Herzogin stellt Jagdpolitik an den Pranger

Beherzt tritt sie seit einiger Zeit als Anwältin für Wildtiere auf: Herzogin Helene in Bayern. Für die ARTE-Produktion „Wem gehört die Natur?“ beklagt sie die „dramatische Abnahme des Gamsbestandes” auch in Wildbad Kreuth.

Herzogin Helene und Bayern bei den Dreharbeiten in Wildbad Kreuth.
Herzogin Helene in Bayern bei den Dreharbeiten in Wildbad Kreuth.

Schon bei der letzten Hegeschau in Miesbach wurde deutlich, welcher „Vernichtungsfeldzug“ im Landkreis gegen die Gams als Kulturgut Bayerns stattfindet. Der ganze „Mittelbau“ werde weggeschossen, kritisierte die Rottacher Wildbiologin Dr. Christine Miller, sie sprach sogar von „Kindermord“.

Damit die Wildtiere eine Stimme bekommen, gründete Miller mit der Herzogin Helene in Bayern den Verein „Wildes Bayern“, der schonungslos mit der Jagdpolitik in Bayern abrechnet. Ihr Einsatz erreichte auch die Dokumentarfilmerin Alice Agneskirchner, die im Tegernseer Tal aufwuchs. Seit der Hegeschau in Miesbach geht sie mit ihrem Kamerateam der Frage nach, „wem gehört die Natur?“

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“Das ist eine große Kinoproduktion mit diversen Filmförderern, auch der aus Bayern. Denn die Bayerische Filmförderung war die erste, die an das Projekt geglaubt hat. Darüber bin ich sehr dankbar“, erklärt die Münchner Filmemacherin. Zuletzt kamen dann noch das ZDF und ARTE dazu. So soll bald europaweit zu hören sein, was die Herzogin bei den Dreharbeiten in Wildbad Kreuth beklagt, den rigorosen Abschuss der Gämsen. Als Beispiel dafür zeigt sie vor der Kamera auf den gegenüberliegenden Steilhang des Grünecks.

Dort haben meine Schwester und ich in den Kindheitstagen mit dem bloßen Auge die dunkelbraunen Flecken der Gamsen gezählt. Das war das schönste und beste Gamsrevier im ganzen Tal, wenn nicht gar im Landkreis. Heute sieht man leider Gottes, wenn man Glück hat, nur noch vereinzelt welche vorbeihuschen.

De facto sei, so die Herzogin, der Bestand heute durch die Sanierungsflächen leergeschossen. Der Hang ist mit Lawinenschutz verbaut. Sie sieht darin eine der Ursachen, dass der Gamsbestand in Wildbad Kreuth drastisch abgenommen hat.

„Rigoroser Abschuss von Gämsen“

Und die Kreutherin betont: „Die Tiere werden rigoros geschossen, ohne ihnen die nötigen Ruhezeiten zu geben, die sie brauchen“. Dagegen könne sie gar nichts machen, ihr Revier dort sei nur der kleinere Teil des Bergrückens. Das meiste nördlich der B307 gehöre den Bayerischen Staatsforsten. So viel politischen Einfluss habe sie aber nicht, um die Behörde in die Schranken weisen zu können.

Erwähnen will sie, dass sie mit den Revierleitern in Schliersee auch einen guten Kontakt habe, „wir arbeiten in vielen Sachen gemeinsam zusammen. Man darf die einen nicht mit den anderen verteufeln. Wichtig ist, dass man im Dialog bleibt und respektvoll miteinander umgeht, vor allem wissenschaftlich fundiert.” Deswegen werde nun eine Gamszählung durchgeführt, damit der Ist-Zustand im Tegernseer Tal bekannt wird. Mit ihrem Verein unterstützt die Herzogin das Gamsmonitoring, das in ausgewählten Gebieten die Bestände erfasst.

Herzogin Helene und Bayern und Hilmar Freiherr von Münchhausen.
Herzogin Helene in Bayern und Hilmar Freiherr von Münchhausen.

Deshalb fanden die Dreharbeiten auch in ihrem Revier statt. Sehr am Herzen liegen der Herzogin geeignete Schutzzonen und der Einfluss auf die Jagd- und Forstpolitik. „Fragen sie mich in fünf Jahren wieder, dann weiß ich, ob mir dies gelungen ist“. Ihr Verein „Wildes Bayern“ sei die Verbindungsstelle zwischen den Jagdverbänden und dem Naturschutz.

Wichtig sei es, so die Herzogin, „dass die breite Öffentlichkeit ein wenig mehr über die heimische Flora und Fauna erfährt, und dass das Schalenwild nicht die Ursache allen Übels ist“.

Jäger hätten auch Verantwortung

Flankenschutz erhält sie seit einem Jahr von einem anderen Adeligen: Hilmar Freiherr von Münchhausen von der Deutschen Wildtier Stiftung, die dem Gamswild in den bayerischen Alpen eine Zukunft geben will. „Der Verein der Herzogin hat einen wichtigen Startpunkt gesetzt. Er hat die Sensibilität für das Gamswild erstmals in die Politik hochgebracht. Das ist bis nach Hamburg zur Deutschen Wildtierstiftung geschwappt“.

Die Stiftung arbeite nicht nur an Themen in Norddeutschland, wie dem Schreiadler, auch die Gams gehöre zur Artenvielfalt in Deutschland. Sie sei auch Beutetier. „Fehlt die Gams, geht es dem Steinadler schlecht“. Zudem sei sie ein Kulturgut in Bayern. Man dürfe es sich dabei vor allem nicht zu leicht machen und sagen, solange noch genügend zum Schießen da ist, werde es wohl reichen.

Jagd habe auch eine Verantwortung, nachhaltig mit solch einer Ressource umzugehen. Deshalb müsse man sehen, in welchen Alters- und Geschlechtsstrukturen gejagt wird. “Mit dieser Zählung wollen wir Grundlagen schaffen, um daraus politische Forderungen abzuleiten“, so Münchhausen.

Wir sehen, dass die Bayerischen Staatsforsten eigentlich mit derselben Brachialität gegen die Gams vorgehen, wie sie das auch beim Rotwild machen. Es darf nur auf zehn Prozent der Landesfläche leben, sonst muss es ausgerottet werden. Dies kritisiere man seit vielen Jahren.

Der Film von Agneskirchner betrachtet verschiedene Wildarten und ihr Habitat. „Neben dem Rotwild und der Gams stelle ich auch den Elefanten in Afrika in Relation, für den in Botswana totales Jagdverbot besteht. In dem Film hat auch der echte Jäger, der Wolf, seinen Platz. Bei ihm schaue ich, wo das Zusammenleben funktioniert oder eben nicht“. Da bietet der Landkreis offenbar bestes Anschauungsmaterial für einen Kinofilm dieser Art.

Eine Gams in den Bergen / Quelle: privat - Wildes Bayern e.V.
Eine Gams in den Bergen / Quelle: privat – Wildes Bayern e.V.

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