Hochwasserschutz: Tegernsee übernimmt ein Drittel der Kosten für Rottach-Ausbau

Ergänzung vom 11. Januar / 13:07 Uhr
Auf der letzten Bürgerversammlung machte Peter Janssen klar, wie wichtig der Ausbau der Rottach für den Hochwasserschutz der betroffenen Tegernseer und Rottacher Wohnflächen ist.

Für die Stadt sei zwar nur der Bereich von der Tuftenbrücke bis zur Bundensstraßenbrücke entscheidend. Aber auch das wird Geld kosten.

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Geschützt werden sollen die Wohngebiete vor einem sogenannten 100-jährigen Hochwasser. Dafür wird eine 80 cm hohe Mauer errichtet, die schlimmeres verhindern soll. Dazu Janssen: “Vor 10 Jahren hätte jeder gesagt, die spinnen. Aber alle bisherigen Erfahrungen gelten heutzutage nichts mehr. Die Starkregenereignisse nehmen zu und wir müssen jetzt darauf reagieren.”

Janssen betonte, dass die umfangreichen Schutzmaßnahmen auch Aufwertung der dortigen Häuser bewirken. In dem Moment, in dem eine solche Schutzmauer da sei, verschwinden die Flächen aus den Hochwasserschutzkarten. Die Häuser hätten dann wieder die volle Wertigkeit.

In diesem Jahr geht es los mit der Planung des 4,2 Millionen Euro teuren Vorhabens. Mit dem Ausbau begonnen wird aber erst in 2013. Die beiden betroffenen Gemeinden müssen jedoch “nur” 1,5 Millionen übernehmen.

Im Investitionsplan der Stadt Tegernsee sind genau 480.000 Euro für den Ausbau der Rottach eingeplant. Damit kommt auf Rottach-Egern etwas mehr als eine Million Euro zu. Alles entsprechend der Gemeindefläche, die geschützt werden muss.

Ursprünglicher Artikel vom 22. September

Unter dem Motto „Betroffene zu Beteiligten machen“, hatte die Stadt Tegernsee und die Gemeinde Rottach-Egern die Anwohner der Rottach und interessierte Bürger am Dienstagabend ins Tegernseer Quirinal eingeladen.

Dort informierte das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim die Tal-Bürger über den aktuellen Planungsstand und die geplanten Maßnahmen.

Die berechneten Ergebnisse und die Gefahren eines „früher oder später kommenden 100-jährigen Hochwassers waren bis dahin auch den anwesenden Tal Bürgermeistern Peter Janssen, Franz Hafner sowie Peter Höß unbekannt.

Die komplette Präsentation des Wasserwirtschafsamtes zum runterladen (3,0 MB als PDF)

„Wir wollen von Anfang an – vom Stand null – offen und ehrlich mit der Thematik umgehen“, eröffnete Janssen die außerordentliche Bauausschusssitzung. Dann übergab er das Wort an Baudirektor Andreas Holderer und Projektleiter Klaus Schmalzl vom Wasserwirtschaftsamt (WWA).

100% Schutz vor Hochwasser gibt es nicht!

In der Präsentation gingen die Vertreter des WWA schon früh darauf ein, dass „ein absoluter Schutz vor Hochwasser nicht möglich“ sei. „Das Risiko kann jedoch durch verschiedenste Maßnahmen eingedämmt werden“, so Holderer.

Die Abbildung zeigt die Rottach Bebauung um 2010.

Zusammenfassend muss ein Schutzkonzept unmgesetzt werden, dass den Freistaat Bayern insgesamt rund 4,2 Millionen kosten wird. Die Stadt Tegernsee und die Gemeinde Rottach-Egern müssen in etwa 1,5 Millionen Euro übernehmen. Auch auf Grund von EU-Vorgaben gibt es diesbezüglich kein „entrinnen“.

Baubeginn nicht vor 2013

Frühester Termin für den Beginn für die Umsetzung des sogenannten „7-Stufenplans“ ist Anfang 2013. Je nachdem wie groß die Widerstände gegen die geplanten Konzepte sein werden. In der Zwischenzeit können jedoch andere „kleinere“ Sanierungs- und Ausbesserungsmaßnahmen durchgeführt werden, die „auch dringend nötig sind“.

