Höß’ Steuerzuckerl und der Platzmangel

Nur langsam füllte sich der Saal im Hotel zur Post in Bad Wiessee, bevor Bürgermeister Peter Höß heute seine Neujahrsansprache hielt. Eine „äußerst hochkarätige Firma“ wolle sich in der Gemeinde ansiedeln, verkündete Höß geheimnisvoll. Bloß wo?

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Beim Neujahrsempfang in der Wandelhalle vor einem Jahr, zu dem erstmals alle Bürger eingeladen worden waren, hatte sich Wiessees Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block) unbeeindruckt von dem gezeigt, was andere über ihn denken. „Wenn der Bürgermeister wirklich seine Pflicht tut, dann werden kaum vier da sein, die ihn mögen“, zitierte er den Reformator Martin Luther. Seinen Weg wolle er konsequent weitergehen, gab er den Bürgern damals zu verstehen.

Auch heute blieb er – trotz der oft geäußerten Kritik an seinen politischen Entscheidungen – seiner eingeschlagenen Linie treu: „Wir haben allen Grund, optimistisch in die Zukunft zu schauen.“ Die Gemeinde habe ein „sehr turbulentes Jahr“ hinter sich, begann er seine etwa einstündige Rede. Rund einhundert Zuhörer hatten sich an diesem Sonntag im Hotel zur Post eingefunden, um vom Bürgermeister zu erfahren, was es in ihrer Gemeinde so Neues gibt.

Wiessee hat Schutzengel gehabt

Während die Kreis-CSU ihren traditionellen Neujahrsempfang auf Gut Kaltenbrunn abhielt, ließ Höß das Jahr Revue passieren. “Ein paar Schutzengel” hätte man gehabt, so der Bürgermeister in ruhigem, fast leisem Ton. Angefangen beim Brand des Rettungszentrums über die Gasverpuffung in der Wilhelminaquelle bis hin zur richtigen Entscheidung, das Seefest aufgrund von Sturmwarnungen zu verschieben. Er bedankte sich für das „außerordentlich große Spendenaufkommen“ für den Wiederaufbau des Rettungszentrums. Dadurch hätte die Deckungslücke von 300.000 Euro auf unter 100.000 Euro gesenkt werden können. Er sei optimistisch, so Höß, dass der fehlende Betrag noch im ersten Quartal dieses Jahres erreicht werde.

Bürgermeister Peter Höß (rechts) kurz vor seiner Rede.

Etwas mehr Geduld brauche man beim „Lindenplatz“, so Höß. Bis die Blumenwiese und die Stauden erblühen, werde wohl noch die eine oder zweite Saison vergehen. Während die Gewerbetreibenden 2016 noch Einbußen durch den Lindenplatz-Umbau in Kauf nehmen mussten, hätte es im vergangenen Jahr schon wieder besser ausgesehen, sagte der Bürgermeister.

Ex-Wiesseer Hof-Ehepaar Würtz übernimmt Yachtclub-Restaurant

Insbesondere freue er sich darüber, dass die Nachbargemeinden zunehmend auf Bad Wiessee setzen. Als Beispiel nannte er den Wechsel des Waakirchner Pralinen-Herstellers Eybel von Rottach-Egern nach Bad Wiessee sowie den Kauf des Wiesseer Hofes durch Bachmair-Weissach-Hotelier Korbinian Kohler.

Überraschend verkündete Höß in diesem Zusammenhang, dass das ehemalige Pächter-Ehepaar Würtz, das bis zum 30. November vergangenen Jahres die Leitung des Wiesseer Hofes innehatte, in dieser Saison das Wiesseer Yachtclub-Restaurant „Seepferdchen“ übernehmen wird.

Gewerbesteuerzuckerl lockt zwar Gewerbe, aber…

Das von Bad Wiessee gestreute Steuerzuckerl (wir berichteten) soll mehr Gewerbe in den Ort locken. Weil sich nirgends Nachmieter finden, hatte die Gemeinde den Gewerbesteuerhebesatz von 350 auf 240 Punkte gesenkt. Mit dieser deutlichen Senkung soll das Gewerbesteueraufkommen ebenso deutlich gesteigert werden. Ein Gedanke, mit dem er schon länger gespielt habe, wie er heute verriet. Aufgrund der angespannten Haushaltslage hätte das Landratsamt und die Verwaltung diesen Schritt aber lange Zeit nicht mitgetragen.

