Hohe Temperaturen: Parasiten im Tegernsee

Seit rund vier Wochen haben wir im Tegernseer Tal hochsommerliche Temperaturen mit konstant über 28 Grad Celsius. Auch das Wasser des Sees hat momentan mit über 23 Grad eigentlich eine perfekte Badetemperatur.

Doch das heiße Wetter zieht auch Parasiten an. Nun machen sich Larven von Saugwürmern in seichten Uferbereichen des Tegernsees breit. Diese verursachen Hautausschlag und Juckreiz.

Larven von Säugewürmern im Wasser des Tegernsee können momentan zu Hautausschlag und Juckreiz nach dem Baden führen
Larven von Säugewürmern im Tegernsee können momentan zu Hautausschlag und Juckreiz nach dem Baden führen

„Meine Bekannte hat mir erzählt, dass sie gestern im See schwimmen war und nun einen juckenden Hautausschlag am Körper hat ‒ ist das Baden momentan gefährlich?“ Diese und ähnliche Fragen von besorgten Lesern haben uns in den vergangenen Tagen mehrfach erreicht. Einige Bewohner sorgen sich angesichts der konstant heißen Temperaturen und des ausbleibenden Regens um die Wasserqualität des Tegernsees.

Anzeige

Grundsätzlich wird diese von der zuständigen Abteilung im Landratsamt in gewissen Abständen überprüft. „Die Wasserqualität des Tegernsees wird an den offiziellen EU-Badeplätzen regelmäßig untersucht. Die letzte Probe wurde am 10. Juli entnommen und führte zu einem bakteriologisch einwandfreien Ergebnis“, so Pressesprecherin Gabriele Dorby auf Nachfrage. Die nächste Messung werde, so Dorby weiter, in der Woche des 5. August turnusmäßig erneut durchgeführt.

Parasiten im seichten Wasser des Tegernsees

Dass die Befürchtungen der Bürger aber sehr wohl berechtigt sind, musste das Landratsamt heute eingestehen. So treten durch die hohe Wassertemperatur Parasiten auf, die in die Haut des Menschen eindringen und einen Juckreiz verursachen. „Ich sehe aus wie ein Streuselkuchen und hatte nach dem Baden im See am ganzen Körper einen Ausschlag“, so eine besorgte Rottacherin gestern am Telefon.

Und auch in der Tegernseer Hofapotheke von Andreas Obermüller häufen sich die Schilderungen Betroffener. Eine genaue örtliche Zuordnung kann jedoch der Apotheker nicht geben. „Wo genau die Kunden mit Ausschlägen gebadet haben, wissen wir nicht genau. Die Egerner Bucht ist bei so einem Wetter aber oft am meisten betroffen.“

Vor allem im ufernahen, besonders seichten Wasser treten die Parasiten auf
Vor allem im ufernahen, besonders seichten Wasser treten die Parasiten auf

Bei den geschilderten Fällen soll es sich um eine Zerkariendermatitis handeln. Das hat das Landratsamt Miesbach gegenüber der Tegernseer Stimme mittlerweile bestätigt. Bei dieser Hauterkrankung ‒ auch Badedermatitis genannt ‒ wird die Haut von winzigen Larven des Säugewurms befallen.

Diese Larven leben als Parasiten im Darm von Wasservögeln. „Bei besonders hohen Wassertemperaturen von über 23 Grad Celsius schwärmen sie dann aus und setzen sich im Wasser ab“, so die Wiesseer Hautärztin Dr. Ulricke Fischer auf Nachfrage. Der Mensch ist dabei aber nur der sogenannte Fehlwirt, eigentlich haben es die Larven auf die Enten abgesehen.

Vor allem im seichten Wasser kommen sie dann auch mit dem Menschen in Kontakt. Die Infektion erfolgt durch „versehentliches“ Eindringen der Zerkarien in die Haut. Der Mensch ist allerdings kein geeigneter Endwirt, deshalb können sie sich dort nicht weiterentwickeln und sterben nach wenigen Tagen ab.

Juckreiz und Hautausschlag als Folge

Zunächst verursacht der Befall einen Juckreiz, ähnlich einem Mückenstich. Nach mehreren Stunden machen sich dann ein noch stärkeres Jucken und rötliche Quaddelbildung an der jeweiligen Stelle bemerkbar. Der Befall ist zwar unangenehm und lästig, aber in der Regel harmlos, so die Meinung von Fischer:

„Das Ganze ist in den allermeisten Fällen harmlos und heilt, wenn man es nicht behandelt, innerhalb von 14 Tagen wieder ab, in ganz seltenen Fällen kann auch Fieber als Begleiterscheinung auftreten.“

Man kann die Badedermatitis aber auch mit Tabletten oder einer Lotion behandeln. „Ich kann hier entweder die Tabletten Lorano oder Cetirizin oder aber die Lotion Systral empfehlen ‒ alle sind in der Apotheke erhältlich“, so die Hautärztin.

Vorbeugend könne man auch eine Lotion aus kombiniertem Quallen- und Sonnenschutz auf die Haut auftragen. Auch wasserfeste Sonnencreme hilft.

Diese und ähnliche Salben und Tabletten helfen, die Symptome zu behandeln
Diese und ähnliche Salben und Tabletten helfen, die Symptome zu behandeln

Wer den Larven ganz aus dem Weg gehen will, sollte das Baden in flachen und wasserpflanzenreichen Uferzonen vermeiden, vor allem, wenn dort zugleich viele Enten auftreten, so die Aussage aus dem Landratsamt. Ein Zerkarienbefall kann auch durch das Ablegen der Badebekleidung nach dem Verlassen des Wassers und kräftiges Abtrocknen mit einem Handtuch vermindert werden.

Das Auftreten der Zerkariendermatitis stehe laut Landratsamt jedoch nicht im Zusammenhang mit mangelnder Wasserqualität des Tegernsees, wie sie vor zwei Monaten direkt nach dem Hochwasser vermehrt auftrat. Damals hatten die Behörden vom Baden an gewissen Bereichen des Tegernsees abgeraten.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner