen in der Seegemeinde.

„Aber wir sind gut aufgestellt.“ 80 Aktive sind Tag und Nacht bereit, auszurücken.

Eine weitere Möglichkeit zur Bedarfsplanung ist die Anzahl der Löschgruppenfahrzeuge und ihre Besetzung.

Neun Personen bilden einen Löschtrupp. „Eine dreifache Besetzung, also 27 Mann, garantieren eine relative Sicherheit, dass die Feuerwehr ihren Job gut machen kann, zumindest tagsüber.“

Kreuth: 110 aktive Feuerwehrler bei 122 Quadratkilometer Gemeindefläche

Uwe Peetz, Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbandes Bayern e.V. (LFV) ist guter Dinge, dass die Ermittlung eindeutiger Zahlen in Zukunft einfacher wird. Denn 2012 will das Innenministerium den Kommunen konkretere Hinweise zur Brandschutzbedarfsplanung geben.

Bis dahin kommt es manchen vielleicht viel vor, wenn beispielsweise die Gemeinde Kreuth vier Gerätehäuser, sechs Fahrzeuge und 110 aktive Feuerwehrler hat.

Bei einer Gemeindefläche von über 122 Quadratkilometern und einer Bundesstraße mit einer Länge von über 23 Kilometern, scheint es nach den oben beschriebenen Ermittlungen zur Bedarfsplanung aber durchaus gerechtfertigt, dass die Freiwillige Feuerwehr Kreuth sich vier Züge „leistet“.

Dabei muss man sagen, dass die Kreuther froh sein können, dass Sie noch 110 Aktive zusammenbekommen. Denn eine Selbstverständlichkeit ist das nicht mehr.

Immer auf der Suche – Nachwuchs ist willkommen

Bayernweit sind über 325.000 Aktive im Dienst für die Allgemeinheit. Mehr als 7.700 Feuerwehren gibt es im Freistaat. Die meisten davon sind Freiwillige. Mehr als genug Feuerwehrmänner sind das – möchte man meinen. Doch Uwe Peetz erklärt, warum das kein Grund ist sich auszuruhen.

„In anderen Bundesländern außerhalb des Freistaats gehen die Mitgliederzahlen seit längerem zurück. Wir suchen lieber schon mal Nachwuchs, bevor unsere Zahlen ebenfalls anfangen zu sinken.“ So kommentiert Peetz eine neue Kampagne mit dem Motto „Stell dir vor, du drückst und alle drücken sich.“

Auf drei Jahre ist die Imageaktion des Landesverbandes angelegt, an dem auch die Feuerwehren im Tal teilnehmen. Dabei beginnt die erfolgsversprechendste Suche nach dem kommenden Nachwuchs meistens bei den ganz Jungen.

Aus dem Grund steht auch die Jugendarbeit bei den Freiwilligen Feuerwehren ganz oben. Bayernweit gibt es fast 5.000 aktive Jugendgruppen der Feuerwehren. Viele haben neben den Gruppen für die Größeren (ab 12 Jahren) auch noch sogenannte Bambini-Gruppen (ab 6 Jahren).

Tage der Offenen Tür, Fahrzeugvorführungen oder Jugend-Übungen. Aber auch Veranstaltungn, in deren Rahmen über die Arbeit der Feuerwehr sowie über Aktivitäten zur Pflege der Kameradschaft innerhalb der Wehr berichtet wird, sind sehr beliebt – auch im Tegernseer Land.

Welche Wehr welche Aktivitäten anbietet und wie man sich engagieren kann, erfahren Interessierte an den Schaukästen der örtlichen Feuerwehrhäuser oder im Internet bei den lokalen Feuerwehren in den Tal-Gemeinden:

www.ff-duernbach.de
www.feuerwehr-gmund.de
www.ffw-kreuth.de
www.feuerwehr-tegernsee.de
www.zug-oberach.de

Abschließend haben wir noch ein paar Informationen zu den Wehren im Tal zusammengetragen. Darunter sind auch die genauen Ressourcen, auf die jede Feuerwehr derzeit zurückgreifen kann.

Freiwillige Feuerwehr Bad Wiessee
1. Kommandant: Christian Stiglmeier
Gründung: 1875
Mitgliederzahl: 170
Davon aktiv: 50
Atemschutzträger: 19
Fahrzeuge: 4 + 1 Boot + Oldie
Zuständig für: Gemeindebereich Bad Wiessee

Freiwillige Feuerwehr Dürnbach
1. Kommandant: Franz Huber
Gründung: 1888
Mitgliederzahl: 100
Fahrzeuge: 3 + Anhänger + historische Motorspritze
Zuständig für: Dürnbach

Freiwillige Feuerwehr Gmund
1. Kommandant: Johann Haslauer
Gründung: 1877
Mitgliederzahl: 100+
Davon aktiv: 30
Atemschutzträger: 25
Fahrzeuge: 4 + Ölschadensanhänger + Boot + Mehrzweckanhänger
Zuständig für: Alter Gemeindebereich Gmund

Werksfeuerwehr Louisenthal
1. Kommandant: Johann Schüller
Gründung: anerkannt seit 1960
Mitgliederzahl: 32
Davon aktiv: 32
Atemschutzträger: 20
Fahrzeuge: 2
Zuständig für: Betriebsgelände Louisenthal und umliegende Liegenschaften

Freiwillige Feuerwehr Kreuth
1. Kommandant: Hannes Reich
Gründung: 1876
Mitgliederzahl: 412
Davon aktiv: 110
Atemschutzträger: 28
Fahrzeuge: 6
4 Löschzüge, zuständig jeweils für: Glashütte, Kreuth, Scharling, Weissach
Einsätze 2010: 62 + 68 Tätigkeiten. 2011 bisher: 42 + 6 Tätigkeiten

Freiwillige Feuerwehr Rottach-Egern
1. Kommandant: Josef Stadler
Gründung: 1873
Mitgliederzahl: 285
Davon aktiv: 80
Atemschutzträger: 36
Fahrzeuge: 7 + 1 Boot + 2 Anhänger
Zuständig für: Rottach-Egern, eigener Löschzug samt eigenem Gerätehaus für den Ortsteil Oberach

Freiwillige Feuerwehr Tegernsee
1. Kommandant: Michael Haller
Gründung: 1873
Mitgliederzahl: 123
Davon aktiv: 70
Atemschutzträger: 34
Fahrzeuge: 5 + 2 Autos + 1 Boot + Anhänger + Oldies + Drehleiter + Rüstwagen
Zuständig für: primär Stadtgebiet Tegernsee, darüber hinaus als Stützpunktfeuerwehr
aufgrund besonderer Ausstattung (z.B. Drehleiter, Rüstwagen) bei Bedarf auch im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Bad Wiessee (Tegernseer Tal und Gemeinde Waakirchen)

Anmerkung: Das Startbild ist von der Freiwilligen Feuerwehr Tegernsee. Quelle: FFW Tegernsee

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