Hier steigt niemand aus

Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht. Der 7.000 Euro teure Schlenker der Ortsbus-Linie 5 vom Bahnhof Richtung Fellach ins Gewerbegebiet Nord sollte ein Service der Standortförderung für die Mitarbeiter der dortigen Unternehmen sein. Doch das Angebot bleibt weitgehend ungenutzt – aus gutem Grund.

Verwaiste Bushaltestelle im Gewerbegebiet Nord: Hier steigt niemand aus.
Verwaiste Bushaltestelle im Gewerbegebiet Nord: Hier steigt niemand aus.

Schuld ist schlicht der Fahrplan, der nicht an die Bedürfnisse der größeren Betriebe angepasst ist. Bei der Josef Weiss Plastic GmbH beginnt die Produktion um 6.30 Uhr. Der erste Bus startet um 6.30 am Bahnhof, Ankunft 6.39 Uhr im Gewerbegebiet Nord. Überdies hat sich die Belegschaft – laut Verwaltung – schon seit Jahren in Fahrgemeinschaften organisiert, die nach dem Standortwechsel statt Brunnthal nun Holzkirchen anfahren würden. Dies sei auch schon bei der Umfrage der Standortförderung von der Ansiedlung klar gewesen.

Seit Anfang August nun hat die Bosch Engineering GmbH mit über 80 Mitarbeitern die Gebäude in der Bergfeldstraße bezogen. Hier engagiert sich Mustafa Uglu in Sachen Busanbindung und benennt den Knackpunkt im Fahrplan: „Der Bus zurück zum Bahnhof fährt entweder schon um 15.05 Uhr oder erst um 18.03 Uhr.“ Das bedeute bei einem durchschnittlichen Achtstundentag – Beginn 8 oder 9 Uhr, Ende 16 oder 17 Uhr – entweder permanente Fehl- oder Überstunden.

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Nur verschieben?

Darüber hinaus seien gerade für Arbeitnehmer mit Kindern die bestehenden Zeiten schwer mit Schule, Hort oder Kita zu koordinieren. Das neue Schuljahr beginnt am 15. September. Dann wird die Problematik erst richtig virulent. Uglu selbst pendelt aus München nach Holzkirchen, würde gerne öffentliche Verkehrsmittel nutzen und die Staus im Berufsverkehr auf dem Mittleren Ring oder der A 8 vermeiden. Doch das steht aktuell nicht zur Debatte.

Bis Ende September läuft die interne Umfrage bei den 81 Kollegen von Bosch Engineering in Sachen Ortsbus noch. Eine Anregung ist unter anderem, die nachmittägliche Verbindung zu straffen. Dauert die Fahrt morgens 9 Minuten, sind es bei der Rückfahrt bereits 19 Minuten.

Derzeit umgehen einige diese Problematik und pendeln mit dem Fahrrad zwischen Bahnhof und Bergfeldstraße. Doch das schlechte Wetter kommt bestimmt. „Kurzfristig könnte es schon nützen, die Abfahrtszeiten nachmittags von 15 auf 16 Uhr und von 18 auf 17 Uhr zu verschieben“, wünscht sich Mustafa Uglu.

„Eigene Lösungen finden“

Hans Bachhuber vom Ordnungsamt gesteht: „Die Problematik ist seit letztem Jahr bekannt. Die Situation ist verbesserungswürdig.“ Es müsse jedoch eine Lösung in Zusammenarbeit mit dem RVO und der beauftragten Firma Kriege gefunden werden: „Dies würde den Einsatz eines zusätzlichen Fahrzeugs bedeuten. Und das kann man nicht einfach aus dem Ärmel schütteln.“

Bachhuber macht den Mitarbeitern bei Bosch Engineering aktuell wenig Hoffnung, dass sich der Fahrplan bereits zum Schuljahresanfang ändert. Über Details will er jedoch nicht reden. Man müsse die Herbstbesprechung mit Betroffenen, RVO und Gemeinde abwarten. Der Wille sei jedoch da: „Die Mitarbeiter im Gewerbegebiet Nord müssen eben derzeit noch eigene Lösungen finden.“

Der Bus fährt unterdessen auch ohne Kunden regelmäßig ins Gewerbegebiet. Die Mehrkosten für die Gemeindewerke: 5.000 – 7.000 Euro pro Jahr. Bosch Engineering ist aber wohl zuversichtlich, dass die Anbindung in Zukunft besser klappt. Die Wegbeschreibung auf der Website verweist unter anderem auf die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis zum Bahnhof Holzkirchen: Von dort aus fahren Sie mit der Buslinie 5 bis zur Haltestelle „Holzkirchen Gewerbegebiet Nord“.

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