Einige Male verschoben, fand nun gestern die mit Spannung erwartete Bürgerversammlung im Hotel Gasthof Zur Post statt. Die Veranstaltung war trotz Schulferien gut besucht. Die Bürger erhofften sich Informationen zu brennenden Themen der Gemeinde. Wie steht es um die Neuplanung des Jodbad-Areals, um die Spielarena, den Badepark, die Entwürfe des Architekten Matteo Thun und den Haushalt der Gemeinde?
Höß verkündet rosige Finanzlage
„Über die Finanzlage können wir alle ganz stolz sein, denn wir haben den gleichen Schuldenstand wie im Jahr 2007“, hob Höß mehrmals hervor. Die Rücklagen seien mit 6,7 Millionen Euro höher als vor sieben Jahren. Tatsache aber bleibt, dass die Gemeinde Schulden von 29,6 Millionen in den Büchern stehen hat.
Dennoch gibt sich der Rathauschef optimistisch: „Ihr müsst euch vorstellen, dass wir das Gemeindevermögen pro Jahr um 1 Million Euro erhöhen. Das muss erst einmal eine andere Gemeinde nachmachen.“ Denn Wiessee habe sein Vermögen durch den Kauf des Jodbad-Areals mit etwa 100.000 Quadratmetern um 12,2 Millionen Euro vergrößert, so die Rechnung von Höß. Geld sei auch durch Grundstücksverkäufe in die Kassen gekommen: 7 Millionen Euro.
Dagegen stehen die „gewaltigen Verluste“ der Spielbank in den vergangenen Jahren. „Seitdem gehen uns 11,6 Millionen Euro ab. Und dennoch haben wir das verkraftet.“ So habe man das Haus Rheinland für eine gute Million kaufen können, „ohne dass wir das Landratsamt fragen mussten“, erklärte Höß. Möglich sei dies auch durch Umstrukturierungen geworden, weil etliche Zuständigkeiten ins Rathaus geholt worden seien. Dieser Prozess laufe mit dem Ziel weiter, so Höß, „künftig freiwerdende Mittel in die Infrastruktur zu investieren“.
Badepark bleibt
Ziemlich Federn lassen müssen offenbar Matteo Thuns Planungen für das Jodschwefelbad-Areal. Wenig ist davon übriggeblieben. Höß sprach da lieber von einer „Weiterentwicklung“ des Kurviertels. So seien die von Thun ursprünglich konzipierten Eigentumswohnungen auf dem Areal „aus heutiger Sicht nicht mehr erforderlich. Auch die Verkehrswege im Kurviertel sollen nach gegenwärtigem Planungsstand weitestgehend bestehen bleiben“.
Selbst der einst heiß diskutierte Abriss des Badeparks, der zum Wahlkampfthema wurde, ist vom Tisch. „Aus heutiger Sicht kann der Badepark erhalten bleiben“, hofft Höß. Doch nach seiner Meinung sollte der Badepark privatisiert werden, wobei er auf Tegernsee verweist. Dort sei die Seesauna auch privatisiert worden. „Für den Badepark gibt es Interessenten, mit denen wir verhandeln werden“, verriet der Bürgermeister.
Einräumen musste er auch, dass Thuns Vorstellungen von einem öffentlichen Schwimmbad im Hotel nur schwer realisierbar seien. Offenbar bekommen damit Investoren kalte Füße. Denn bei einem öffentlichen Hotelschwimmbad müssten sich Investoren verpflichten, europaweit auszuschreiben, was viel Zeit kosten würde. Daher habe der Badepark wieder eine Zukunft.
Dagegen müsse die Spielarena dem Gesundheitszentrum weichen. „Die Ausweichmöglichkeit am Sportplatz als Alternative kommt wohl auch nicht in Frage, die Fläche ist zu klein“, gab Höß zu verstehen. „Hier müssen wir mit den Kollegen im Tal überlegen, wie man zu einer Lösung mit der Spielarena kommen kann.“
Ein anderes heißes Eisen in den vergangenen Gemeinderatssitzungen war immer auch die Gründung eines kommunalen Unternehmens zur Verwaltung der 200 Gemeindewohnungen. Nachdem das Landratsamt nun grünes Licht gegeben habe, sei das Kommunalunternehmen (KU) gegründet worden, es habe aber seine Arbeit noch nicht aufgenommen.
„Künftig werden die Mieteinnahmen in voller Höhe für die Modernisierung verwendet“, versprach Höß. Zusätzlich sei geplant, neue Wohnungen auf dem Gemeindegrundstück an der Dr.-Scheid-Straße 27 zu bauen. „Um jungen Familien günstige Wohnmöglichkeiten anbieten zu können, ist dieser Weg unverzichtbar.“
Weitere Bürgerversammlungen in diesem Jahr
Längeren Beifall bekam Höß beim Thema Asylbewerber. „Ich habe mich schon betroffen gefühlt, dass andere Landkreisgemeinden sich offenbar in der Premium-Region am Tegernsee zu gut sind, Asylbewerber aufzunehmen. Das lasse ich mir nicht nachsagen. Wir sind auch für diese Menschen da, die auf der Flucht sind.“
Dafür könne die Gemeinde ab April vorübergehend das Haus Rheinland zur Verfügung stellen. Zuvor müssten noch Brandschutzauflagen erfüllt werden. Die Kosten dafür schätzt Höß auf 10.000 Euro. „Ich gehe davon aus, dass wir in diesem Jahr noch weitere Bürgerversammlungen haben werden. Dies hängt davon ab, wie sich die Dinge weiterentwickeln. Es ist Einiges in Vorbereitung“, so Höß abschließend, „schauen wir mal, was auf uns zukommt.“ Am Ende der etwa eineinhalbstündigen Versammlung versprach Höß, „im Gemeinderat gelassener zu werden“. Die nächste Sitzung wird es zeigen.
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