Hartl: „Ich bin nicht käuflich“

Immer wieder schießen Gerüchte ins Kraut, beim Piesenkamer 18-Loch-Golfplatz sei auch Vorteilsnahme im Spiel gewesen. Dem widerspricht der Waakirchner Bürgermeister und Initiator der Golfanlage, Sepp Hartl, nun energisch.

Doch über den Bauherrn Karl-Heinz Krutz und seinen Bauleiter kursieren wenig erfreuliche Meldungen in den Medien außerhalb Bayerns.

Am umstrittenen Piesenkamer Golfplatz sind die ersten tiefgreifenden Arbeiten in Gange.
Am umstrittenen Piesenkamer Golfplatz sind die ersten tiefgreifenden Arbeiten im Gange.

Seit 2001 ist der Golfplatz in Planung. Mit den interessierten Landwirten arbeitete Hartl damals die Verträge aus und verkaufte diese 2004 gegen ein Honorar an Karl-Heinz Krutz. Jahre vergingen, ohne dass sich in Piesenkam etwas tat. Allein ein paar Bäume wurden im vergangenen Jahr gepflanzt. Am 1. April unterschrieb der letzte Bauer, der noch Vorbehalte bei den Ausgleichsflächen hatte, dann den Vertrag mit dem Investor Krutz.

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Nun wird auf dem circa 80 Hektar großen Areal mit schwerem Gerät gebuddelt, mehr oder weniger eifrig, wie zu erfahren ist. Dennoch: Erste Teiche an der Landkreisgrenze zu Bad Tölz sind erkennbar. Doch Hartls Kritiker wollen nicht verstummen, die ganze Sache habe ein gewisses „Gschmäckle“, ist zu hören. Hartl habe sich von Krutz zu Urlauben einladen lassen. Auch bei seinem Grundstücksverkauf an Krutz sei gemauschelt worden. Die Tegernseer Stimme konfrontierte Hartl mit diesen Vorwürfen, der aber steif und fest behauptet: „Ich bin nicht käuflich.”

Hartls Urlaube bei Krutz am Gardasee

Freimütig räumt der Bürgermeister seine Urlaube bei Krutz am Gardasee ein, er habe aber immer selbst bezahlt. Der aktuelle Firmensitz der „KG Golfplatz Tegernsee“ von Karl-Heinz Krutz ist in der Rottacher Seestraße 1. Doch die Familie Krutz hatte laut einem der Tegernseer Stimme vorliegenden Berliner Notarvertrag vom Dezember 2012 ihren Firmen- und Wohnsitz sowohl in Villa als auch in Toscolano am Westufer des Gardasees. Beides sind Ortsteile von Gargnano. In Villa verbrachte Hartl seine Ferien.

„Ich habe zweimal in Villa eine kleine Ferienwohnung von 50 Quadratmetern von Herr Krutz gemietet, die sonst seine Kinder bewohnen“, beteuert Hartl, „ich wurde von Herrn Krutz nicht zu Urlauben am Gardasee eingeladen und hätte das auch nie angenommen.” Einmal sei er zwölf und einmal 16 Tage in der Wohnung von Herrn Krutz gewesen. „Ich habe aber jedes Mal dafür Miete bezahlt“, so Hartl.

Als seine Urlaube bei Krutz in Waakirchen vor gut zehn Jahren ruchbar wurden, rieten ihm damals seine Fraktionskollegen der FWG, die Wohnung von Herrn Krutz nicht kostenlos zu nutzen. Dazu der Waakirchner Rathauschef:

In meiner Fraktion sagten sie, mach das nicht, vielleicht kann dies einem säuerlich aufstoßen.

Aus den Urlauben bei Krutz ist dann auch die Städtepartnerschaft mit Gargnano entstanden, die vor zwei Jahren feierlich in Waakirchen besiegelt wurde. Ziel von Hartl und seinem Amtskollegen in Gargnano, Gianfranco Scarpetta, ist es auch, neben der Begegnung den kulturellen Austausch zu pflegen. Gelegenheit dazu ist am 27. Juni, wenn der Partnerschaftsverein Waakirchen sich für ein Wochenende wieder an den Gardasee aufmacht.

Laut Hartl ist die Sitzung, in der sein Grundstücksverkauf Thema war, von seinem Stellvertreter geleitet worden.
Laut Hartl ist die Sitzung, in der sein Grundstücksverkauf Thema war, von seinem Stellvertreter geleitet worden.

