Haslberger unter Strom

Unbemerkt von der Öffentlichkeit sind die Würfel für den digitalen Behördenfunk (BOS) an der Aueralm gefallen. Noch im Juli soll mit dem Bau des 30 Meter hohen Funkmasten begonnen werden. Die Stromleitung dafür führt über den Grund von Franz Josef Haslberger. Und der hat Großes vor.

Auf der Neureuth wird der BOS-Mast derzeit umfangreich gewartet.
Auf der Neureuth wird der BOS-Mast derzeit umfangreich gewartet.

Während an der Neureuth der Probebetrieb für den Rettungsfunk bereits läuft und derzeit umfangreiche Inspektionen des Mastes stattfinden, nimmt sein Gegenüber am Westufer des Tegernsees erst Gestalt an. Die Planungen aber sind abgeschlossen. „Im Juli wollen wir anfangen“ sagt Ulrich Wittfeld von der Betreiberfirma Telent, die im Auftrag des Freistaats den Netzaufbau für den digitalen Behördenfunk realisiert. „Aber der Strom muss noch hochgelegt werden. Beides soll parallel stattfinden“.

Davon profitiert auch die Aueralm, die bislang ihren Strombedarf mit einem Generator deckt. „Anfangs waren wir gar nicht dafür“, erklärt Alois Fichtner jun. als Eigentümer der Aueralm, „aber uns wurde klargemacht, dass der Funkmast kommen wird, da er auf Staatsgrund geplant ist. Da wir ihn nicht verhindern können, wollen wir wenigstens etwas davon haben. So bekommen wir jetzt für die Aueralm auch einen Stromanschluss, da ohnehin schon gegraben wird“.

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Strom für die Almen

Damit kommt Franz Haslberger ins Spiel, da zunächst weder die Gemeinde eine Stromzufuhr über den Sonnenbichl und den Zeiselbach ermöglichte, noch eine Trasse über den Fockensteinbergweg möglich war, weil die Grundstückseigentümer dagegen waren. Lachender Dritter ist Haslberger, dem unter anderem der Bauer in der Au gehört. Zwar steht die Eröffnung der Gaststätte demnächst bevor, aber offenbar fehlt noch eine belastbare Stromzufuhr.

Diese bekommt er nun vom E-Werk Tegernsee, wie dessen Direktor Norbert Kruschwitz der Tegernseer Stimme bestätigt.

Wir bauen noch im Sommer von unten rauf eine neue Leitung bis einen Kilometer oberhalb der Bucherbauern.

Die Übergabe des Stromes mit einer Spannung von 20.000 Volt an Haslberger erfolge in einer Transformationenstation. „Ab dort ist Herr Haslberger für Bau und Kosten zuständig“, betont Kruschwitz. Er erklärt sich diesen erhöhten Strombedarf für die neuen Küchengeräte der Gaststätte und deren Hackschnitzelheizung. Was aber mit der stärkeren Leitung wirklich geschehe, wisse er nicht. Auch eine Anfrage der Tegernseer Stimme bei Haslberger blieb unbeantwortet.

„Privilegierung“ für zwei Almen

Hinweise aber geben zum einen das Landratsamt und Alois Fichtner von der Aueralm. Denn nach TS-Informationen soll die neue Stromtrasse auf Haslbergers Grund zunächst seine Scheibenaualm und die Söllbachaualm versorgen und dann durch den Wald der Staatsforsten zur Aueralm hochführen. Denn für beide Almen hat Haslberger inzwischen eine Baugenehmigung.

Noch im Dezember 2013 verhängte das Landratsamt einen Baustopp. Haslberger hatte dort über mehrere Monate ungenehmigte Änderungen vornehmen lassen. Inzwischen hat sich der Wind offenbar gedreht. So teilt Landratsamts-Sprecher Birger Nemitz mit:

Die beiden Almen sind als privilegiert genehmigt, unter Einbeziehung des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF). Die Gebäude dienen dem landwirtschaftlichen Betrieb, es handelt sich um Stallungen.

Was Haslberger mit seinen Plänen zum Wiederaufbau des historischen Hofs Bauer in der Au verwehrt wurde, da keine landwirtschaftliche Privilegierung vorliege, hat er zumindest nun mit seinen beiden Almen geschafft. Womöglich ist dies die Vorstufe, so ist zu hören, dass ihm damit auch noch eine Baugenehmigung für den Mammutbau in idyllischer Berglage gelingen könnte.

Der neue BOS-Funkmast soll versteckt zwischen den Bäumen am Waldrand errichtet werden.
Der neue Funkmast an der Aueralm soll versteckt zwischen den Bäumen am Waldrand errichtet werden.

Neben dem Bauer in der Au gehört Haslberger auch die tiefer liegende Söllbachklause, für die bereits eine Genehmigung zu umfangreichen Umbauten vorliegt. Aber auch hier fehlt ausreichender Strom. Der kommt nun von der neuen Trasse zu den Bucherbauern. „Wenn schon in dem Steilstück aufgegraben wird, nehme ich an, dass der Abwasserverband mit uns da etwas verlegt“, so E-Werk-Chef Kruschwitz. Er vermute, dass von der Gaststätte dann eine neue Abwasserleitung zu den Bucherbauern hochführe, „denn eine eigene Leitung von der Klause in den Ort entlang des Söllbachs wäre sehr aufwändig“.

Doch ein Wunsch wird Haslberger versagt bleiben: sein Griff nach der Aueralm. Alois Fichtner jun. versichert: „Ein Verkauf der Aueralm kommt nach wie vor nicht in Frage, auch wenn Herr Haslberger dies gerne hätte. Das Ausflugslokal ist in Familienbesitz und das soll auch so bleiben“.

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