Wie nicht anders zu erwarten war es Peter Höß (Wiesseer Block) ein Anliegen, seinen Mitbürgern die Zahlen der bevorstehenden Baustellen genauer zu erläutern. Damit standen die Investoren des künftigen Gesundheitshotels und der gemeindliche Bau des neuen Jodbades im Mittelpunkt seiner viertelstündigen Rede. Wo man jetzt in der winterlichen Kälte der Wandelhalle stehe, werde es künftig ein Restaurant und ein Saal in einer „Haus-in-Haus-Lösung“ geben.
„Damit werden zwei Körper in die Wandelhalle eingebaut, um die Kältebrücken des denkmalgeschützten Sommerbaus zu überwinden“, so Höß in Richtung der Gäste, die ihre warme Kleidung nicht an der Garderobe abgaben. „Diese Wandelhalle wird Teil des medizinischen Hotelkonzepts von Sports Medicine Excellence (SME) sein“.
Im April 2015 habe sich der Gemeinderat mit großer Mehrheit für den Schweizer Investor SME entschieden, mit dem „danach ein Vertrag geschlossen wurde, dass Wiessee das Grundstück für SME reserviert“. Zunächst wären nur ein medizinischer Flügel und ein Bereich für ambulante Operationen geplant gewesen. Doch SME habe sich nach wenigen Monaten entschieden, das Optionsgrundstück der Gemeinde mit einzubeziehen. Ursprünglich sei dies erst in den Jahren 2020-2023 vorgesehen gewesen. Und Höß betonte:
SME hat bereits einen siebenstelligen Betrag für die Planungen ausgegeben. Das Projekt wird solide weiterentwickelt. Erst wenn uns eine Baugenehmigung vorgelegt wird, die Finanzierung des Medizinzentrums mit Hotel nachgewiesen ist und der Kaufpreis bezahlt ist, wird das Grundstück an SME übergeben.
Im Besitz der Gemeinde blieben auf dem Jodbadgelände noch 16.000 Quadratmeter, die als Baugrund gelten würden. „Sie stellen vorsichtig gerechnet einen Wert bei den heutigen Grundstückspreisen dar, den wir vor fünf Jahren für den Kauf des Jodschwefelbad-Areals entrichtet haben“, bezifferte Höß den Wert des Grundstücks. Zwölf Millionen Euro musste die Gemeinde 2011 an die holländischen Eigentümer überweisen.
15.000 Euro monatlich für Zins und Tilgung
Das Konzept von SME passe „ausgezeichnet“ zum Gesundheitsstandort Bad Wiessee. „Es gibt viele Orte im Alpenvorland, die uns um diesen Investor mit der Architektur von Matteo Thun beneiden, nach dessen Plänen auch das neue Jodbad errichtet werden soll“. Als Gesamtkosten nannte Höß einschließlich Quellensanierung und Grundstückskosten 8,7 Millionen Euro. Hinzu kommen, wie bereits berichtet, zusätzliche 800.000 Euro für Unvorhergesehenes und Anlaufkosten.
„Wir werden ein Darlehen von 4,5 Millionen Euro aufnehmen, das mit etwa 1,5 Prozent Zins und 2,5 Prozent Tilgung ausgestattet sein soll. Damit würden wir am Anfang 5.675 Euro Zins pro Monat bezahlen und etwa 9.400 Euro an Tilgung“, so Höß heute zur monatlichen Gesamtbelastung. Am Donnerstag im Gemeinderat differenzierte Höß noch nicht und sprach bei dem Betrag von 15.000 Euro nur von Zinsen.
Offenbar lag dem Wiesseer Rathauschef heute diese Richtigstellung sehr am Herzen: „Die Zinsbeträge werden im Laufe der Zeit zurückgehen, weil die ersparten Zinsen dann in die Tilgung fließen“. Erforderlich sei aber auch eine Förderung der Regierung von Oberbayern von 3,2 Millionen Euro für dieses „infrastrukturell bedeutsame Projekt“. Etwa eine Millionen Euro würden als Eigenmittel eingesetzt werden.
„Sobald diese Maßnahmen abgeschlossen sind, wird der Badepark modernisiert“, so Höß vorausblickend. „Aus dem Verkauf des Jodbad-Grundstücks an SME werden wir 7,7 Millionen Euro erlösen. Nach Abzug der Abbruchkosten und Steuern werden wir das Darlehen für das Jodbad in Höhe von 5 bis 6 Millionen Euro tilgen“. Er sei froh, dass die Interimslösung für das Jodbad im Badepark nun bald in Betrieb geht, so könne ein „fast lückenloser Badebetrieb“ gewährleistet werden.
Der Zeitpunkt und die Rahmenbedingungen für unsere Vorhaben könnten nicht besser sein.
Es genüge aber nicht, nur auf ein neues Jodbad zu setzen, auch Gastgeber müssten investieren, damit die Auslastung wieder steige. Wenn sich im Ort etwas verändern soll, gebe es oft Widerstand. Als Beispiel nannte Höß den Lindenplatz. Zu ihm gebe es aber bereits jetzt „viel Zustimmung und Freude“. Die Bepflanzung im Frühjahr werde das Ortszentrum deutlich aufwerten.
Er fühle sich von vielen Mitbürgern bestärkt, diesen Weg konsequent weiterzugehen. Höß schloss im Lutherjahr mit einem Zitat des Reformators: „Wenn der Bürgermeister wirklich seine Pflicht tut, dann werden kaum vier da sein, die ihn mögen“.
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