Höß vor Alleingang

Mit einer knappen Erklärung hat der Wiesseer CSU-Vorsitzende Florian Sareiter bestätigt, was viele schon seit Monaten ahnten. Die CSU Bad Wiessee wird bei der kommenden Wahl keinen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen schicken.

Die Partei habe derzeit kein Personal, das die nötigen zeitlichen Kapazitäten für die anspruchsvolle Aufgabe in einer für die Gemeinde weichenstellenden Zeit mitbringt. Damit bleibt aller Wahrscheinlichkeit nach Peter Höß als einziger Kandidat auf den Bürgermeisterposten übrig.

Florian Sareiter (links) will nicht für das Amt des Bürgermeisters kandidieren / Archivbild

Wenn am 16. März 2014 im Tegernseer Tal in drei Gemeinden neue Bürgermeister gewählt werden, dürfte der Wiesseer Wähler keine echte Wahl haben. Neben der SPD, die mit großer Wahrscheinlichkeit keinen Kandidaten aufstellt, ist auch die CSU nun ganz offiziell eingeknickt. Trotz derzeit acht Sitzen im Gemeinderat und einiger viel beachteter Aktionen in der Vergangenheit werden die Christsozialen keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen schicken.

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Opposition ja, Bürgermeister nein

Bereits am 1. Februar hatten wir über interne Diskussionen bei der Wiesseer CSU berichtet und gefragt: „Lässt Höß-Höhenflug Wiesseer CSU resignieren?“ Damals, kurz vor dem Wahlkampf für die anstehende Landtags- und Bundestagswahl, wollten die Verantwortlichen den Verzicht jedoch nicht bestätigen und verwiesen auf den langen Zeitraum bis zur Entscheidung. Es sei, so Florian Sareiter, derzeit noch zu früh, um darüber zu sprechen.

Wir konzentrieren uns erst mal auf die Landtagswahl. Im Übrigen habe ich nie gesagt, dass ich mich als Kandidat für das Amt des Wiesseer Bürgermeisters aufstellen lassen möchte.

Heute nun, zehn Monate später, hat Sareiter offiziell bestätigt, dass man bei der Wahl keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten haben werde. Die Begründung des Ortsvorsitzenden, gleich zu Beginn der Aufstellungsversammlung für die CSU-Gemeinderäte heute Abend im Gasthof zur Post, fiel relativ kurz aus.

Unsere Entscheidung, keinen eigenen Kandidaten zu stellen, ist der Tatsache geschuldet, dass die infrage kommenden Personen beruflich unabkömmlich sind.

Auf Nachfrage bestätigte Sareiter, dass eine dieser Personen er selber gewesen sei. Doch aufgrund eines neuen Jobs und seiner familiären Situation sei es dem 35-Jährigen nicht möglich, für den Posten des Rathaus-Chefs zu kandidieren. Man werde sich nun mit einer starken Liste auf die Arbeit in der Opposition konzentrieren und versuchen, die derzeit acht Sitze im Gemeinderat weiter auszubauen.

Der amtierende Bürgermeister Peter Höß von den Freien Wählern kann damit bereits jetzt für die nächsten sechs Jahre planen. Denn die SPD ‒ dritte Kraft in Bad Wiessee ‒ will laut Tagesordnung auf ihrer Aufstellungsversammlung nicht über einen Bürgermeisterkandidaten aus den eigenen Reihen sprechen. Und die Wahrscheinlichkeit, dass ein Partei-Freier bis zum 21. Januar auf die Bühne tritt, tendiert gen null.

Jodbad-Therme und große Schulden

Angesprochen auf die Möglichkeit eines CSU-Verzichts, erklärte Höß vor zehn Monaten, dass man das innerhalb der verschiedenen Wiesseer Parteien als Signal annehme, um im Interesse der Gemeinde „noch mehr zusammenzurücken“. Nun  kann sich der amtierende Bürgermeister darüber freuen, dass ihm ein, vor allem in der jetzigen Situation, ermüdender Bürgermeisterwahlkampf erspart bleibt.

Gleichzeitig können Höß und seine Mitarbeiter in der Verwaltung weiter planen und so unter anderem beim Jodbad-Vorhaben Kontinuität ausstrahlen. Dass das „Monsterprojekt“ mit einem Investitionsvolumen von mindestens 120 Millionen Euro in Kombination mit der immensen Schuldenlast Wiessees trotzdem starke Widersacher und eine echte Opposition braucht, ist unbestritten. Die CSU Bad Wiessee will das nun ohne Bürgermeisterkandidaten, dafür, so Sareiter, mit einem Team „aus wertvoller Erfahrung und Tatendrang“ versuchen.

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