Heimat ist kein Ort. Heimat ist ein Gefühl, ODER: Was tust Du eigentlich für Dein Tal?

Die Kommentare zu unserem Beitrag „Das perfekte Dinner am Tegernsee“ brachten neue, alte Erkenntnisse ans Tageslicht: Einige der Bewohner rund um den Tegernsee haben patriotische Züge.

„Das sind ja nicht mal richtige Bayern und denken, sie hätten es geschafft, weil sie ein Haus mit Seeblick haben.“ Aus diesem Kommentar spricht wohl eine gehörige Portion Neid. Gleichzeitig aber auch der tiefe Wunsch nach dem Schutz der eigenen Heimat.

Doch was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff „Heimat“?

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„Heimat ist kein Ort. Heimat ist ein Gefühl“, singt Herbert Grönemeyer in seinem 1999 erschienenen gleichnamigen Lied. Wie entsteht dieses tiefe Gefühl? Es muss irgendetwas mit Erinnerungen zu tun haben. Mit positiven Erinnerungen. Mit Erinnerungen aus unserer Kindheit.

Wer wem was wegnehmen will?

Als Kinder wurden wir beschützt und waren sicher. Auch dieses Gefühl bleibt erhalten und verbunden mit dem Ort sowie den Menschen aus der Erinnerung. Wir verstehen also den Ort, an dem wir den größten und schönsten Teil unserer Kindheit verbracht haben, als unsere Heimat.

„Ich bin nur ein Königskind, das andere ist mir fremd.“ Ähnlich wie Herbert Grönemeyer zieht offenbar auch der gemeine Tegernseer eine strikte Trennung zwischen „Wir“ und „Ihr“. Das eigene Denken und Handeln werden positiv besetzt, das der anderen (der Zuagroastn) wird abgewertet. Der andere wird schnell zum Schnorrer oder Halunken. Das Andere verkörpert das Böse oder Gefährliche, das dem „Wir“ etwas wegnehmen will.

„Wir grübeln leicht, wir tun uns schwer. Wir warten auf den Schnee, wir haben nicht einfach einen guten Tag, dafür sind wir zu zäh.“ In lichten Momenten hält der (Lokal-)Patriot ein friedliches Nebeneinander mit fremden und neuen Kulturen grundsätzlich für möglich. Meist jedoch ordnet er das Fremde dem Vertrauten unter und sucht es durch Missachtung oder Herabsetzung (bedrohlich, hinterhältig) zu verleumden.

Weggehen um wiederzukommen – zurück in die “Heimat”

„Wer macht den ersten Anfang, wer zieht zuerst am gleichen Strang? Wer glaubt an die gleiche Idee, wer traut sich zuerst übern See?“ Die Sehnsucht nach Neuem steckt auch im Tegernseer. Bei aller Verhaftung, bei aller Verwurzelung, bei aller Verwirrung: Mit der Heimat haben wir es hauptsächlich mit starken Gefühlen zu tun. Mit Zugehörigkeiten, Vertrautheiten und Sehnsüchten, die vom „Willen, zusammenzuleben“ getragen werden.

Menschen müssen ihre Heimat manchmal verlassen, weil es unmöglich ist, zu bleiben. Andere zieht es in die Ferne auf der Suche nach einem neuen Gefühl. Die einen finden irgendwann Heimat in sich selbst, die anderen sehnen sich ein Leben lang nach der Stätte der Kindheit zurück. Ob jemand noch nie aus dem Tegernseer Tal hinausgekommen ist oder ob er mal weg war und zurückgekehrt ist. Tief im Herzen bleiben alle ihrer Heimat eng verbunden.

„Heimat ist kein Ort. Heimat ist ein Gefühl.“

Das Wörterbuch versteht unter Heimat ganz sachlich „das Land oder die Gegend, wo man geboren und aufgewachsen ist oder wo man sich zu Hause fühlt, weil man schon lange dort wohnt.“

So einfach und sachlich ist das für uns nicht.

Darum haben wir uns ein paar Fragen gestellt, was wir alle für “unser Tal” und damit unsere Heimat tun. Vielleicht eröffnen die folgenden Fragen auch den Lesern ganz neue Perspektiven. Bei uns hat es (zum Teil) funktioniert:

Informierst Du Dich regelmäßig über das Geschehen im Tegernseer Tal?

Engagierst Du Dich in einem Verein?

Bist Du im sozialen Bereich ehrenamtlich tätig?

Bist Du im Umweltschutz tätig?

Bist du parteipolitisch engagiert?

Weißt Du über Deinen Nachbarn mehr als seinen Vor- und Zunamen?

Sucht man bei Dir Rat und Hilfe?

Bist Du am Wochenende eher im Tal oder auswärts unterwegs?

Wo ist Dein Lieblingsplatz im Tal?

Was macht das Tegernseer Tal für Dich besonders?

Warum würdest Du das Tal als Deine Heimat bezeichnen?

Was wünschst Du Dir für das Tegernseer Tal?

Wie fühlt es sich für Dich an, Deine Heimat jedes Wochenende mit Tausenden Touristen zu teilen?

Viel Spass beim Beantworten – egal ob auf einem Zettel oder ausschließlich in Gedanken.

(Abbildung: Rolf Kaul)

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