“Na, nun wirf endlich das Stöckchen!” Bei ungeduldigen Blicken wie diesen fragt man sich als Hundebesitzer gelegentlich, wer hier eigentlich wen gut erzogen hat. Nicht umsonst widmete Thomas Mann seinem Hühnerhundmischling Bauschan 1918 ein ganzes Büchlein unter dem Titel “Herr und Hund – ein Idyll”. Humorvoll und einfühlsam erzählt er dabei vom nicht immer pannenfreien Alltag mit seinem Vierbeiner und von amüsanten Begegnungen mit anderem Getier. Und so ist es unterhaltsam zu sehen, wie die beiden Bronzefiguren am Gmunder Seeufer heute bei Mensch und Tier ankommen und mal gestreichelt, mal kritisch beäugt, mal nachgeahmt werden.
Nun steht genau am anderen Ende des Sees, im Kurgarten von Rottach-Egern, eine weitere Figurengruppe berühmter Persönlichkeiten, die der 2020 verstorbene Gmunder Bildhauer Quirin Roth lebensecht gestaltet hat. Ludwig Thoma, Ludwig Ganghofer und der Sänger Leo Slezak treffen sich hier und vergegenwärtigen uns die wundervollen Künste, die das Tegernseer Tal mit Literatur, Musik und Malerei seit jeher bereichern.
Der Nachhilfelehrer Bertolt Brecht
Einen besonderen Höhepunkt bildete dabei die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Hedwig Courths-Mahler hatte ebenfalls den Tegernsee zur ihrer Wahlheimat erkoren, wie auch Olaf Gulbransson, dessen Werke im gleichnamigen Museum zu bewundern sind. Bertolt Brecht war für einige Wochen zu Gast am Tegernsee, und zwar als Nachhilfelehrer im Hause des Kommerzienrats Conrad Kopp. Vom Maler August Macke ganz zu schweigen, der mit seiner Frau ein Jahr am See verbrachte.
Und was macht inzwischen Bauschan an der Gmunder Seepromenade? Der wartet immer noch darauf, dass sein Herrchen ihm den gewünschten Gefallen tut und den Stock wirft. Doch stattdessen wird ihn Thomas Mann wohl für alle Zeiten wie einen Zeigestock über den See halten und auf die vielen Künstler verweisen, die bis heute das kulturelle Leben rund um den See unschätzbar bereichern.
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