„Eine hochkarätige Firma“ habe am vergangenen Freitag schon ihr Interesse bekundet, teilte Höß heute mit. Doch das Problem seien leerstehende Gewerberäume in einer Größenordnung von 50 bis 100 Quadratmetern. „Die stehen nicht zur Verfügung“, bedauerte der Bürgermeister. Er rief die Bürger dazu auf, der Gemeinde geeignete Räume zu nennen. Diese sollten mit jeweils zwei Büroräumen zu je 20 Quadratmetern, einer Kochecke, Toilette und „gescheitem“ Breitbandanschluss ausgestattet sein.

Staatliche Förderung keine Verschwendung von Steuergeldern

Für das neue Jodbad habe Bad Wiessee Ende April einen staatlichen Förderbescheid in Höhe von drei Millionen Euro erhalten, ließ Höß die Anwesenden wissen. Eine Steuergeldverschwendung, so wie das bei Kohlers Luxus-Spa kritisiert worden sei, sehe er darin nicht.

Die Gelder kämen in drei- bis siebenfachem Umfang an den Staat zurück. „Das funktioniert wie beim Marschallplan“, so Höß. In gleichem Atemzug kündigte er an: “Wenn jemand eine größere Investition plant und eine staatliche Förderung benötigt, stelle ich gerne Kontakte zur Regierung her.”

Montgolfiade 2019 wieder in Bad Wiessee

Beim Thema Montgolfiade war sich der Bürgermeister sicher: „Im Jahr 2019 findet sie wieder in Bad Wiessee statt.“ Heuer rechne man damit, dass die Heißluftballone auf der Oswaldwiese vor dem Voitlhof in Rottach-Egern „durchaus starten können“. Und falls nicht, sei eine Ausweichmöglichkeit nach Bad Wiessee gegeben.

Nur kurz angesprochen wurde von Höß die von der Schweizer Sports Medicine Excellence Group (SME) gezogene Option für den Kauf des Jodschwefelbads. Der Kaufpreis in Höhe von 7,5 Millionen Euro wäre am 12. Januar fällig gewesen. Laut Vereinbarung gelte eine einmonatige Nachfrist, sagte der Bürgermeister und betonte:

Wir sind mit den Investoren auf dem richtigen Weg.

In den nächsten Tagen erwarte man das Geld und dann „soll alles abgeschlossen werden“. Wenn sogar der größte Gesundheitsanbieter, der Medical Park, dieses Projekt für gut und zukunftsfähig erachte, so Höß, dann „ist es wirklich gut“.

Wiessees Geschäftsleiter Hilmar Danzinger im Gespräch.

Die Gemeinde befände sich durch dieses in der Tegernseer Stimme veröffentlichte Angebot „in einer sehr komfortablen Lage“, einen Plan B in petto zu haben. Laut Höß wolle SME „zügig“ auf das Grundstück und mit Rücksicht auf den Naturschutz im Frühjahr mit dem Abriss beginnen.

Abriss Hotel Lederer weiterhin ungewiss

Wann allerdings mit dem Abriss des Hotels Lederer zu rechnen sei, könne er nicht sagen. „Ich weiß nichts Neues.“ Dies erfolge in enger Abstimmung mit Strüngmanns Firma Athos Service GmbH und dem Naturschutz.
Viel Beifall erhielt Höß‘ kurze Laudatio auf das Kommunalunternehmen Bad Wiessee (KBW). Deren Aufgabe besteht darin, die teils sanierungsbedürftigen Gemeindewohnungen auf Vordermann zu bringen.

Die Mieten, die dadurch erwirtschaftet werden, würden wieder in die Gebäude zurückfließen, so Höß. Die Gründung eines Kommunalunternehmens sei der richtige Schritt gewesen, zumal bezahlbarer Wohnraum künftig gebraucht werde.

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