Gestern Nachmittag feiert ein einheimisches Paar auf der Terrasse vom Hotel Maier zum Kirschner seine Hochzeit. Die Sonne scheint, der Sekt steht bereit, zwei befreundete Musiker – ein Gitarren- und ein Akkordeonspieler – sorgen für die musikalische Unterhaltung. Sie haben laut Aussage der Trauzeugin keine Verstärker. Auf einmal stört ein Anruf die Feierrunde. Einer Nachbarin ist die Musik zu laut.
Bürgermeister Christian Köck wird von den Gästen darüber informiert. Zwischenzeitlich hat die Nachbarin mit dem Oberkellner gesprochen und tritt von ihrer Forderung, die Musik möge doch bitte eingestellt werden, zurück. Beschwerden seien in letzter Zeit nicht weniger, sondern mehr geworden, sagt der Rottacher Bürgermeister Christian Köck. Er selbst spricht bei diesem Vorfall von einer „Lappalie“ und von einer „völlig überzogenen Reaktion“.
Wir sind kein Krematorium, sondern ein Ort, der lebt.
In Rottach habe man zahlreiche Veranstaltungen, worüber sowohl die Gäste als auch die Einheimischen „sehr froh“ seien. Bei der gestrigen Veranstaltung habe sich alles im vorgeschriebenen Rahmen bewegt. Um 22 Uhr sei zudem definitiv Schluss gewesen. Insbesondere im Sommer achte die Gemeinde darauf, dass die Ruhe im Kurort eingehalten werde.
Was eine Lappalie für den einen, ist eine Ruhestörung für den anderen
„Ich frage mich langsam, was man überhaupt noch machen darf“, sagt Köck leicht verärgert. Ihm gehe das mittlerweile „eine Spur zu weit“. Das wiederum sieht die Nachbarin, die einräumt, etwas voreilig gehandelt und nicht gesehen zu haben, dass es sich um Live-Musik handelt, etwas anders: „Ich möchte einfach vermeiden, dass jeden Tag Musik (im Freien) gespielt wird.“ Es müsse allen Beteiligten klar sein, sagt sie, dass solche Veranstaltungen die Ausnahme und nicht die Regel seien.
Sie hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn sie im Vorfeld darüber informiert worden wäre, beteuert sie. Niemand könne „zwangsbeschallt“ werden. Zwar verstehe sie, dass es angenehm ist, in einer lauen Sommernacht draußen zu sitzen und zu feiern, aber dabei sollten ihrer Meinung nach die Wünsche und Rechte aller Beteiligten berücksichtigt werden. Oft würden die Gäste der benachbarten Gaststätten aber übers Ziel hinausschießen. Beispielsweise, indem auf ihrem Grundstück von geparkt wird und wüste Beschimpfungen folgen, wenn das Parken untersagt wird.
Für kleine Veranstaltungen ist der Aufwand zu hoch
Ihren Feriengästen zu vermitteln, dass diese ständig Musik hören müssen, die sie eigentlich gar nicht hören wollen, sei die nächste Schwierigkeit. Sie erhoffe sich für die Zukunft ein Miteinander, bei dem jeder gewillt ist, die Position des anderen zu verstehen und zu berücksichtigen.
Köck hingegen betont, dass die Emissionswerte talweit bereits auf ein Minimalmaß reduziert worden seien. Je nach Größenordnung der Veranstaltung sei eine Genehmigung erforderlich. Als Beispiele führt er das Seefest sowie das Stabhochsprung Meeting am 7./8. Juli an.
Kleinere, geschlossene Gesellschaften – so wie die gestrige – bräuchten keine Genehmigung der Gemeinde, sagt er. Hier wäre einfach der Aufwand zu hoch. Und die Feuerwerke habe man sowieso in den letzten Jahren durch konsequente Absagen „eingedampft“. Nur auf Privatgrund habe man nach wie vor keinen Einfluss.
Ein Nachtrag (Anm. d. Red.): Wie Daniela Maier vom Hotel Maier zum Kirschner tags darauf berichtet, bestehe eine Abmachung mit der Nachbarin, dass diese bei größeren Veranstaltungen im Freien, für die man zehn Sondergenehmigungen pro Jahr erhält – im Vorfeld informiert werde. Bei der gestrigen Hochzeit sei dies jedoch versehentlich versäumt worden. Maier betont, dass die Nachbarin weder aufbrausend noch unfreundlich war, geschweige denn irgendeine Art von Feindseligkeit an den Tag gelegt hätte.
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