Realschule Tegernseer Tal:
Hacken statt Frontalunterricht

In der Realschule Tegernseer Tal ging es für die Klasse 8a in den letzten drei Tagen um Problemlösungen. Das Fablab Oberland koordiniert die sogenannten Hackdays: Hat das MINT-Projekt Zukunftspotential?

Schrauben und coden an smarten Fahrradschlössern. Foto: Julia Jäckel

Coden lernen, das stand die letzten drei Tage für die 22 Schülerinnen und Schüler auf dem Stundenplan. Statt Heften und Füllern liegen Microcontroller und Elektronikbausätze auf den Pulten.

“Am ersten Tag geht es erstmal darum, Probleme zu finden, die was mit Schule zu tun haben”, erzählt die 35-jährige Stephanie Reichl vom FabLab Oberland. Reichl koordiniert die Hackdays zusammen mit weiteren Mentoren. Fünf davon waren drei Tage nur für die 8a da.

Schulranzen-Transporter, automatisierte Jalousien, smarte Fahrradschlösser

Probleme waren schnell gefunden, in der zweiten Runde ging es dann um Lösungen. So ärgern sich die fünf Mädchen der 8a, dass die Jalousie im Klassenzimmer nicht mehr funktioniert. Sie basteln an einem Sonnenschutz, der auf Knopfdruck funktioniert.

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“Am Anfang war ich kritisch. In drei Tagen was erfinden, was soll das denn?” gibt Elli Reischl offen zu. Die 15-Jährige, die über sich sagt, dass sie grottenschlecht in Mathe war, schreibt jetzt den Code für den smarten Sonnenschutz. “Erst hat sich keine ausgekannt, dann haben die es aber gut erklärt”, ergänzt Helena Mannert. Einig sind sich alle, dass es eine echte Abwechslung zum Schulalltag ist.

Am Nebentisch basteln ein paar Jungs an zukunftsträchtigen Fahrradschlössern. Wer sein Fahrradschloss vergessen hat, soll am Radständer der Zukunft einfach ein Schloss vorfinden. Das kann man dann mittels Handy App nutzen oder mit einem Chip. Auch der 14-jährige Marinus Ailer gibt offen zu, dass er am Anfang “keine Ahnung gehabt habe, aber jetzt ein bisschen Ahnung”.

Weitere Ideen der Hacker-Schüler sind ein Kehrroboter, ein Schulranzen-Träger, der hinter seinem Besitzer fährt und ein smarter Mülleimer.

Praxis statt Theorie

Das FabLab hat für die Realschule Tegernseer Tal erstmals kompletten Hackdays organisiert. “Super anstrengend” rutscht es Reichl auf die Frage aus, wie sie die Tage empfunden hat. Erzählt dann aber, “dass total viel bei den Schülern ankommt und sie viel in der Teamarbeit lernen.” Keiner konnte vor den drei Tagen programmieren, “dafür ist richtig viel rumgekommen”, erklärt Reichl, die ein abgebrochenes Informatikstudium hinter sich hat und einen Abschluss in Maschinenbau.

Schulleiter Tobias Schreiner spricht von einem “wahnsinnig intensiven Hands-On-Learning”, das er die vergangenen drei Tagen beobachten konnte. “Ich bin überzeugt, dass die Jugendlichen in den drei Tagen mehr gelernt haben. Sie haben sich mit Problemerkennung, Lösungsansätzen und auch Misserfolg auseinandersetzen müssen.”

Am Dienstag präsentierte die 8a ihren Eltern die ersten Ergebnisse. Für Reichl einer der schönsten Momente, “wenn die Schüler erzählen und man einfach nur daneben steht”.

Finanziert haben die Hackdays ­– jeweils zur Hälfte – die Stiftung der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee und MakeyourSchool. 40.000 kosten die Projekttage insgesamt: darunter fallen alle Hackdays in der Region. Denn das FabLab war schon in Bayerischzell unterwegs. Für die Zukunft haben sich die Grund- und Mittelschule Rottach und eine Schule in Dietramszell für die Hackdays angemeldet.

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