Aktualisierung vom 27. Januar 2015/ 17:23 Uhr
Mit einem Großaufgebot an Staatsanwälten und LKA-Beamten durchkämmten die Behörden heute Privatwohnungen und Büroräume im gesamten Landkreis Miesbach. Sie suchten nach Beweisen zu den Machenschaften um Kreidl und Bromme. Im Landratsamt war man derweil über die Durchsuchungen nicht sonderlich überrascht.
Mit einer geplanten Razzia fielen heute Staatsanwälte und Beamten des Landeskriminalamtes im Landkreis ein und sicherten sich alle Originaldokumente zum System Miesbach. „Sie haben sich für alles interessiert, was mit der Sparkasse zu tun hat“, berichtet Gabriele Dorby vom Landratsamt. Dort war man von dem Besuch jedoch nicht sonderlich überrascht: „Wir haben damit gerechnet, dass sie sich früher oder später die Unterlagen holen.“
Hintergrund sind die Ermittlungen um die schon bekannte Spenden- und Sponsoringpraxis der Sparkasse. Landrat Wolfgang Rzehak sicherte den Beamten seine volle Unterstützung zu. „Ich setzte mich dafür ein, dass alle im Raum stehenden Vorwürfe lückenlos aufgeklärt werden“, betont er heute in einer Mitteilung. Dabei könnte er als Mitglied des Verwalungsrats auch selbst unter Druck geraten.
Ermittlungen auch gegen Bromme
Auch bei der Sparkasse unterstütze man die Staatsanwaltschaft als diese heute in der Zentrale in Miesbach auftauchte. „Die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee hat selbstverständlich alle Unterlagen übergeben“, erklärt Sparkassensprecher Peter-Friedrich Sieben. Die Kopien hätten ohnehin schon bei der Staatsanwaltschaft gelegen.
Nicht so erfreut dürften heute dagegen die mutmaßlichen Hauptverantwortlichen Georg Bromme und Jakob Kreidl über den unangekündigten Besuch gewesen sein. Denn seit heute ist klar, dass auch gegen den ehemaligen Sparkassenchef ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde, wie Ken Heidenreich von der Staatsanwaltschaft München II gegenüber der HS bestätigte.
Neben den Anwesen von Kreidl und Bromme wurden auch Anwesen von zahlreichen ehemaligen Verwaltungsräten durchsucht. Insgesamt wurden heute gegen 16 Personen Durchsuchungsbefehle in 27 Objekten ausgeführt.
Ursprünglicher Artikel vom 27. Januar 2015 um 13:09 Uhr mit der Überschrift: Durchsuchungen bei Kreidl und Bromme
Seit dem Morgen sind Beamte des Landeskriminalamtes und der Staatsanwaltschaft München II dabei, Privatwohnungen und Geschäftsräume im Landkreis zu durchsuchen. Auch das Landratsamt und die Kreissparkasse sind betoffen. Ziel der Aktion ist die Sicherstellung von Beweisen im Zusammenhang mit dem System-Miesbach.
Seit heute Morgen durchsuchen 13 Staatsanwälte der Staatsanwaltschaft München II und 75 Ermittler des Bayerischen Landeskriminalamtes (LKA) 27 Wohnungen und Geschäftsräume hauptsächlich im Landkreis Miesbach.
Dies bestätigt die Staatsanwaltschaft heute. Hintergrund dieser Aktion ist ein Ermittlungsverfahren gegen Mitglieder und ehemalige Mitglieder des Vorstandes und des Verwaltungsrates der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee wegen mehrerer Verdachtsfälle von Untreuehandlungen im Zeitraum 2008 bis 2013 im Zusammenhang mit finanziellen Zuwendungen der Sparkasse. Die Ermittler wollen heute Originalunterlagen sicher stellen. Dazu Ken Heidenreich, Sprecher der Staatsanwaltschaft München II:
Es ist üblich, dass die Staatsanwaltschaft bei einem sich ausweitenden Tatverdacht im Rahmen von Hausdurchsuchungen Unterlagen und Beweismittel sichert.
“Wir haben den Beamten die Unterlagen selbstverständlich auch im Original ausgehändigt. Die gleichen Dokumente hatten wir in Kopie zuvor bereits den Behörden zur Verfügung gestellt”, betont der Sprecher der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, Peter-Friedrich Sieben.
Verfahren auch gegen Bromme eingeleitet
Bereits im Oktober 2014 hatte die Staatsanwaltschaft München II nach umfangreicher Vorprüfung ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue gegen Ex-Landrat Jakob Kreidl und weitere ehemalige Mitglieder des Verwaltungsrates der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee eingeleitet.
Die Sparkasse will Millionenbeträge von Kreidl, Ex-Sparkassenchef Georg Bromme sowie von weiteren Ex-Vorständen und -Verwaltungsräten zurückhaben. Ihnen wird vorgeworfen, durch üppige Spenden und unzulässige Ankäufe ihre Pflichten grob fahrlässig verletzt zu haben. Die einstigen Vorstände der Bank sollen zusammen rund 4,4 Millionen Euro erstatten, die Verwaltungsräte mit Kreidl an der Spitze 1,8 Millionen.
Bis zuletzt war jedoch unklar, ob die Staatsanwalschaft auch gegen den ehemaligen Sparkassenvorstand Georg Bromme ein Ermittlungsverfahren einleiten wird. Nun herrscht Gewissheit. “Gegen Herrn Bromme ist ein Ermittlungsverfahren im Gange”, bestätigt Ken Heidenreich. Auch bei Georg Bromme selbst soll heute eine Durchsuchung stattgefunden haben.
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