Menschen mit Kundenkontakt stellen schnell fest, dass sie es mit unterschiedlichen Typen, Launen und Vorstellungen zu tun haben. Aber wie geht man am besten damit um? Und welche Erfahrungen macht man mit ihnen? Wir haben uns im Tegernseer Tal umgehört. Heute bei: Apotheker Dominik Lallemand.
Da gibt es die Besserwisser, die Genervten, die Ungeduldigen, die Fordernden, die Kritischen, die Komplizierten. Welche Erfahrungen machen Menschen mit permanentem Kundenkontakt? Wir wollen es wissen.
Behalten Sie Ihre Erreger für sich! Wenn Sie niesen müssen, bitte mit vorgehaltener Hand. Sollte Sie einen Hustenanfall bekommen, drehen Sie sich bitte zur Seite. Oder fragen Sie Ihren Apotheker in Gmund: Dominik Lallemand.
Die Alpina Apotheke in Gmund. Eine Kundin kauft gerade einen Thymiantee. „Ein klassischer Schleimlöser“, sagt Dominik Lallemand, seit Februar Chef der Apotheke. Und einer von etwa 5.200 Apothekern in ganz Bayern. Bei der Verabschiedung drückt der 32-Jährige der Frau noch einen Traubenzucker in die Hand.
Wenn der Wetterumschwung vor der Tür steht, stehen auch die Kunden an derselben, so seine Erfahrung. Deren Symptome versucht er dann mit entsprechenden Tipps und Arzneimitteln zu lindern. Die Nase ist verschnupft? Herr Lallemand hat das passende Spray.
Der “mühsame” Kunde
Die Bronchien sind angegriffen? Herr Lallemand holt einen Hustenreiz-Löser aus dem Regal. Die Körpertemperatur ist erhöht? Auch dagegen hat Herr Lallemand ein fiebersenkendes Medikament und einen Tipp auf Lager: Wadenwickel.
Um Erkältungserscheinungen überhaupt nicht erst aufkommen zu lassen, empfiehlt der 32-jährige Apotheker seinen Kunden hochdosierte Vitamine wie beispielsweise Vitamin C. Aber auch Zink schlägt er seinen Kunden zur Stärkung des Immunsystems vor.„Das ist das A und O“, weiß Dominik Lallemand, der nach Apotheker-Ausbildung und Pharmaziestudium im Februar dieses Jahres den Weg von München aufs Land fand.
Zwar pendelt er aktuell noch zwischen der Landeshauptstadt und Gmund hin und her, aber „früher oder später zieht er hierher“, so der Apotheker. „ Der Tegernsee war schon immer mein Eck.“ Ob harmlos, ernst, akut oder chronisch – jeder Kunde, der die Gmunder Apotheke betritt, wird mit seinen Beschwerden von ihm ernst genommen.
Etwas länger dauert das Beratungsgespräch nur bei denen, die nicht genau wissen, wie das Präparat eigentlich heißt, das sie haben wollen. Von „Es fängt mit dem Buchstaben D an…“ bis hin zu „Sie wissen doch, diese kleine runde weiße Tablette…“ hat Lallemand gelernt, mit den Problemen seiner Kunden geduldig umzugehen.
Viagra ist out, Cialis ist in
Als er im Sommer eine Frau versorgen musste, die direkt vor seiner Apotheke von einer Wespe gestochen wurde, ließ er auch hier Geduld walten und sprach beruhigend auf die Frau ein bis der Notarzt eintraf. Dann sind da noch jene, die verschämt nach einem Potenzmittel fragen, das ihnen vom Arzt verordnet wurde. Wie oft er Viagra ausgibt? „Das ist gar nicht mehr das Mittel der Wahl“, sagt der 32-Jährige. „Man hat sich eher auf Cialis eingeschossen.“
Cialis, eine wirkstoffgleiche Alternative zu Viagra, wirke nämlich schneller und halte auch länger an. Während man(n) vom Viagra-Effekt nach dessen Einnahme lediglich bis zu vier Stunden profitiert, entfaltet Cialis seine Wirksamkeit in einem Zeitraum von 36 Stunden.
Entfalten kann sich auch die Haut mit den Kosmetikprodukten, die es in Lallemands Apotheke zu kaufen gibt. Eine zwanzig-bis dreißigminütige Beratung bietet der 32-Jährige in seiner Apotheke sogar in Form eines speziellen Aktionstages dazu an. „Man muss sich den Kundenwünschen eben anpassen.“ Und neben klassischen Arzneien seien nun einmal auch Kosmetikprodukte gewünscht, wobei der pharmazeutische Bereich noch immer im Mittelpunkt stehe. Genauso wie der Kunde bei ihm an erster Stelle steht.
Geachtet und hofiert – am Image des Apothekers auf dem Land hat sich gar nicht so viel geändert. „Auf dem Land zählt das Persönliche“, sagt Lallemand. Hier kennt sich jeder. Anders als in der Stadt, wo vieles anonymer sei. Zu ihm würden alle Altersgruppen kommen, so der Apotheker. Familien mit Kindern genauso wie die Generation 60+.
Vorbeugen ist alles
Täglich wird Lallemand mit Viren konfrontiert. Er schluckt selbst Vitamin C und Zink, um von seinen Kunden nicht angesteckt zu werden. „Bei Stress ist man anfälliger für Krankheiten“, weiß er. Deswegen stärke er sein Immunsystem mit einer insgesamt positiven Einstellung.
Risiken und Nebenwirkungen des Jobs sind also einkalkuliert. Ein plötzlich auftretender, explosiver Hustenstoß von ihm könnte eventuell der Tatsache geschuldet sein, dass die Apotheker in Bayern Nachwuchssorgen haben. Doch vielleicht hat Herr Lallemand auch hier das passende Rezept.
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