Bürgermeister Peter Höß ging in seiner Rede zunächst auf die im Vorfeld geäußerte Kritik ein. Im Anschluss warnte er jedoch davor, dass die derzeitige Diskussion das Investitionsklima im Ort verschlechtern könnte.
Der große Saal im Hotel zur Post war voll, als die Gemeinde gestern zur Bürgerversammlung in Bad Wiessee einlud. „Das ist für uns Kommunalpolitiker eine Bestätigung, dass sich so viele Bürger für unsere Arbeit interessieren“, erklärte der Zweite Bürgermeister Robert Huber in seiner Eröffnungsrede.
Gekommen waren die meisten wohl vor allem, da es einige brisante Themen abzuhandeln galt. So wurde unter anderem über die erst kürzlich eingerichtete 30er-Zone gesprochen. Aus der Sicht von Bürgermeister Peter Höß war dieser Schritt die absolut richtige Entscheidung. Wenn man 30 anstatt 50 fahre, dann verliere man auf einem Kilometer eine halbe Minute, so der Bürgermeister. Dafür bekomme man aber weniger Unfälle, weniger Feinstaub und weniger Lärm. „Tempo 30 rettet Leben“, so die plakative Aussage des Rathaus-Chefs.
Mit Absicht kein Architektenwettbewerb
Allen voran polarisierte aber natürlich die Planung für das Kurviertel, wo eine Therme, ein Hotel und ein Gesundheitszentrum entstehen sollen. Ein Zuschauer bezeichnete das Projekt als „Höß-Therme“. Der Bürgermeister selber unterstrich indes noch einmal, wie wichtig es sei, das Gelände in eigener Hand zu haben.
Der Weg dahin sei jedoch nicht einfach gewesen. Denn mit den Erbengemeinschaften habe es schwierige Verhandlungen gegeben, wie Höß erklärte:
Es hat weit über 100 holländische Mitbesitzer gegeben. Doch jetzt ist das Jodschwefelbad wieder bayrisch.
In dem Zusammenhang verteidigte er auch das Vorgehen der Gemeinde, die Planungen von vornherein in die Hände von Matteo Thun gelegt zu haben, anstatt einen Architektenwettbewerb zu veranstalten. „Bei so einem Wettbewerb wäre die Bebauung mit Sicherheit massiver geworden, und die Gemeinde wäre dann daran gebunden gewesen“, so Höß.
Zudem hätte so ein Wettbewerb wohl rund 500.000 Euro gekostet. Auf Nachfrage aus dem Publikum, dass so ein Vorgehen von der bayerischen Staatsregierung für Kommunen aber ausdrücklich empfohlen werde, da es nachweislich Kosten spare, erklärte Städteplaner Eberhardt von Angerer:
Diese Empfehlung erstreckt sich eher auf klassische kommunale Bauvorhaben, wie beispielsweise eine Schule. Denn man muss hier konkrete Vorgaben machen. Bei einem so offenen Projekt wie hier habe ich der Gemeinde die Kooperation mit Matteo Thun empfohlen.
Höß nahm außerdem Stellung zu den Fragen von Florian Sareiter und Otto Ebster. Diese hatten sich nach den bisherigen Kosten für das Projekt erkundigt. Alles in allem betragen diese zum jetzigen Stand rund 560.000 Euro, wie wir bereits vor mehr als einer Woche berichteten. „Darin enthalten sind nicht nur Planungskosten, sondern auch Kosten für Anwälte, Besichtigungsfahrten, Gutachten und Messungen“, erklärt Höß.
Man brauche sich jedoch keine Sorgen zu machen, denn diese Summe werde der kommende Investor übernehmen, versicherte Höß gestern erneut. Zudem ist der Wiesseer Bürgermeister sicher, dass die Wertsteigerung des Grundstücks seit dem Kauf diesen Betrag bereits übersteige.
Investitionsklima gefährdet
Mit der Offenlegung der Zahlen wollte Höß auch den Kritikern begegnen, die ihm zu wenig Transparenz vorwerfen. „Es gibt nichts zu verheimlichen.“ Daher habe er auch seinem Konkurrenten Rolf Neresheimer die Details zu vertraulichen Zwecken überlassen. „Wie das Fact-Sheet dann zerlegt worden ist, war dem Investitionsklima nicht förderlich“, so der Bürgermeister.
Generell warnte Höß davor, durch die anhaltende Diskussion möglicherweise potenzielle Investoren abzuschrecken. Schließlich habe es viel Überzeugungsarbeit gebraucht, das aktuell positive Investitionsklima zu schaffen. „Momentan laufen wir jedoch Gefahr, Investoren zu verprellen.“
Zugeben musste Höß aber auch, dass das von der Gemeinde angestrebte Erbbaurecht von derzeit 66 Jahren einige Investoren davon abhalte, ein Angebot abzugeben. Hier stehe man allerdings noch in Verhandlungen, informierte der Rathaus-Chef.
Kein Plan B
Dabei unterstrich er abermals die Absichten, den Badepark zugunsten der Therme zu schließen. Die neue Therme werde jedoch mit Sicherheit ein Sportschwimmbecken haben und ferner günstigere Eintrittspreise bieten, als es in einem sanierten Badepark möglich wäre.
Einen Plan B hegt die Gemeinde für das Kurviertel im Übrigen nicht, wie auf Nachfrage von CSU-Gemeinderatskandidat Carsten Ellender deutlich wurde. „Aber es ist ein Grundstück direkt am See, 50 Kilometer südlich von München. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn wir das nicht loswerden würden“, so Höß abschließend.
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