Lehrer unter sich
Happy Birthday Gymnasium Tegernsee

Am Freitag feierte das Gymnasium Tegernsee 75 Jahre: im Barocksaal des Gymnasiums Tegernsee lauschten Lehrkräfte, Schülerinnen, Tal-Politiker und prominente Gäste den Geburtstagshymnen auf das traditionsreiche Haus.

75 jahre gymnasium tegernsee schüler smv
Auch die Schülermitverwaltung fand lobende Worte für das Gymnasium. / Foto: Redaktion

An die 100 Leute sind am Freitag zum 75. Geburtstag des Gymnasium Tegernsee gekommen: Zwei Stuhlreihen links und rechts sind aufgestellt, unter dem Stuck-Himmel des Barocksaals, dem ehemaligen Speisesaal des Klosters.

Links vorne in der ersten Reihe sitzen Adel und Kirche vereint: Schlossherrin und Bierbrau-Chefin Herzogin Anna in Bayern und Monsignore Walter Waldschütz. In den zweiten Reihen lauschen brav die Tal-Bürgermeister Schulter an Schulter. Rechts haben das Lehrerkollegium, Oberholzners Vorgänger Hans-Herbert Perlinger, Abgesandte aus dem Kultusministerium und einige Schülerinnen und Schüler Platz genommen.

Robert Kühn, Bürgermeister in Bad Wiessee, muss sich mit den hinteren Reihen begnügen. Irgendwie seien da die Anmeldungen durcheinander gegangen. Kühn war am Gymnasium Schüler und hat es noch vor dem Abitur verlassen.

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Auf der Suche nach der Vergangenheit

Oberholzner, im Winter seiner Schulkarriere, zelebriert eine sehr ausführliche Begrüßung. Dann reitet er mit seinem geduldigen Publikum durch die Zeitgeschichte: vom Benediktinerkloster im 8. Jahrhundert über die Säkularisierung (1803) bis in die 60er Jahre; zu einem Stück runtergebrochener Decke. Das hatte eine Schulschließung für mehrere Wochen zur Folge. Eine nahezu verwegene Anekdote, weiß man um die notwendigen Umbauten des Tegernseer Gymnasiums, die dem Gymnasium respektive der Oberholzner-Nachfolge bevorstehen.

Glaubenssätze des Lehrkörpers

Leichter Schwindel bei den Zeitreisenden, doch klatschen sie sich tapfer zurück in die Gegenwart. Oberholzer gibt noch ein paar Allgemeinplätze eines baldigen Pensionärs zum Besten: “Influencer werden ernster genommen als Politiker”, gefolgt von “Eltern delegieren ihre Erziehungsarbeit an die Schulen” und spricht wehmütig, dass das Image des Lehrers einfach nicht so gut sei …

Auf den Direktor folgt in tegernseeblauem Anzug Ministerialrat, Robin Pantke. Der ist aus München angereist und würde mit seiner leicht melierten Haartolle auch gut in eine ZDF-Vorabendserie passen. Er will nur kurz reden. Wird dann, quod mirum, eher lang. Er hat Grüße von Kultusministerin Anna Stolz mitgebracht. Sie habe leider nicht kommen können. Sehr schade. So bleibt es eine männliche Rednerliste.

Nach einer kurzen Ortung seiner Existenz und der des Gymnasiums Tegernsees, hebt Pantke zum Loblied des gymnasialen Werdegangs an. Besonders scheint es ihn zu freuen, dass er am Schluss noch ein wenig ‘tote Sprache’, also Latein sprechen kann; den Hymnus des Gymnasiums Tegernsee.

Viele Bildungswege führen zum Bürgermeister

Robert Kühn und auch einige der Tal-Bürgermeister haben einen anderen Bildungsweg genommen. Kühn hat keine besonders gute Erinnerung an das Gymnasium. Er erinnert sich nicht an progressive Lehrer, dafür an katholische Überzeugungstäter, die Homosexualität als etwas sahen, dass man doch unterdrücken könne. Er windet sich beim Zuhören in seinem Stuhl.

Natürlich darf ein, wie immer, gut gelaunter Landrat Olaf von Löwis, nicht fehlen. Er dankt den unsichtbaren Kräften im Raum (Schüler), die vor jeder Performance-Einlage den Stehpult verschwindibussen. Dann traut er sich ein paar französische Vokabeln zusammenzusetzen, um die Austauschschüler für sich zu gewinnen. Weil viele romanische Sprachen sogar ihre Adjektive gendern, gelingt das nur bedingt: “Je suis heureuse”, sagt der Mann, der keine Frau ist. Das heißt, “ich bin glücklich”. Korrekt müsste von Löwis eigentlich “heureux” sein, aber was soll die Korinthen-Klauberei: Mutig sind die, die sprechen. Vor allem fremde Sprachen (das gilt nicht für Latein).

Danach spricht noch der Tegernseer Rathaus-Chef Johannes Hagn, der auch nicht am Gymnasium Tegernsee studiert, aber viel damit zu tun hatte. Zu seinem Start im Mai 2014 wollten dann viel weniger Kinder hier die Schulbank drücken als geplant. Auch Elternbeirat und Schülermitverwaltung (SMV) finden vor allem lobende Worte.

Tanzeinlagen, Chor und Konzert

Aufgelockert werden die Sprechakte von den Aufführungen verschiedener Schüler-AG. Das Orchester bläst und trommelt Johannes Brahms “Akademische Festouvertüre”. Die Tanz-AG tanzt Ver.Trauen. Dafür bekommen die Tänzerinnen und der eine Tänzer den dicksten Applaus des Vormittags. Zusammen mit der französischen Partnerschule aus Dourdan spielen Chor und Orchester Georg Friedrichs Händels “Halleluja”. Zum Abschluss spielen die Tegernseer und Austauschschüler noch die “Ode an die Freude” von Ludwig van Beethoven.

Das Gymnasium will auch in die “Zukunft schauen” spricht die SMV. Progressiv will es sein. Am Freitag herrscht der Eindruck, dass hier die eigene Reputation in der Vergangenheit gesucht wird. Die Zukunft der Bildung wird nur noch wenige im Raum betreffen. Alle draußen umso mehr.

Und dann ist da noch die Gretchenfrage: Wird es eine Schulleiterin, oder wieder ein Schulleiter?

Korrektur, 11. Juli 2024, 10.27

Wir wurden darauf aufmerksam gemacht, dass die Kennzeichnung des Artikels nicht sichtbar ist und damit die Zuordnung schwierig. Das haben wir korrigiert. Ebenso haben wir noch die Aufführungen von Chor und Orchester ergänzt. Es handelt sich um eine Reportage, die auch subjektive und persönliche Meinungen eines Autors respektive einer Autorin wiedergibt.

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