Dann wäre da noch das Grundstück der ehemaligen Gärtnerei von Hartl, das er an Krutz verkaufte. „Es ist richtig, dass Herr Krutz einen Teil meines seit 2011 ausgeschriebenen Baugrundstücks im Herbst 2013 kaufte“, sagt Bürgermeister Hartl, „zu den ganz normalen üblichen Preisen.“ Nicht richtig sei, dass er bei diesem Tagesordnungspunkt im Bauausschuss die Sitzung geleitet habe, in der die Bauvoranfrage behandelt wurde. „Ich war nicht mal anwesend“, beteuert Hartl, „ich kam erst später dazu. Diese Sitzung leitete mein Stellvertreter.“

Weniger transparent sind die bisherigen Geschäfte von Karl-Heinz Krutz. Er ist Bauherr der Piesenkamer Golfanlage. Vor allem aus Hagen in Westfalen kommen unrühmliche Nachrichten. So meldete die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) am 4. November 2010: „Ex-Schlachthof in Händen eines Profi-Blenders“. Dies zielte auf Krutz. Dieser erhielt im Februar 2009 für seine „GGW Projekt Berlin GmbH“ den Kaufzuschlag für den alten Schlachthof in Hagen. Seitdem soll er nur Mieten eintreiben und nichts in das 20.000-Quadratmeter-Areal investieren.

Schuldig blieb Krutz offenbar auch Gas- und Stromrechnungen von 90.000 Euro, die wiederum seiner „Haus- und Grundmanagement Tegernsee GmbH“ mit Sitz in Hamburg, später Rottach-Egern, in Rechnung gestellt wurden. Dieses Verwirrspiel hat offenbar Methode bei Krutz. Ständig wechseln bei ihm Firmen und deren Sitze. Viele in Waakirchen befürchten, dass es ihnen geht wie der Stadt Hagen, so wie die WAZ über Krutz schreibt: „Versprochen wurde alles, gehalten wurde nichts. Die Stadt Hagen ist offenbar auf eine zweifelhafte Firma hereingefallen. Der ehedem großmäulige Berliner Investor entpuppt sich nunmehr als wahres Windei.”

Aus dem Schafstall darf kein Clubhaus werden

Auf eine Unterschrift von Krutz wartet auch der Landwirt Georg Schwaighofer aus Piesenkam. Er hatte seinen Schafstall Krutz zur Unterstellung seiner Maschinen und von zwei Containern in der Halle angeboten. „Die Container will Krutz“, so Schwaighofer, „als Büro nutzen. Das ist Fakt. Fakt ist aber auch, dass dies eigentlich bis Ende Dezember besiegelt werden sollte, aber Herr Krutz hat um einen Aufschub von einem halben Jahr gebeten. Bis Ende Juni muss das entschieden sein, denn ich habe noch andere Alternativen im Auge.“

Schwaighofer errichtete den etwa 50 Meter langen Schafstall 2007, als er noch 130 Tiere hatte. Wenig später musste er alle Tiere keulen. Sie litten an einer Lungenadenomatose, einer Infektionskrankheit. „Für mich war das ein finanzieller Verlust von 35.000 Euro“, erklärt Georg Schwaighofer, „der mir vom Landwirtschaftsamt nicht erstattet wurde.“ Seither hält sich in Waakirchen das Gerücht, aus dem Schafstall könnte einmal für den Golfplatz das Clubhaus werden, das bislang nicht in Planung ist.

Diesem Ansinnen schiebt Gemeinderat Rudi Reber (ABV) einen Riegel vor: „Es gibt einen Beschluss, dass auf Waakirchner Flur kein Vereinsheim entstehen darf. Wenn dann später der Schafstall doch zum Vereinsheim umfunktioniert werden sollte, dann wäre dies wieder einmal eine Salamitaktik für eine Nutzungsänderung. Wahrscheinlich wird es so kommen. Denn die Leute werden sich irgendwann beschweren, dass auf dem Golfplatz nichts geboten wird. Und wenn man einen solchen Platz betriebswirtschaftlich betreiben will, dann braucht man ein Clubhaus, auch wenn es mal ein Schafstall war. Noch aber gibt es den Beschluss, dass dies nicht passieren dürfte.“

Auch Stallbesitzer Georg Schwaighofer wartet auf eine Unterschrift von Bauherr Karl-Heinz Krutz.
Auch Stallbesitzer Georg Schwaighofer wartet auf eine Unterschrift von Bauherr Karl-Heinz Krutz.

Auch Bauleiter Heinz Heers (75) eilt nicht der beste Ruf voraus. Er hatte als Präsident den Golfplatz Gut Bissenmoor in Schleswig-Holstein 2009 mit 300.000 Euro Minus in den Sand gesetzt. Die Mitglieder mussten auf ihre Kredite verzichten. Damit konnte wenigstens die Insolvenz vermieden und der Golfplatz verkauft werden. Heers Sohn Arne war Geschäftsführer der Betreiber-Gesellschaft.

Beide versuchten dann ihr Glück in einer artfremden Branche: als Brötchenlieferanten. Sie gründeten im März 2011 den „Brötchenburschen“ in Boostedt, unweit Neumünster. Ein Lieferservice direkt an die Haustür. Und nun wieder Golf, diesmal nicht als Präsident, sondern als Bauleiter in Piesenkam. Vorsorglich hat Heers mit seinem Sohn am 2.1.2014 eine neue Firma in Boostedt gegründet, die Simple Golf GmbH. Die beiden Geschäftsführer sind Vater und Sohn Heers. Dennoch ist Hartl in seinem Glauben unerschütterlich: „Der Golfplatz wird was.”

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