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Der Ort, an dem die Bildhauer arbeiten, bietet ganz spezielle Gegebenheiten: Wald, Wasser, Abgelegenheit. Damit stellt sich die Frage, ob und was die entstehenden Arbeiten mit der Umgebung zu tun haben. Für die Münchnerin Sibylle Kobus ist genau dies ein zentrales Thema. Dann ihre Installationen sind generell „Raumkunstwerke“.
Sie nimmt Gegebenheiten von Orten auf und arbeitet mit ihnen. Das kann ein weißes Gewölbe sein oder eben der Fichtenwald an der Anderlmühle. Den kennt sie bereits seit dem 1. Symposium des Bildhauerkollegen Tobel und seiner Frau Christiane Ahlhelm vom Kunstdünger e.V. Kobus sagt:
Mich hat es gereizt, zu den schweren Materialien Holz und Stein einen Kontrast zu setzen.
Im Gegensatz zum Stein, der Ewigkeiten überdauert, sind die Arbeiten von Sibylle Kobus temporär und vergänglich. Luftig und leicht soll ihre Installation zwischen den Bäumen wirken. Die bräunlichen Strumpfhosen nehmen die Farbe der Rinde auf und setzen gleichzeitig als Kunstfaser-Produkt einen Kontrapunkt zur organischen Umgebung.
Der Außenraum bietet die Möglichkeit, richtig groß zu gestalten, ein kokon-ähnliches „Alien“, Gespinste von Stamm zu Stamm oder eine Art Riesen-Fallschirm über dem Weg: „Das schafft etwas Behütendes, ein Ort, unter dem Menschen zusammenkommen.“
Frauen und große Steine
Nicht nur der Ort, auch die familiäre Atmosphäre des Symposiums beeinflusst Künstler und ihre Arbeiten. Das hat Marcia de Bernado aus Brasilien bereits im vergangenen Jahr als Besucherin des Symposiums festgestellt.
Aber: „Es ist ein tolles Gefühl, in der Natur zu arbeiten – ganz anders als in der Stadt.“ Als sie das vorbereitende Feature bekam, stand für sie bereits fest, eine Bromelien-artige Stele zu gestalten. Wie eine riesige Pflanze soll sie schließlich aus dem Waldboden sprießen, getreu ihrem Motto „Eine Skulptur zu schaffen, ist wie das Keimen eines Samens.“
„In einer Art Metamorphose“ verwandelt de Bernado das harte Material in eine sanfte, organische Form. Frauen und große Steine passen für sie gut zusammen: „Ich brauche für die Arbeit keine körperliche Stärke, sondern nur die richtige Idee, Technik und Erfahrung.“
Der mit dem Findling flüstert
Auch für Sgirts Burvis aus Lettland ist die Landschaft, der Fluss und das Grün des Waldes Teil seines Konzepts. Er spricht von verschiedenen Arten von „Energie“. Sein Werkstück, ein von der Eiszeit rund geschliffener Findling, steht am Ufer der Mangfall. Ins Innere des Granits hat er eine hockende menschliche Silhouette geschlagen. Das Pendant gegenüber folgt.
Wenn Burvis sich hineinzwängt, sieht er fast aus wie ein Embryo im Bauch von Mutter Erde. Demnach sieht er seine Skulptur als eine Einladung „mit der Natur, oder auch mit einer anderen Person zu sprechen.“ So ein uralter Stein sei ein „Teil der Ewigkeit“, seine Skulptur gleichzeitig „schön und funktional“. Der Titel: „Whisper“ (Flüstern).
Vom Herz des Büffels
Auch der Münchner Sigi Bussinger begibt sich nicht nur symbolisch ins Innere. Nur durch einen Kontakt beim Symposium im vergangenen Jahr ist er zu seinem Werkstück gekommen, einem gut zwei Meter hohen und zweieinhalb Meter breiten Lindenknorz. Daraus wird eine begehbare Trommel, sein „Büffelherz“. Bereits seit mehreren Monaten höhlt er das Holz aus, ohne Maschinen, „mit der Hand, am besten im Rhythmus des eigenen Herzschlags“.
Jetzt steht das Werkstück am Flussufer. Er kampiert daneben im Zelt. In einem kleinen Lagerfeuer verbrennt er die Späne. Bespannt werden die Trommel-Öffnungen mit Büffelhaut. Ein rohes Fell hat Bussinger aus einer Bisonzucht nahe Freising besorgt und selbst bearbeitet.
Anstoß und Idee stammen von einem Aufenthalt bei den Lakota-Indianern. In deren Reservat hatte er geholfen, einen Kinderspielplatz zu errichten. Ein Gastgeschenk war eine Büffel-Plakette, „die ich immer bei mir getragen habe“.
Konzept und Brotzeit
Für den Moosacher Hubert Maier bietet die Kombination von Wasser und Stein „den schönsten Arbeitsplatz der Welt“. Sein Granitquader steht daher am Mangfall-Ufer. Aus der etwas verzogenen Geometrie der Natur entsteht ein Tisch mit angewinkeltem Bein.
Zusätzlich arbeitet Maier aus dem monolithischen Block vier Stühle heraus; mit minimalem Abfall an Staub und Bohrkernen aus den bestehenden 3,68 Tonnen Stein. Da kommt zur Kunst das Konzept und eine gehörige Portion Handwerk.
Die „archaische Form“ des Tisches soll nicht nur an den Ursprung des Wortes „Symposium“ erinnern, „ein Gastmahl mit geistreichen Gesprächen“. Ganz praktisch könnte sie auch Wanderern am idyllischen Flussufer künftig „als Ort zum Brotzeit-Machen“ dienen.
Mondphasen
Gastgeber Tobel schließlich bleibt seiner spiraligen Formensprache treu. Ineinander verschränkte Sicheln symbolisieren die Mondphasen, „auch eine Art Ying und Yang“. Was das mit dem Ort des 3. Internationalen Bildhauer-Symposiums zu tun hat? „Hier achtet man vielleicht mehr auf den Kreislauf der Natur, weil man die Verbindung unmittelbarer spürt.“
Die Werkphase dauert noch bis 26. Juni, werktags von 10 bis 17 Uhr. Während der Arbeitspausen haben Besucher die Möglichkeit, mit den Künstlern zu sprechen. Zur Finissage am Samstag, 27. Juni ab 17 Uhr werden die fertigen Arbeiten bei einem Rundgang durch die Skulptur-Lichtung vorgestellt.
Hier noch die anderen Kunstwerke
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