Rottach Damm vorher nachher
Der Rottach-Damm heute und wie der Damm in Zukunft aussehen könnte.

Den Bau eines Rückhaltebeckens im oberen Flusslauf der Rottach bezeichneten die Experten als „nicht zielführend“ und schlossen diesen sogleich aus: „Mit einem solchen Becken können laut unseren Berechnungen „nur“ 14 Haupt- und neun Nebengebäude von insgesamt 367 Häusern geschützt werden.“

Rottach-Damm muss um bis zu 1,5 Meter erhöht werden

Der 4,2 Millionen Euro teure Kostenvoranschlag ergibt sich aus unterschiedlichsten Sanierungs- und Ausbaumaßnahmen, unter anderem an den Rottach-Dämmen.

In einer Defizitanalyse veranschaulichte das WWA, welche Maßnahmen konkret anstehen, um Menschen und Sachen vor einem 100jährigen Abfluss bestmöglich zu schützen. Beispielsweise müssen dafür die Dämme in verschiedenen Bereichen um bis zu 1,5 Meter erhöht werden.

Maßnahmen schützen über 270 Häuser

Wichtigstes Ergebnis der Berechnungen: Wenn alle Maßnahmen umgesetzt werden, sind von 415 bedrohten Häusern 278 geschützt. Weitere 48 Gebäude können durch Hochwasserschutzmaßnahmen an der Rottach nicht geschützt werden. Denn diese sind durch Hochwasser des Tegernsees bedroht.

Schätzung Baukosten Rottach Hochwasserschutz
Diese Kosten kalkuliert das WWA für den "7-Stufenplan"

Zusätzlich können weitere 89 Häuser vor wild abfließendem Wasser, das von den umliegenden Hängen ins Rottach-Tal strömt, geschützt werden. Für derartige Vorkehrungen sind Tegernsee sowie Rottach-Egern selber zuständig.

Eine Kostenberechnung liegt dafür bis dato noch nicht vor und muss noch zu den 4,2 Millionen Euro hinzuaddiert werden.

Nach der Präsentation beantworteten Holderer und Schmalzl viele Fragen der Gemeinderäte und aus dem Publikum und räumten unter anderem ein, dass das Geld keinesfalls zum Fenster hinaus geschmissen wird. „Wie viel Risiko will die Gesellschaft eingehen? Irgendwann erwischt ein 100jähriges Hochwasser auch euch,“ so Holderer. Gab aber zu: „Teilweise hat das WWA in den letzten Jahren geschlampt.“

Wild Wasser Ströme Hochwasserschutz Rottach
Die Abbildung zeigt die Wasserströme, die durch wild abfliesendes Wasser an den Hängen des Wallbergs entstehen.

Der „7 Stufenplan“ sieht ab Umsetzungsbeginn folgende Schritte vor, die insgesamt einen Zeitaufwand von fünf bis sechs Jahre in Anspruch nehmen:

  • Gemeinde Rottach-Egern und Stadt Tegernsee regelmäßig über aktuellen Sachstand informieren
  • Vermessungsbüro mit zusätzlicher Bestandsvermessung beauftragen:
    am sanierten Unterlauf der Rottach Deichhöhen und Querprofile
    Querprofile Hafelbach
    Querprofile und Durchlässe Unterlauf Rohrkopf- und Berger Graben
    Längsprofil Oberlauf Rottach Haslau
  • Sanierungsentwurf für den Oberlauf des Kühzaglbach zur Genehmigung eingereicht
  • Räumung und Sanierung der Geschieberückhaltesperre am Eckspitzsteingraben
  • Unterhaltungsmaßnahme Rottach Böschungsfußsicherung Orteil Haslau …
  • Entwurfsplanung für Deich / Mauererhöhung am Unterlauf der Rottach vergeben
  • Beratung der Gemeinde Rottach-Egern über Rückhalt von wild abfließendem Wasser Hafelbach

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