Handymast statt Seeblick

In einer der teuersten Lagen am Tegernsee plant Vodafone, einen riesigen Mobilfunkmasten zu errichten. Die Stadt Tegernsee hat bereits zugestimmt. Doch eine Anwohnerin wehrt sich und fragt: „Warum ausgerechnet vor unserer Nase?“

Statt Seeblick einen Mobilfunkmasten vor dem Fenster: Vodafone plant eine große Station am Leeberg. / Beispielbilder

Über den geplanten Mobilfunkmasten von Vodafone wird seit langem diskutiert. Bereits vor drei Jahren genehmigte der Stadtrat das Vorhaben. Obwohl sich die Ratsmitglieder schon damals über die riesige Höhe wunderten, gab man das Okay. Grund hierfür war die Erklärung von Vodafone, dass die neue Station über die Baumwipfel hinausragen muss, um beispielsweise auch von anderen Netzbetreibern genutzt werden zu können.

Demnächst will das Unternehmen mit dem Bau beginnen. Geplant ist ein aus Stahlbaugittern konstruierter Mobilfunkmast mit einer stolzen Höhe von über 31 Metern. Insgesamt wird die neue Station mitten am Leeberg 90 Quadratmeter einnehmen. Die Stadt Tegernsee stellt diese Fläche zur Verfügung. „Der Standort dient dem Aufbau einer Mobilfunkstation zur weiteren Versorgung von Tegernsee und Rottach-Egern mit schnellem mobilen Internet über 4G/LTE“, das erklärt Sprecher Dirk Ellenbeck gegenüber dem Merkur.

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Anwohnerin erhebt Einspruch

Im Gegenzug wird dafür ein bisheriger Mast am Tegernseer Leeberghof abgebaut. „Durch diesen Wegfall einer vorhandenen Station im Süden von Tegernsee schaffen wir damit bereits die Voraussetzung für einen lückenlosen Übergang und bieten unseren Kunden mit der LTE-Inbetriebnahme zusätzlich eine sehr gute Gebäudeversorgung“, so Ellenbeck weiter.

Der Standort ist mit der Kommune abgestimmt, eine Baugenehmigung liegt bereits vor.

Für Martina Scherbaum ein Unding. Sie weigert sich, den geplanten Riesenmast und die dazu notwendigen Maßnahmen hinzunehmen – von den Abholzungen bis hin zur Abgrabung des Hangs. Bisher konnte die Anwohnerin von ihrem Balkon aus auf den See und in Richtung Wallberg blicken. Künftig wird ihr dort der über 31 Meter hohe Mast die Sicht versperren. Scherbaum hat deshalb bereits einen Anwalt hinzugezogen.

Doch erst kürzlich fand sie ein Schreiben vom Landratsamt in ihrem Briefkasten, das die Anlieger über den bevorstehenden Baubeginn informiert. „Wegen eines längeren Auslandsaufenthalts wussten wir nichts und konnten auch nicht fristgerecht Einspruch erheben“, betont Scherbaum nun. Dennoch will sie weiterhin versuchen, den Vodafone-Masten zu verhindern.

Mobilfunkmast in exklusiver Lage

Denn dass die Station mitten am Leeberg gebaut wird, könne sie immer noch nicht nachvollziehen. Ihr Haus befindet sich nur 50 Meter vom künftigen Bauzaun entfernt: „Warum ausgerechnet vor unserer Nase?“ Doch dafür gibt es laut Vodafone-Sprecher Ellenbeck eine einfache Erklärung: „Für ein leistungsfähiges Mobilfunknetz ist es erforderlich, dass Stationen im Zentrum der Versorgungsfläche liegen“.

Die neue Station soll spätestens Ende des Jahres in Betrieb genommen werden. Bis dahin kämpft Scherbaum weiter gegen das große Projekt direkt vor ihrem Fenster. Aber immerhin: der riesige Stahlmast soll tannengrün gestrichen werden.

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