Hagn dementiert TTT-Führungslosigkeit

Die Freien Wähler fordern einen Aufsichtsrat für die Tegernseer Tal Tourismus GmbH. Das Gremium soll aus fünf Gemeinderäten bestehen, die wiederum die fünf Tal-Bürgermeister kontrollieren. Gestern entschied der Tegernseer Stadtrat über den Antrag – inklusive einer sehr kontroversen Diskussion.

Gestern entschied der Tegernseer Stadtrat über den Antrag der FWG, einen Aufsichtsrat für die TTT zu bilden.
Gestern entschied der Tegernseer Stadtrat über den Antrag, einen Aufsichtsrat für die TTT zu bilden. Bürgermeister Johannes Hagn (links) und sein Vize Heino von Hammerstein sprachen sich dagegen aus / Archivbild

Vor gut drei Monaten übernahm Christian Kausch interimsweise die Leitung der TTT. Seit dem Rauswurf des TTT-Chefs Stephan Köhl sollte erstmal kein neuer Geschäftsführer gesucht werden. „Es funktioniert nicht, dass die Tal-Bürgermeister die TTT einfach so laufen lassen“, stellte allerdings jüngst Gmunds Vize-Bürgermeister Georg Rabl (FWG) fest.

Dabei war Rabls Kritik an den Führungsqualitäten der Tal-Bürgermeister keine Ausnahme. Auch die SPD warf den TTT-Gesellschaftern eine unzureichende Informationspolitik in Sachen Tourismus vor. Die Bürgermeister hätten in ihrer Funktion die Aufsichtskontrolle nicht wahrgenommen. Um Alleingänge der Rathaus-Chefs künftig zu vermeiden, stellten die Freien Wähler in allen fünf Tal-Gemeinden einen Antrag auf Bildung eines Aufsichtsrates.

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„Erst die Organisation, dann die Strategie“

Doch nach der Ablehnung in Gmund, Kreuth und Bad Wiessee hat nun auch Tegernsee sich gegen den Antrag der Freien Wähler ausgesprochen.

So stellte in der gestrigen Stadtratssitzung Bürgermeister Johannes Hagn klar, dass er den Antrag der Freien Wähler nicht als Misstrauensvotum, sondern als Aufforderung verstehe. Man sei bereits dabei, neue Strukturen zu durchdenken, und Hagn fügte hinzu: „Wir akzeptieren die Fehler der Vergangenheit und schauen jetzt nach vorne. Dafür brauchen wir Zeit.“ Ein Aufsichtsrat sei seiner Ansicht nach völlig unnötig:

Es gibt ja schon einen Beirat, dem unter anderem die größeren und kleineren Hotels angehören.

Und genau dieser Beirat hätte beschlossen, vorerst keinen neuen Geschäftsführer einzustellen. Von „Führungslosigkeit“ könne keine Rede sein. Erst müsse man sich organisieren, damit der neue Geschäftsführer auch eine passende Struktur vorfindet, so der Tegernseer Rathaus-Chef.

Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser

Dieser Meinung schloss sich bei der anschließenden Diskussion auch der Zweite Bürgermeister Heino von Hammerstein (BürgerListe) an:

Ich bin ebenfalls gegen einen Aufsichtsrat. Mit Herrn Kausch findet eine enge Zusammenarbeit statt. Die Zeit, die wir uns bis zum Jahresende gesetzt haben, um die Stelle des Geschäftsführers neu zu besetzen, sollten wir konstruktiv nutzen. Existieren dann immer noch Führungsmängel, können wir erneut darüber nachdenken, ob wir ein neues Gremium brauchen.

Auch Florian Widmann (CSU) wunderte sich über den Antrag der FWG. Die Forderung nach einer Vergütung der Aufsichtsräte mit einem Stundenlohn von 80 Euro sei für ihn nicht tragbar, zumal die Beiratsmitglieder bisher kostenlos arbeiten würden.

Andreas Obermüller (FWG) warf allerdings ein: „Informationsbedarf ist ganz klar da. Es läuft zwar nicht schlecht, aber die Fachkompetenz in der TTT ist verbesserungswürdig. Ich fände es gut, wenn aus jedem Gremium wenigstens ein Vertreter in der TTT wäre. Dann hätten wir einen direkten Kontakt.

Dem widersprach Thomas Mandl (SPD): „Ein neuer Geschäftsführer braucht ein Umfeld, in dem er handlungsfähig ist. Es ist nicht förderlich, ein Gremium zu schaffen, dem gegenüber man zusätzlich verpflichtet wäre, Auskünfte zu erteilen. Und eine finanzielle Kontrolle ist sowieso durch den Rechnungs-Ausschuss gegeben.“ Statt eines Aufsichtsrats schlug Mandl vor, jeweils zwei Stadtratsmitglieder zu jeder TTT-Sitzung zu schicken.

Mehr Transparenz gefordert

Ein Vorschlag, mit dem Bürgermeister Hagn nicht leben konnte: „Vierteljährlich muss sowieso ein Tätigkeitsbericht vom Geschäftsführer der TTT abgegeben werden. Das ist deren Bringschuld. Unsere Holschuld besteht darin, die nötigen Informationen durch Nachfragen herauszubekommen: Über was wird gesprochen? Was braucht ihr? Was fehlt euch?“

Für Norbert Schußmmann (CSU) liegt das Grundproblem im mangelnden Vertrauen. „Die TTT macht eine gute Arbeit. Die Talkarte und die Zertifizierung wurden eingeführt, die Online-Buchungen und die Internetseite verbessert. Und wir wussten immer, was passiert und welches Projekt ansteht. Wir sollten aufhören, ständig misstrauisch zu sein.” Dieses Misstrauen sei schließlich, so Schussmann, auch der Grund gewesen, warum Georg Overs gegangen wäre. Und er schloss:

Die TTT ist nicht für den Stadtrat, sondern für die Gastgeber und Gäste da.

Martina Niggl-Fisser von der BürgerListe stimmte für ein Gremium und kritisierte: „Wir entscheiden letztendlich immer nur über eine Geldsumme und wissen gar nicht, wofür. Um unserer Verantwortung gegenüber dem Steuerzahler gerecht zu werden, sollten wir auf eine zukunftsfähige TTT bauen und die Kommunikation verbessern.“ Thomas Mandl pflichtete seiner Ratskollegin bei und erklärte:

Die Entscheidungen müssen einfach transparenter sein.

Nach der ausführlichen Diskussion lehnte der Stadtrat den Antrag der Freien Wähler zur Bildung eines Aufsichtsrates mit 11 zu 4 Stimmen ab.

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