Helmut Kohls Spuren am Tegernsee

Mit dem Tod des Kanzlers der Deutschen Einheit, der am Freitag im Alter von 87 Jahren verstarb, werden auch wieder Helmut Kohls mehrmalige Besuche am Tegernsee lebendig.

Helmut Kohl am 05.04.2013 in Bad Wiessee am Ufer des Tegernsees / Foto: Frank Leonhardt/dpa

Zuletzt waren es längere Aufenthalte zur Regeneration eines Schädel-Hirn-Traumas, das sich der Altkanzler bei einem Sturz 2008 zuzog. „Er war hier öfters zur Reha im Medical-Park. Er hat sich dort außerordentlich wohl gefühlt. Wenn er da war, habe ich mich mit ihm dort auch getroffen“, erinnert sich sein langjähriger Berater für die Sicherheits- und Außenpolitik.

Horst Teltschik, der schon seit seiner Jugend am Tegernsee lebt, hier auch Abitur machte, war von 1972 bis 1990 an Kohls Seite und einer der Architekten der deutschen Wiedervereinigung. Teltschik kannte Kohl wie kaum ein anderer und erlebte ihn auch privat hautnah. Der Alt-Kanzler machte nicht nur den Pfälzer Saumagen bekannt, Kohl war auch ein Feinschmecker, wie Teltschik verrät.

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Er hatte in Rottach-Egern auch ein Lieblingsrestaurant, den Postillion.

Den Postillion betrieben Tanja und Martin Frühauf bis Juni vor einem Jahr. „Kohl war dort gerne zu Gast, weil Martin Frühauf einmal Koch im Kanzleramt unter Helmut Kohl war. Daher wusste Frühauf, was der Altkanzler gerne isst und wie er es gerne mag“. Dort habe er mit Kohl des öfteren zusammen zu Abend gegessen.

„Ein einzigartiges Erlebnis hatte ich, als ich meinen 65. Geburtstag vor zwölf Jahren oben im Freihaus über Bad Wiessee gefeiert habe. Denn neben Helmut Kohl war auch Michail Gorbatschow mit Tochter und Ehemann dabei, sowie der einstige ungarische Ministerpräsident Miklós Németh. Das war ein historisches Event. Die haben alle gute Reden gehalten“, erinnert sich der 77-Jährige, der in Rottach-Egern lebt.

Auch mit Frankreichs ehemaligen Staatspräsidenten Francois Mitterrand traf sich Kohl 1991 im Freihaus zu inoffiziellen Gesprächen. „Da allerdings war ich schon nicht mehr bei Helmut Kohl“, so Teltschik.

Legendäre Wanderungen

Teltschik kann sich auch noch an die legendären Besuche von Helmut Kohl bei Franz Josef Strauß in Rottach-Egern erinnern. Strauß besaß dort eine Doppelhaushälfte. Sie war Ausgangspunkt zahlreicher Wanderungen der beiden Parteivorsitzenden. Vor allem nach dem „Trennungsbeschluss“ von Wildbad Kreuth am 19. November 1976, als Strauß mit seiner CSU-Landesgruppe der CDU von Helmut Kohl die Zusammenarbeit in der gemeinsamen Bundestagsfraktion aufkündigte.

Horst Teltschik lebt immer noch am Tegernsee / Archivbild

Der Mythos Kreuth war geboren und in der Folge gab es viele Treffen und Wanderungen der beiden Unionspolitiker, darunter auch am Tegernsee. „Auch noch in der Zeit, als Kohl schon Kanzler war. Bis hin zur Erzherzog Johann Klause führte sie mehrfach ihr Weg. Da war niemand dabei, auch keine Sicherheitsleute“, erzählt der einstige Kohl-Berater. Überliefert ist nach einer gemeinsamen Wanderung auch ein Besuch bei Wolfgang Gröbl auf dessen „Schäfflerhof“ bei Miesbach.

Gröbl als damaliger Landrat sollte nach Bonn wechseln, als Statthalter spezifischer Münchner Interessen. Bei Bier und Brezn wurde der Handel perfekt und Gröbl 1987 Staatssekretär im Umweltministerium. So werden Kohls Besuche am Tegernsee bei Einigen noch lange in Erinnerung bleiben, auch über seinen Tod hinaus.

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